Borussia Mönchengladbach Borussia geht gegen Leverkusen unter - eine Analyse

Mönchengladbach. Am neunten Spieltag der Fußball-Bundesliga hat Borussia Mönchengladbach eine der wohl bittersten Heimpleiten der jüngsten Klubhistorie hinnehmen müssen. Die Elf von Cheftrainer Dieter Hecking unterlag im Rheinischen Derby dem Werksklub von Bayer Leverkusen mit 1:5 (1:0). Borussia verspielte dabei nicht nur eine Führung, sondern offenbarte neben einer katastrophalen Chancenverwertung in der zweiten Halbzeit auch ein dilettantisches Defensivverhalten. So konnte Leverkusen nach Johnsons frühen Führungstreffer die Partie durch Sven Bender, Bailey, Brandt, Volland und Pohjanpalo binnen weniger Minuten in eine berauschende Bayer-Vorstellung drehen.

Gladbachs Trainer Dieter Hecking verfolgt die Partie an der Seitenlinie.

Gladbachs Trainer Dieter Hecking verfolgt die Partie an der Seitenlinie.

Foto: Marius Becker

Eine ganz empfindliche Niederlage für Gladbach. Borussias Manager Max Eberl sagt mit schroffen Worten in seiner Analyse: „Leverkusen hat uns den Arsch aufgerissen.“ Viel Zeit, die Derby-Wunden zu lecken, bleibt den Fohlen nicht. Bereits am Dienstagabend kommt es in der Düsseldorfer Arena zum nächsten Derby. Dann steigt der Pokalkampf bei Zweitliga-Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf.

Der Moment des Spiels: Als Schiedsrichter Christian Dingert die aus Gladbacher Sicht so bittere Derby-Demütigung im Borussia-Park pünktlich per Pfiff beendet, stellen sich die Profis des VfL Borussia den Fans in der Nordkurve. Es kommt dabei zu einem kurzen verbalen Austausch zwischen dem „harten Kern“ und Fohlen-Kapitän Lars Stindl. Trotz der Heim-Schmach behält die aktive Fan-Szene einen kühlen Kopf, es kommt nicht zu einer geballten Frustentladung. Allerdings gibt es vom „harten Kern“ wohl ein deutliches Zeichen: So etwas darf jetzt nicht noch einmal passieren! Stindl verrät: „Sie haben uns darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig das Pokalspiel am Dienstag in Düsseldorf gegen die Fortuna ist.“ Die Fohlen-Elf ist am Dienstag immer noch in der Favoritenrolle.

Der Spieler des Spiels: Der heißt Julian Brandt. Dessen Einwechslung samt Systemumstellung von Bayer-Trainer Heiko Herrlich geben der Partie eine entscheidende Wendung. Nationalspieler Brandt deckt nicht nur schonungslos das schwache Gladbacher Defensivspiel auf, sondern zeichnet sich dabei auch als gewiefter Vorbereiter und Vollstrecker aus. Keine Zweifel, Leverkusens großer Derby-Held heißt Julian Brandt.

Chronik des Spiels: Borussia spielt zunächst aus einem Guss. Hochgeschwindigkeits-Fußball, flotte Kombinationen, Leverkusen wirkt überfordert. Das frühe 1:0 durch Johnson, der stark von Hazard freigespielt wird, ist die logische Folge. Und Gladbach drückt weiter. Dieses Mal perfekte Vorarbeit von Johnson auf Hazard, der steht ganz frei, kann sich die Ecke aussuchen, schießt per Direktabnahme jedoch Bayers Schlussmann Leno an. Leverkusen wirkt weiter wie benommen, Borussia spielt weiter stark. Doch Wendt und Raffael vergeben kläglich weitere Hochkaräter. Halbzeit. Zu der Fohlen-Coach Hecking später sagt: „Die beste Halbzeit in dieser Saison von.“ Es folgt allerdings prompt die schlimmste. Borussia nun von allen guten Geistern verlassen. Wendt lässt erneut eine gute Chance ungenutzt, dann aber greift Leverkusens Systemumstellung mit dem eingewechselten Brandt. Borussia hingegen läuft naiv und fast schon hilflos sehenden Auges ins große Derby-Verderben. Zunächst stochert Sven Bender nach einem Sommer-Fehler den Ball zum 1:1 über die Linie. Im Anschluss spielt der Werksklub mitreißenden Konterfußball. Binnen zehn Minuten schießen Bailey, Brandt und Volland Borussia ab. Der eingewechselte Pohjanpalo trifft sogar noch zum 5:1. Borussia wird förmlich zerlegt und bis ins Mark gedemütigt.

Gladbach erlebt gegen Leverkusen Heimdebakel
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Gladbach erlebt gegen Leverkusen Heimdebakel

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Dieter Hecking (Trainer Borussia Mönchengladbach): „Wir haben in den ersten 45 Minuten die wohl beste Halbzeit dieser Saison gezeigt. Wir hatten Kontrolle im Spiel und haben zum Teil begeisternd kombiniert. Zudem hatten wir drei, vier hochkarätige Torchancen, durch die wir die Führung hätten ausbauen können. Nach der Pause haben wir eine weitere richtig gute Chance nicht genutzt. Stattdessen haben wir den Ausgleich bekommen — das kann mal vorkommen. Dann haben wir aber den Gegner zu weiteren Toren eingeladen. Wir waren in der Ballbehauptung nicht mehr konsequent genug. Im Spielaufbau hatten wir leichte Ballverluste. Leverkusen hat die Qualität, diese Fehler auszunutzen. Die Niederlage ist daher sehr bitter.“

Heiko Herrlich (Trainer Bayer Leverkusen): „Es ist schwierig, so ein Spiel zu erklären. In der ersten Halbzeit ist unser Plan, zu null zu spielen und gut zu stehen, nicht aufgegangen. Wir sind schlecht ins Spiel gekommen, in Rückstand geraten und haben den Spielaufbau von Borussia nicht kontrollieren können. Wir hatten riesengroßes Glück, dass wir nicht 0:2 in Rückstand geraten sind, Bernd Leno hat uns im Spiel gehalten. In der zweiten Hälfte haben wir umgestellt und hatten dann jede Menge Großchancen. Der Dosenöffner war der Eckball für uns. Anschließend hat sich die Mannschaft in einen Rausch gespielt und nahezu jede Chance genutzt, die sich ihr geboten hat.“