Bayer-Profis wütend über Schmährufe

Leverkusen (dpa) - Für die Profis von Bayer Leverkusen war am Karnevals-Samstag nach dem 4:1 gegen den FC Augsburg Schluss mit lustig. Die Pfiffe gegen die Werkself, Schmährufe gegen ihren Trainer Robin Dutt und Vereinschef Wolfgang Holzhäuser provozierten ihren Zorn.

„Als Mannschaft können wir das nicht nachvollziehen und tolerieren, weil es jetzt immer wieder passiert“, ärgerte sich Interimskapitän Gonzalo Castro, „aber das muss uns ganz egal sein.“ Auch Nationalspieler André Schürrle war aufgebracht und verbarg seinen Ärger nicht. „Ich dachte, hier würde Ruhe herrschen - aber es ist das krasse Gegenteil im Moment“, schimpfte der Ex-Mainzer. „Es gibt viele Themen, die nichts mit dem Fußball zu tun haben.“ Dazu gehörten auch „Trikottausch und solche Geschichten“.

Bei der Champions-League-Partie gegen den FC Barcelona (1:3) hatten die Bayer-Profis Manuel Friedrich und Michal Kadlec für Aufsehen gesorgt, weil sie mehr am Trikot von Lionel Messi als am Spiel interessiert zu sein schienen. „Das nervt einfach“, meinte Schürrle. Bayer-Sportdirektor Rudi Völler, der zunächst erbost die beiden Profis verdonnerte, die Trikots für einen guten Zweck zu stiften, gab sich im „Doppelpass“ des TV-Senders Sport1 versöhnlich: „Die Geschichte war nicht so schlimm und harmlos.“

Weitere Steilvorlagen zum Aufruhr sind für den Bayer-Anhang zwei andere Dauerthemen: Michael Ballack und die Spekulationen über das Verhältnis zwischen Mannschaft und Chefcoach Dutt. „Ohne Trainer wären wir auf Platz zwei“, brüllten einige Fans und riefen nach dem verletzten und vom Club in die Schranken verwiesenen Ballack. „Bei uns läuft es untereinander hervorragend, auch mit dem Trainer“, versicherte Castro. „Kein Spieler von uns hat Differenzen mit ihm.“ Auch für Ex-Nationalspieler Ballack brach er eine Lanze: „Er tut mir am meisten leid, weil er in den Zeitungen nie etwas Negatives gesagt hat.“

Diplomatisch äußerte sich Dutt zu den permanenten Anfeindungen. „Die Ansprüche sind hoch. Wenn die Leute nicht zufrieden sind, müssen wir uns hinterfragen, was wir besser machen können“, meinte der 47-Jährige. „Und wenn die Mannschaft so gut auftritt wie heute, halte ich gern meinen Kopf hin.“

Vier Tage nach der Fußball-Lektion gegen Barcelona war beim Bundesliga-Sechsten der Wille zum Erfolg da, nicht immer aber die spielerische Klasse. Nach dem 1:0 durch Stefan Kießling (25. Minute) konnte Ja-Cheol Koo (50.) für den Tabellenvorletzten aus Augsburg noch ausgleichen. Danach sorgten Castro (60.), erneut Kießling (64.) und Schürrle (70.) mit ihren drei Treffern für den 300. Heimsieg.

„Nach dem Sieg gegen Augsburg kann man nicht sagen, dass alles Friede, Freude, Eierkuchen ist“, sagte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler selbstkritisch. „Wir müssen das Vertrauen der Zuschauer zurückgewinnen. Als Mannschaft sind wir unter unseren Möglichkeiten geblieben“, stellte er fest.

„Leverkusen war die bessere Mannschaft. Diese Qualität haben wir nicht. Damit gehen wir aber nicht unruhig um“, sagte FC-Trainer Jos Luhukay. Nicht so locker steckte Augsburgs Torwart Simon Jentzsch die Niederlage weg: „In entscheidenden Szenen waren wir zu passiv. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Sonst wird es schwer mit dem Klassenerhalt.“ Deshalb soll nun im Abstiegsduell gegen Hertha BSC beim Comeback von Trainer Otto Rehhagel ein Sieg her. „Da müssen wir es besser machen“, forderte Luhukay.