Ballack schimpft und will Rückkehr zum Einmaleins
Leverkusen (dpa) - Maskenmann Michael Ballack gab das Versteckspiel auf. Mit schonungsloser Offenheit analysierte der Fußballprofi das 2:2 (2:1) von Bayer Leverkusen gegen den Hamburger SV.
Ballack sprach von Schlafmützigkeit, fehlendem Glaube an die eigene Stärke, von nicht erfüllten Erwartungen: „Platz acht, neun - das ist natürlich nicht unser Anspruch. Wir machen uns die Spiele selbst kaputt. So verschenkst du im Moment Punkte.“
Von den teilweise glanzvollen Auftritten der vergangenen Spielzeit unter Jupp Heynckes ist bei der Werkself aktuell viel zu selten etwas zu sehen. 30 Minuten Hurrastil und eine 2:0-Führung durch André Schürrle (5. Minute) und Lars Bender (20.) - das war's, die Bayer-Anhänger unter den 30 210 Zuschauern in der ausverkauften Arena quittierten das Remis mit einem auch für Trainer Robin Dutt unüberhörbaren Pfeifkonzert. „Im Kopf ist dieses 2:2 ein Rückschritt„, bekannte der sichtlich ratlose Heynckes-Nachfolger.
Es läuft einfach nicht, Ballack und Co. kommen nicht auf Touren. Für den ehemaligen Nationalspieler fühlte sich das 2:2 wie eine Niederlage an. „Ja, absolut“, bestätigte der 35-Jährige. Und setzte mit sarkastischem Unterton noch einen drauf: „Was uns in den letzten Wochen ausgezeichnet hat, hat man wieder gesehen: Mit einer Aktion, mit Schlafmützigkeit, bringen wir die Hamburger zurück ins Spiel - unnötig.“
HSV-Kapitän Heiko Westermann wurde von der Bayer-Abwehr beim Kopfballtor zum 1:2 (34.) regelrecht eingeladen, Marcell Jansens 2:2 (57.) machte die gefühlte Bayer-Pleite vier Tage nach dem 1:3 von Valencia in der Champions League perfekt. Ballack wurde deutlich: „Ein 2:0 zu Hause muss eigentlich reichen.“
Seine Empfehlung: „Wir müssen das Einmaleins des Fußballs wieder anwenden.“ Keine Schönspielerei mehr, stattdessen Ackern, Fußball arbeiten, sich in die Zweikämpfe werfen. So, wie es Thorsten Finks Hamburger taten. „In Leverkusen nach einem 0:2 zurückzukommen - das zeigt, dass man Qualität und Charakter hat“, lobte der neue HSV-Trainer sein Team, dem er in der ersten halben Stunde allerdings eine „katastrophale“ Vorstellung bescheinigte.
Nicht Fisch, nicht Fleisch - das prägt Finks bisheriges Wirken in Hamburg. Der vierte Verantwortliche auf der HSV-Bank in dieser Saison ist mit seinem Team noch ungeschlagen, indes auch noch ohne Sieg. „Die Moral stimmt in der Truppe, sonst kann man ein 0:2 in Leverkusen nicht aufholen“ - das immerhin nahm Fink als Positivum mit auf den Weg in das Heimspiel gegen Hoffenheim am 20. November.
Dass Schiedsrichter Knut Kircher einen Jansen-Treffer (41.) wegen Foulspiels nicht anerkannte, störte Fink nicht sonderlich, wohl aber Westermann: „Es war nicht okay, dass wir dieses Tor nicht bekommen haben“, trauerte er dem vorzeitigen 2:2 hinterher - weil er sogar den Bundesliga-Premierensieg mit dem Neuen auf der Kommandobrücke im Sinn hatte. Westermann: „Zu diesem Zeitpunkt war Leverkusen tot.“