Badstuber sprachlos - Ribéry befreit von Pep-Fesseln
Chicago (dpa) - Holger Badstuber posierte noch kurz mit einem Fan für ein gemeinsames Foto, dann stapfte der Rückkehrer wortlos Richtung Mannschaftsbus. Franck Ribéry fühlt sich befreit von Pep.
Die Bewertung seines kurzen Comebacks fünf Monate nach einem Knöchelbruch überließ der Fußball-Nationalspieler in der Nacht zum Donnerstag in Chicago nach dem unglücklichen 3:5 des FC Bayern im Elfmeterschießen gegen den AC Mailand lieber anderen. Das Urteil des Trainers fiel dabei wohlwollend aus. „Es war unser Plan, ihn nur 30 Minuten spielen zu lassen. Das war gut für ihn nach der langen Pause. Er hat es gut gemacht“, sagte Carlo Ancelotti.
Auch seine erste Niederlage als Bayern-Trainer im vierten Testspiel der Saisonvorbereitung nahm der Italiener sehr gelassen hin, zumal es nach den regulären 90 Minuten unentschieden gestanden hatte - 3:3. „Das Ergebnis ist unwichtig. Wir sind noch am Anfang und machen noch Fehler. Wir haben Zeit, uns weiter zu verbessern“, resümierte Ancelotti nach der ersten Partie auf der USA-Reise des FC Bayern.
Ohne acht noch urlaubende EM-Teilnehmer sowie die verletzten Arjen Robben und Douglas Costa ist Ancelotti in den Vereinigten Staaten zum Improvisieren verdammt. Nur 13 Profis hat er dabei, dazu Nachwuchs- und Amateurspieler. Beim Elfmeterschießen, das beim International Champions Cup zur Ermittlung eines Siegers dient, leistete sich Abwehrspieler Rafinha als einziger Schütze einen Fehlschuss.
Badstubers Rückkehr war die gute Nachricht. Auch wenn der seit Jahren von schweren Verletzungen geplagte Abwehrspieler verständlicherweise noch etwas eingerostet wirkte. Die Automatismen fehlen, das Gefühl für Raum und Zeit. Vorne köpfte der Innenverteidiger fast ein Tor, hinten verursachte er mit einer missglückten Ballannahme das 0:1.
„Wir freuen uns alle, dass er wieder ein Spiel gemacht hat auf dem absoluten Topniveau. Das tut ihm gut, das tut uns allen gut“, sagte Kapitän Philipp Lahm: „Wichtig ist, dass er wieder auf dem Platz steht, dass er die Wettkampfhärte wieder bekommt.“ In Spiel Nummer zwei an diesem Samstag in Charlotte gegen Inter Mailand möchte Ancelotti den Rückkehrer bereits etwas länger spielen lassen.
Reden mochte auch Franck Ribéry nach dem Test im mit 44 826 Fans gut gefüllten American-Football-Stadion der Chicago Bears nicht. Der Franzose hatte wenige Stunden vor dem Spiel mit einem heftigen verbalen Nachtreten gegen Ex-Coach Pep Guardiola für Wirbel gesorgt.
Der 33-Jährige schwärmt nur so von Ancelotti - „ein richtig guter Trainer, eine große Persönlichkeit, ein guter Mensch“. Der neue Chef gebe den Spielern, „was wir vorher ein bisschen vermisst haben“. Ancelotti sei „schon lange Trainer und komplett anders“. Guardiola dagegen „hat noch keine lange Karriere als Trainer. Er ist jung.“
Rumms, das saß. Auch auf dem Platz betätigte sich Ribéry gegen Milan als Anführer. „Ribéry war einer der Besten“, lobte Ancelotti den zweifachen Torschützen. Bayern-Treffer Nummer drei erzielte David Alaba. Ribéry sieht sich von den taktischen Pep-Fesseln befreit. „Ich brauche keinen Trainer, der mir sagt, was ich richtig machen muss auf dem Platz, wenn ich den Ball habe“, sagte der 33-Jährige deutlich.
Für den AC Mailand trafen gegen eine wacklige Bayern-Abwehr M'Baye Niang, Andrea Bertolacci und Juraj Kucka. „Solche Tests sind wichtig“, urteilte Lahm. Das Publikum wurde bestens unterhalten, auch das ist ein Ziel der US-Werbetour. Im Stadion waren die Bayern-Fans klar dominierend. „Traumhaft. Das ist wirklich etwas Schönes. Wir waren klar in der Überzahl. Weit weg von zuhause so eine Atmosphäre, super. Da macht es Spaß, Fußball zu spielen“, resümierte Lahm.