Borussia Mönchengladbach Borussia verliert bei Bayer Leverkusen - die Analyse
Leverkusen. Borussia Mönchengladbach hat in der Fußball-Bundesliga einen herben Dämpfer im Kampf um die Europapokalränge hinnehmen müssen. Die Fohlen unterlagen am 26. Spieltag bei Konkurrent Bayer Leverkusen mit 0:2 (0:1), kassierten damit im dritten Saisonduell mit dem Werksklub (Liga und Pokal) die dritte Niederlage und sind aktuell nur noch Mittelmaß.
Der Moment des Spiels:
Mit Spielbeginn setzte eine Schweigeminute im Gladbacher Fan-Block ein, dazu ist eine Trauer-Choreographie zu sehen gewesen. Hintergrund: Die VfL-Treuen ehrten damit Kult-Anhängerin Waltraud „Walli“ Hamraths, die jüngst im Alter von 83 Jahren verstorben war. Walli hatte über Jahrzehnte hinweg die Fohlen unterstützt, war überall mithingereist, durfte in den 1970er Jahren Titel und Pokalgewinne feiern („Das war super. Vier Tage besoffen.“). Faire Geste des Leverkusener Anhangs: Sie schwiegen ebenfalls.
Der Spieler des Spiels: Der heißt Lucas Alario. Der argentinische Stürmer in Diensten des Werksklubs erzielt nicht nur das vorentscheidende 1:0 im West-Duell, legt zudem Brandt in der Schlussphase das 2:0 auf, sondern ist ein ständiger Unruheherd, der die Gladbacher Defensive vor Aufgaben stellt. Alario steht für Durchschlagskraft und somit für das, was den Fohlen derzeit fehlt.
Der Aufreger des Spiels: Aufregung im Gladbacher Fanblock nach dem Schlusspfiff in der Leverkusener Arena. Die nächste Pleite (0:2) gegen den Werksklub lässt bei einigen Anhängern vor Enttäuschung die Sicherungen durchknallen. Es gibt wütende Pfiffe und zum Teil obszöne Gesten Richtung eigene Mannschaft, gen Borussen-Profis. Der Anhang verweigert in Teilen der Hecking-Elf die Verabschiedung. Folge: Sommer, Stindl, Kramer und Co halten erkennbar Abstand von der Gäste-Kurve. Immer wieder sind Rufe der VfL-Anhänger zu hören gewesen: „Wir wollen euch kämpfen sehen!“ Offenbar hatte dem harten Kern die Vorstellung der eigenen Mannschaft nicht gefallen. Borussias Mittelfeldspieler Christoph Kramer sagt zu den Fan-Pfiffen: „Ich habe gekämpft und alles gegeben - aber jeder Fan darf singen was er will. Wir müssen akzeptieren, dass Leverkusen in diesem Spiel einfach mal die bessere Mannschaft gewesen ist.“
Chronik des Spiels: Das West-Duell ist eine einseitige Partie. Leverkusen dominiert nach rund 15 Minuten das Geschehen, Borussia wirkt im Aufbauspiel und im gegnerischen Strafraum harmlos, verleitet zudem den Gegner durch leichte Ballverluste und zum Teil katastrophal ausgeführte Standardsituationen zu gefährlichen Kontern. Borussia hat zunächst noch Dusel, als Volland aus rund zweiten freistehend am Tor vorbeiköpft, dann schlägt Bayers Offensiv-Wucht um den flinken Bailey zu. Dieser flankt herein, Volland legt per Kopf ab und Alario vollendet zur verdienten Führung wenige Minuten vor der Halbzeit. Und Borussia? Hat nicht eine gefährliche Aktion. Gleiches Bild nach dem Seitenwechsel. Leverkusen verpasst es, vorzeitig alles klar zu machen. Muss daher kurz zittern, als die Gäste in der Schlussphase noch einmal auf den Ausgleich drücken. Allerdings köpft bei Borussias bester Chance der eingewechselte Drmic freistehend den Ball neben das Gehäuse. Bayers Schlussmann Leno muss auch noch eine Glanzparade zeigen, er verhindert ein Eigentor seines Mitspielers Wendell per Reflexabwehr. In der Nachspielzeit nutzt Bayer die freien Räume und kommt durch Brandt zum 2:0 Endstand.
Dieter Hecking (Borussia Mönchengladbach): „Wir müssen zugeben, dass der Sieg für die Leverkusener vollauf in Ordnung geht. Sie waren die bessere Mannschaft, hatten eine höhere Ballsicherheit und haben in den entscheidenden Zweikämpfen das nötige Durchsetzungsvermögen gezeigt. Meine Mannschaft hat dagegen im Umschaltspiel nicht das nötige Tempo gehabt, um zum Abschluss zu kommen. Außerdem waren wir in den entscheidenden Zweikämpfen nicht robust genug. Wir haben hinten heraus alles riskiert und sind dadurch nochmal besser ins Spiel gekommen. Wir hatten in der Schlussphase auch noch zwei Chancen, aber unter dem Strich geht Leverkusen als verdienter Sieger vom Platz."
Heiko Herrlich (Bayer Leverkusen): „Wir haben in dieser Saison schon zweimal gegen Borussia gespielt, und in beiden Partien gab es Phasen, in denen wir sie haben spielen lassen. Natürlich war es deshalb unser Plan, Gladbach möglichst nicht ins Spiel kommen zu lassen. Wir waren sehr fleißig und standen sehr kompakt, deshalb ist uns das bis auf die Schlussphase auch gut gelungen. Der Sieg war ein ganz wichtiger Schritt Richtung internationaler Plätze, weil wir einen direkten Konkurrenten auf neun Punkte distanziert haben.“