Augsburg im Dilemma auf dem Weg nach Europa
Augsburg (dpa) - Auf dem Weg nach Europa hat der FC Augsburg noch ein paar Hürden zu nehmen - und die heißen wohl gar nicht Bayern, Schalke oder Mönchengladbach. Ihre internationale Reife müssen die schwäbischen Fußball-Überflieger gegen die vermeintlichen Außenseiter beweisen.
Beim 0:2 (0:1) gegen den 1. FSV Mainz 05 gelang das wieder nicht. „Das ist nichts Neues“, erklärte Offensiv-Antreiber Halil Altintop nach dem Rückschlag, „wir tun uns schwer, wenn wir das Spiel machen müssen“. Bei der selbst ausgerufenen Kür im langen Saisonfinish geht es für die schwäbischen Konter-Spezialisten nun darum, ein paar neue Varianten in die Offensive einzustreuen.
Gegen die abstiegsgefährdeten Mainzer fehlte nämlich ähnlich wie zuletzt schon beim 0:1 in Berlin die Durchschlagskraft. „Natürlich ist es schwer gegen einen Gegner, der mit acht oder zehn Mann am eigenen Sechzehner steht“, räumte Trainer Markus Weinzierl ein. Von einem speziellen Dilemma seiner Schützlinge, die in Dortmund (1:0) und gegen Wolfsburg (1:0) noch für Furore sorgten, wollte er nichts wissen. „Das Phänomen gibt es nicht nur beim FC Augsburg“, fand er.
Was andere Mannschaften im oberen Tabellendrittel der Bundesliga seiner Truppe voraus haben, benennt Weinzierl selbst. „Vorne brauchst du Eins-gegen-eins-Spieler, die wir nicht haben“, räumte er ein. Stürmer Dong-Won Ji blieb blass, vom eingewechselten Caiuby kam auch nichts und Joker Shawn Parker vermasselte die hundertprozentige Chance zum 1:1 (82. Minute). Wie es geht, zeigten vor 28 359 Zuschauern die Mainzer, die ihre wenigen Konterchancen zu den Toren von Shinji Okazaki (32.) und Ja-Cheol Koo (89.) nutzten.
Zwei Punkte rangiert das Bundesliga-Überraschungsteam nur noch vor der TSG Hoffenheim, und die hat nach dem klaren 3:0 über den HSV zur Jagd auf Augsburg aufgerufen. Hält das Weinzierl-Team dem Druck stand? Oder sorgt der schon frühzeitig gefeierte Klassenverbleib und die neue Fokussierung auf die Europacup-Plätze für Verkrampfung? „Uns hat noch nie was umgeworfen!“, betonte Verteidiger Jan-Ingwer Callsen-Bracker. „Wir müssen einfach wieder effektiver sein.“
Auch Altintop wollte von einer mentalen Blockade nichts wissen. „Es ist ja nicht so, dass wir rausgegangen sind und die Knie geschlottert haben“, bemerkte er. Für den Türken, der wie Ersatzkapitän Daniel Baier leicht angeschlagen aufgelaufen war und daher nicht den Druck im Angriff aufbauen konnte wie gewohnt, ist das 0:2 kein Grund zum Jammern. „Wir dürfen nicht vergessen, wir sind erst drei, vier Jahre in der Bundesliga“, sagte er. „Da müssen wir den Ball einfach flach halten. Ich bin überzeugt, dass wir wieder unsere Punkte holen.“
Die Gäste aus Rheinhessen können dagegen erstmal durchschnaufen, der erste Auswärtssieg seit dem dritten Spieltag sorgte endlich wieder für eine fröhliche Heimreise. „Es ist schon Ballast abgefallen“, resümierte Manager Christian Heidel. Gewonnen ist noch nichts, wie Trainer Martin Schmidt klarstellte. „Jetzt sind wir auf dem Weg, der uns etwas positiver stimmen lässt. Aber ich gucke auf die Tabelle und sehe, dass 29 Punkte noch zu wenig sind. Wir können uns ein bisschen freuen, dann geht’s weiter im knallharten Kampf gegen den Abstieg.“