Baumann bastelt an Werder-Zukunft - Skripnik bleibt
Bremen (dpa) - Die Arbeitsbeziehung zwischen Werder Bremen und seinem Trainer Viktor Skripnik bleibt auch unter dem neuen Sportchef Frank Baumann fragil. Der Nachfolger des beurlaubten Thomas Eichin stärkte dem umstrittenen Werder-Coach bei seiner Vorstellung zwar den Rücken.
Gleichzeitig machte Baumann aber auch klare Ansagen an den Ukrainer, der mit Werder erst am letzten Spieltag den Verbleib in der Fußball-Bundesliga gesichert hatte. „Viktor Skripnik ist der bestmögliche Trainer für Werder Bremen“, sagte Baumann einerseits. Mimik und Gestik des gebürtigen Franken blieben dabei auffällig nordisch kühl. Der 40 Jahre alte frühere Werder-Kapitän, der als Spieler zusammen mit Skripnik 2004 das Double aus Pokal und Meisterschaft für die Bremer gewonnen hatte, verschwieg aber nicht die Forderungen, die er an Skripnik hat.
„Wir haben in der kritischen Analyse Dinge festgestellt, die nicht optimal gelaufen sind“, sagte Baumann etwa und ergänzte: „Wir haben klare Erwartungen formuliert. Die Erwartung an Viktor ist, dass er sich auf die Entwicklung der Mannschaft konzentriert.“
Dem 46 Jahre alten Ukrainer wird intern vorgehalten, viele unnötige Baustellen aufgebaut zu haben. Auch das schwierige Verhältnis zu den Medien wird Skripnik angelastet. „Da hat er sich sicher nicht immer glücklich verhalten“, bestätigte Baumann, der den Weg mit Skripnik anders als sein Vorgänger Eichin aber zunächst weiter gehen will.
Der noch bis 2017 gültige Vertrag mit dem Coach soll „zu gegebener Zeit“ verlängert werden. Der Werder-Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Marco Bode hatte sich von Eichin getrennt, weil dieser ein Aus von Skripnik gefordert haben soll. Dass ein klares Bekenntnis zum Coach bis zur offiziellen Vorstellung Baumanns am Freitag ausblieb, zeigte einerseits den tatsächlich schwierigen Stand des mitunter spröden bis unfreundlichen Ukrainers. Andererseits sollte Baumann die Entscheidung selbst verkünden, um dessen Stellung zu stärken.
In der Vor-Eichin-Zeit hatte sich Baumann die Rolle an vorderster Front noch nicht zugetraut. Dies hat sich inzwischen geändert, wie auch der beherzte Auftritt Baumanns verdeutlichte. „Es ist nicht meine Zielsetzung, den Klassenverbleib zu bejubeln, als hätten wir die Champions League gewonnen“, sagte Baumann, der selbst Spieler in der sehr erfolgreichen Werder-Zeit unter Trainer Thomas Schaaf und Manager Klaus Allofs war. Bei Bode schwang am Freitag die vage Hoffnung mit, jetzt, da wieder nur wie einst ehemalige Werder-Spieler in handelnden Positionen sind, der Club wieder ansatzweise dorthin kommt, wo er einmal war. „Ich drücke ihm fest die Daumen, den Club wieder in eine erfolgreichere Zukunft zu führen. Ich bin überzeugt, dass ihm das gelingen wird“, sagte Bode über Baumann.
Wie weit die Realität von dieser Wunschvorstellung noch entfernt ist, zeigt die Personalie Jannik Vestergaard. Vor nicht allzu langer Zeit kaufte Werder Borussia Mönchengladbach hoffnungsvolle Spieler wie einst etwa Marko Marin weg, nun hat Werder gegen die Borussia offenbar keine Chance im Ringen um Vestergaard mehr. „Eine Einigung zwischen ihm und Borussia Mönchengladbach ist da“, sagte Baumann, der dennoch um den Garanten im Kampf gegen den Abstieg kämpfen will. „Aber ich bin nicht sicher, ob ich ihn noch einmal umstimmen kann.“ Ein Abgang des dänischen Innenverteidigers dürfte mit gut zehn Millionen Euro an Ablöse versüßt werden.