HSV braucht Nachhilfe im Toreschießen - Adler sauer
Sinsheim (dpa) - Ex-Nationaltorwart René Adler hatte es die Laune nach seinem unverhofften Comeback gründlich verhagelt. Während sich seine Mitspieler beim stark abstiegsbedrohten Hamburger SV der 0:3 (0:1)-Niederlage bei 1899 Hoffenheim klaglos fügten, schimpfte der 30-Jährige nach dem Abpfiff:
„Wir müssen auch mal einen machen, dann nehmen wir halt ein 1:1 mit. So machen wir blind auf und verlieren das.“ Nach dem fünften Spiel ohne Sieg in Serie muss der „Dino“ der Fußball-Bundesliga weiter zittern - bei 16 Toren in 25 Spielen ist das nur logisch.
„Da geht man natürlich enttäuscht raus. Die Situation ist nach wie vor nicht gut“, meinte Sportdirektor Peter Knäbel angesichts von nur zwei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz mit dem SC Paderborn.
„Anderen Mannschaften in Unterzahl wäre es nicht anders gegangen“, fügte der überzeugend auftretende Adler am Ende etwas versöhnlich hinzu. Der Schlussmann war zu seinem erst dritten Saisoneinsatz gekommen, als sein Konkurrent Jaroslav Drobny wegen einer Notbremse an Sven Schipplock die Rote Karte gesehen hatte. Da half es Drobny auch nichts, dass er Schiedsrichter Günter Perl die Stollenabdrücke Schipplocks zeigte, der ihn an den Rippen getroffen hatte. Eugen Polanski verwandelte in der 22. Minute den fälligen Elfmeter für Hoffenheim, auch wenn Adler mit den Fingerspitzen dran war.
„Alle haben gesehen, dass uns der Elfmeter ein bisschen aus dem Konzept gebracht hat“, meinte HSV-Trainer Josef Zinnbauer. „Danach haben wir bis zur 81. Minute das Spiel einigermaßen verteidigt.“ Mehr aber auch nicht. Vor 30 150 Zuschauern in der ausverkauften Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena machten erneut Polanski (81.) sowie Sebastian Rudy (87.) alles klar für die stets überlegene TSG, deren Chefcoach Markus Gisdol nur eines zu bemängeln hatte: „Wir hätten vielleicht früher den Sack zumachen können.“
Die Hamburger Fans verabschiedeten ihr Team mit Beifall, aber zu beklatschen gab es kaum etwas: Mit der 14. Partie ohne eigenen Treffer in dieser Spielzeit stellte ihre Mannschaft bereits jetzt den Vereins-Negativrekord aus der Spielzeit 1991/92 ein. Zu allem Übel zog sich Routinier Heiko Westermann eine Innenbandverletzung zu. „Er hat einen Schlag aufs Knie bekommen und wird wahrscheinlich nächste Woche ausfallen“, erklärte Trainer Josef Zinnbauer.
Ein zweites Comeback eines HSV-Profis ging ziemlich unter: Lewis Holtby durfte in der 80. Minute erstmals seit seiner schweren Schulterverletzung Mitte Januar aufs Feld, musste sich aber gleich das 0:2 anschauen. Rafael van der Vaart hatte Zinnbauer ganz auf der Bank gelassen.
Gemeinsam mit dem nächsten Gegner Hertha BSC bleibt der HSV mit nur neun Punkten aus 13 Begegnungen das schwächste Auswärtsteam der Liga. Das „Schneckenrennen“ der Abstiegskandidaten im Tabellenkeller kommentierte Zinnbauer mit Humor: „Wenn man unten drin hängt, ist es manchmal gut, wenn es beim Schneckentempo bleibt. Sonst würden uns andere überholen.“
Unterschwellig klang da die Hoffnung durch, dass sich die Hanseaten irgendwie durchmogeln. Schon in der vergangenen Saison hatten sie es mit mickrigen 27 Punkten noch in die Relegation geschafft. Die bevorstehende Partie am Freitagabend gegen Berlin sieht Knäbel als Prüfung: „Da geht es gegen einen direkten Konkurrenten, da haben wir nicht immer überzeugt.“