Bayer Leverkusen für den Saisonendspurt gefestigt

Köln (dpa) - Wären da nicht diese Unbeständigkeit und dieses Launenhafte - die Bayer-Fußballer hätten sich in dieser Saison sicher vorzeitig für die großen Aufgaben qualifiziert.

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Erst jetzt, im Endspurt, wirken die Leverkusener so stabil und widerstandsfähig, dass der zeitweise umstrittene Trainer Roger Schmidt angesichts der aktuellen Entwicklung auf die Frage, ob er denn auf die direkte Königsklassenteilnahme setzt, selbstbewusst sagen kann: „Ja klar. Natürlich.“

Die Zahlen geben ihm recht. Denn mit dem 2:0 (2:0) beim Nachbarn 1. FC Köln gelang der Werkself nicht nur der vierte Bundesligasieg in Serie. Es war der vierte ohne Gegentor, und einer, der Mut macht für die verbleibenden Begegnungen: Gegen Eintracht Frankfurt, auf Schalke, gegen Hertha BSC, in Mönchengladbach und zum Kehraus am 14. Mai gegen Ingolstadt sollten Schmidt und Co. angesichts neuer Beständigkeit die Punkte holen können, die das zwischendurch eigentlich Unmögliche doch noch Realität werden lassen.

Als Vierter sind sie nah dran, der Rückstand auf Hertha BSC hat sich nach den Toren von Köln durch den im Moment unwiderstehlichen Julian Brandt in der 39. Minute und Javier Chicharito Hernández (44.) auf einen Zähler verringert. Ob sein Team denn da der Gewinner des 29. Spieltags sei? „Ja, absolut“, beantwortete Weltmeister Christoph Kramer diese Frage.

Denn Bayer habe ja wirklich eine Krise gehabt, das gab der defensive Mittelfeldmann zu. Jetzt aber ist das Ziel nach Monaten mit Tiefgang und Turbulenzen nah. Kramer beschwor es am Sonntagabend fast, als er sagte, den für ihn „goldenen Spieltag“ ins Ziel retten zu wollen. Und dieses Ziel ist Rang drei, um den es am 30. April in der BayArena gegen die Berliner eine Art Finale geben könnte.

Da zeigt sich Schmidt selbstsicher, warnt aber auch: „Es werden noch fünf harte Wochen für uns.“ Schon oft haben Bayer-Teams, speziell in der Rückrunde, vieles von dem nicht positiv verwerten können, was sie sich zuvor erarbeitet hatten. Diese negativen Tendenzen scheinen nun nicht vorhanden. „Momentan ist nicht nur bei mir, sondern auch bei der Mannschaft der Knoten geplatzt“, kommentierte der 19-jährige Brandt die Positiv-Phase.

Und die Kölner? Sie müssen nach der vierten Heimniederlage in Serie den Blick ein wenig sorgenvoll nach unten richten: Sechs Punkte Differenz auf den Abstiegs-Relegationsplatz machen nun Siege vonnöten. Das weiß auch Coach Peter Stöger, dem seine Elf kein Geschenk zum 50. Geburtstag am Tag nach der Derbyniederlage machen konnte. „Nicht zurücklehnen - wir brauchen noch Punkte. Aber die werden wir noch machen“, kündigte der Österreicher an.

Vorerst ohne den zuletzt so starken Leonardo Bittencourt: In der Nachspielzeit grätschte der Kölner so vehement und unbeherrscht in Leverkusens Admir Mehmedi, dass Schiedsrichter Manuel Gräfe Rot zeigen musste. In dem Tumult danach griff Bayers Brasilianer Wendell, zuvor schon verwarnt, dem FC-Mann Filip Mladenovic an den Hals - Gelb-Rot war die Folge. Beide Trainer, sicherlich eine Rarität, stuften diese Platzverweise als korrekt ein.