Bayer-Desaster zur Unzeit
Nach der Niederlage im Pokal gegen Kaiserslautern leckt Leverkusen seine Wunden.
Leverkusen. Am Donnerstag Morgen ergriff der Sportdirektor das Wort. Rudi Völler hat einige Endspiele ausgetragen, 1990 als Spieler und 2002 als Trainer gar WM-Finals. Also gilt der Mann als aufrechter Experte, wenn das zu beurteilen ist, was die Profis von Fußball-Bundesligist Bayer 04 Leverkusen am Mittwochabend verspielt haben. 0:1 gegen Zweitligist Kaiserslautern nach Verlängerung verloren, DFB-Pokal-Halbfinale und damit die Chance auf das Finale in Berlin: Geschichte. An einem tristen Wintertag in Leverkusen starb die Aussicht auf einen sonnigen Mai-Termin in Berlin.
„Ich weiß, was Rudi gesagt hat. Und ich stimme ihm zu“, sagte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade — ohne Inhalte verraten zu wollen. Man ahnt es aber: Dass ein Erstliga-Spitzenteam gegen einen Zweitligisten nicht verlieren darf, wenn es um ein Ziel geht, das der Club seit Monaten als großes interpretiert. „Der Pokal ist ein großes Ziel“, hatte Schade stets formuliert. Dazu brauche es Losglück.
Ein Heimspiel gegen Lautern fällt darunter. Am Donnerstag versuchte sich Schade — noch immer „geschockt von einem sehr enttäuschenden Abend“ — in Galgenhumor. „Nach der neuen Auslosung muss ich sagen, wir haben unser Ausscheiden nur um eine Runde vorgezogen.“ Die Pfälzer spielen im Halbfinale beim FC Bayern.
Es ist ein Wesensmerkmal der Leverkusener, zu oft zu verlieren, wenn sie die große Chance auf öffentliche Wahrnehmung haben. Das war in dieser Saison beim 0:5 gegen Manchester United in der Champions League so, das gilt im DFB-Pokal seit Jahren. Die Bilanz der letzten acht Spielzeiten: Zweimal raus in der ersten, dreimal in der zweiten Runde, dazu ein Achtel-, jetzt ein Viertelfinale — und nur ein Finale, das 2009 gegen Bremen verloren ging.
Und nun? Wieder viel Frust. „Wir haben den Kampf nicht angenommen“, haderte Schade. Verstehen kann er es nicht. „Das ist auch nicht zu entschuldigen.“ Trotzdem wird Trainer Sami Hyypiä in Ruhe weiterarbeiten können. „Wir sind mit seiner Arbeit sehr, sehr zufrieden. Er hat uns in der Bundesliga auf einen zweiten Platz geführt. Obwohl es Teams hinter uns gibt, die einen besseren Kader haben als wir.“ So sind sie in Leverkusen. Die Möglichkeiten sind analysiert, daran wird alles bemessen. Wie auch die nächsten Aufgaben: Schalke kommt am Samstag, dann spielt Bayer Leverkusen in Wolfsburg. „Mit denen liegen wir auf Augenhöhe“, sagt Schade. Und dazwischen kommt am Dienstag Paris St. Germain in der Königsklasse. „Paris ist Kür“, sagt Schade.
Dass die „hochverdiente“ Pleite gegen Lautern spürbar finanziell nachwirkt, sieht Schade nicht. „Der Pokal ist kein großes Finanzgeschäft. Das ist ein Prestigeobjekt.“ Vielleicht war das Aus gegen Kaiserslautern gerade deswegen wirklich schlimm.