Auf Spuren der Bayern: BVB erschließt neue Geldquellen
Dortmund (dpa) - Borussia Dortmund bläst zum Angriff auf Primus FC Bayern München - nicht nur sportlich. Mit einer neuerlichen Kapitalerhöhung und dem Einstieg weiterer strategischer Partner erhöht der einzige börsennotierte deutsche Fußballclub seinen finanziellen Spielraum beträchtlich.
Voller Stolz gab BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kurz vor dem Bundesliga-Start die Zusage von Ausrüster Puma, Stadion-Namensgeber Signal Iduna und Hauptsponsor Evonik bekannt, größere Aktienpakete zu erwerben. „Der BVB ist dann bald schuldenfrei und hat auch noch ein ganz ordentliches Festgeldkonto - aber wir werden unsere Bodenständigkeit nicht ein bisschen verlieren.“
Damit wandelt der Revierclub auf den Spuren des FC Bayern. Beim deutschen Rekordmeister halten in Adidas, Allianz und Audi drei Unternehmen zu gleichen Teilen insgesamt 25 Prozent der Anteile. Wie erwartet nutzt der BVB das gesamte von der Hauptversammlung genehmigte Kapital und gibt insgesamt 24,6 Millionen neue Aktien aus.
Erwartet wird ein Bruttoemissionserlös in Höhe von 114 Millionen Euro. Schon vor rund zwei Monaten hatte der Spezialchemiekonzern Evonik rund neun Prozent der Aktien übernommen und dem Meisterschaftszweiten der vorigen Saison rund 26 Millionen Euro in die Kassen gespült.
40 Millionen Euro sollen nach Vereinsangaben in die Rückführung von Finanzverbindlichkeiten fließen. „Wir werden die eine oder andere Leasing-Vereinbarung überprüfen. Das Stadion wird komplett abgelöst werden“, kündigte Watzke an. Zudem gab der Geschäftsführer bekannt, dass Signal Iduna sich für fünf weitere Jahre bis zum 30. Juni 2026 die Namensrechte an der Dortmunder Arena gesichert hat.
Die BVB-Aktie legte deutlich zu. Am späten Nachmittag gewann sie mehr als ein Prozent auf 4,97 Euro dazu. Mit dem jüngsten Deal festigt der noch 2005 von der Insolvenz bedrohte BVB seinen Status als einer der beiden Branchenführer und verkleinert die große finanzielle Kluft zu den Münchnern. „Wir wollen Wachstum finanzieren - und aus dem Wachstum heraus ab 2018 deutlich mehr in das Budget der Mannschaft stecken“, sagte Watzke.
Dank seriöser Geschäftspolitik sowie sportlicher Erfolge mit zwei Meistertiteln (2011, 2012), einem Pokalsieg (2012) und dem Einzug in das Champions-League-Finale (2013) weckte der einstmals größte Problemfall des deutschen Fußballs das Interesse von Investoren.
„Es ist beeindruckend, was der BVB in den letzten Jahren sportlich und wirtschaftlich geleistet hat. Als einer der absoluten Spitzenclubs in Deutschland und Europa ist der BVB der perfekte Partner für PUMA, um die Sichtbarkeit unserer Marke national und international weiter zu erhöhen“, begründete Puma-Chef Bjørn Gulden den Einstieg seines Unternehmens.
Der größere finanzielle Spielraum dürfte die Chance der Borussia erhöhen, von bisher potenteren Clubs umworbene Stars halten zu können. Zum Verdruss der Dortmunder war Nationalspieler Mario Götze im vorigen Sommer mit Hilfe einer Ausstiegsklausel für 37 Millionen Euro zum FC Bayern gewechselt. Den gleichen Weg ging unlängst Robert Lewandowski - ablösefrei. Darüber hinaus wird darüber spekuliert, dass der BVB in Marco Reus zum Saisonende einen weiteren Leistungsträger verlieren könnte. Auch der Vertrag des Angreifers enthält eine Ausstiegsklausel, die einen vorzeitigen Vereinswechsel ermöglicht.
Doch die wachsende Finanzkraft soll nicht zum Leichtsinn verleiten. Wie schon in den vergangenen Jahren will der BVB finanzielle Drahtseilakte vermeiden. „Eine Mannschaft muss gesund wachsen. Kaderhygiene bleibt uns sehr wichtig“, kommentierte Trainer Jürgen Klopp die jüngsten Deals der Geschäftsführung.
Seinem Ziel, einen jährlichen Umsatz von über 300 Millionen Euro ohne Transfers zu erzielen, kam Watzke mit der neuerlichen Kapitalerhöhung einen Schritt näher. In der vergangenen Saison machte die Borussia einen Umsatz von 260,7 Millionen Euro und damit 44 Millionen weniger als in der Rekordsaison zuvor. Auch der Gewinn sank von 51,2 Millionen auf zwölf Millionen Euro.