Bayern enteilt dem BVB - Gnadenfrist für Oenning
Düsseldorf (dpa) - Der Rekordmeister im Torrausch, der Titelverteidiger im Abwind - in dem von vielen Experten prognostizierten Bundesliga-Zweikampf zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund ist der Revierclub bereits am 5. Spieltag mächtig ins Hintertreffen geraten.
Nach dem 1:2 gegen Aufsteiger Hertha BSC liegt der BVB fünf Punkte hinter den Münchnern zurück. Dagegen spielte der Tabellenführer beim 7:0 über Freiburg groß auf. Nicht nur die jüngste Bilanz mit vier Siegen und 16:0 Toren, sondern auch der Kommentar von Trainer Jupp Heynckes schüchtert die Konkurrenz ein: „Ich denke, dass die Mannschaft noch Luft nach oben hat.“
Auch Verfolger FC Schalke 04 muss Bayern München ziehen lassen. Die Schalker verloren beim VfL Wolfsburg mit 1:2 und haben jetzt drei Punkte Rückstand. Ausgerechnet Ex-Trainer Felix Magath beendete Schalkes Erfolgsserie von zuvor drei Siegen. Der 1. FC Köln kassierte durch zwei von Pedro Geromel verursachte Foulelfmeter eine 1:2-Heimniederlage gegen den 1. FC Nürnberg. Die Franken kletterten auf den siebten Tabellenplatz.
Rechtzeitig vor dem Start in die Gruppenphase der Champions League präsentierten sich Bayerns „Ballermänner“ in Galaform. „Wenn wir gewollt hätten, hätten wir zweistellig gewinnen können, aber wir haben uns in der zweiten Halbzeit ein bisschen geschont für Villareal“, sagte Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger. Nur zwei Wochen nach seinem Dreierpack von Kaiserslautern steuerte Mario Gomez vier Treffer zum Kantersieg bei. Angesichts der Münchner Dominanz und der höchsten Bundesligaschlappe der Vereinshistorie fand Freiburgs Sportdirektor Dirk Dufner deutliche Worte: „Wir haben richtig den Arsch vollbekommen.“
Von einer gelungenen Generalprobe für das Duell mit dem FC Arsenal konnte beim schwächelnden Meister aus Dortmund jedoch keine Rede sein. Beim 1:2 gegen Hertha BSC griffen die einst als Zauberfußballer gefeierten BVB-Profis in ihrer Not sogar zur Brechstange. Doch der planlose Schlussspurt konnte die erste Heimschlappe seit 18 Spielen nicht abwenden. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wollte diese jedoch nicht als Indiz für das nahe Ende des Dortmunder Fußball-Märchens werten: „Ich bin tief enttäuscht, will aus dieser Niederlage aber keinen Trend ableiten.“
Mit den Bayern Schritt halten können derzeit nur die Bremer. Im ersten Spiel nach dem Verkauf von Per Mertesacker bekam die Werder-Abwehr beim 2:0 über Hamburg nur wenig zu tun. Zwei Treffer von Claudio Pizarro nahmen den Gästen alle Hoffnungen auf eine Trendwende. „Wir sind nach fünf Spielen auf dem zweiten Platz und wollen ganz nach oben. Mein Ziel ist Platz eins“, tönte Pizarro im ersten Überschwang.
In Lauerstellung hinter dem punktgleichen Spitzenduo liegen Leverkusen und das bisherige Überraschungsteam aus Mönchengladbach mit jeweils zehn Zählern. Bayer stimmte sich mit einem souveränen 4:1 in Augsburg auf das Spiel am 13. September beim FC Chelsea ein. Die „Fohlen“ setzten mit einem 1:0-Arbeitssieg über Kaiserslautern ihren Höhenflug fort. Dennoch hielt sich Abwehrspieler Dante mit euphorischen Kommentaren zurück und erinnerte an das Schicksal des Absteigers der vorigen Saison: „Ich habe im Kopf, dass Eintracht Frankfurt 26 Punkte nach 17 Spielen hatte.“
Ein ähnliches Schicksal wie den Hessen droht den Hamburgern. Dem Bundesliga-Dinosaurier ist der radikale Umbau schlecht bekommen. Nach nur einem Punkt aus fünf Spielen rangiert der HSV auf dem letzten Tabellenplatz. Zum Leidwesen von Trainer Michael Oenning, der saisonübergreifend seit zwölf Punktspielen auf einen Sieg wartet. Dennoch gewährte Frank Arnesen dem Fußball-Lehrer im Anschluss an das 0:2 in Bremen eine kleine Gnadenfrist. „Ja, wir bereiten uns gemeinsam auf das Spiel vor“, entgegnete der HSV-Sportdirektor auf die Frage, ob Oenning auch am kommenden Spieltag gegen Mönchengladbach auf der Bank sitzt. Auch der neue HSV-Vorsitzende Carl-Edgar Jarchow stärkte Oenning den Rücken: „Wir haben keinerlei Trainer-Diskussion.“