Bayern hadern mit Eintracht-Taktik

Frankfurt/Main (dpa) - Philipp Lahm konnte nur noch süffisant lächeln. „Jedes Wochenende steht man da und denkt, es geht nicht defensiver. Und dann kommt eine andere Mannschaft, die noch defensiver steht“, sagte der Bayern-Kapitän nach dem 0:0 bei Eintracht Frankfurt.

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Dass es der Rekordmeister verpasste, den uralten Rekord des englischen Traditionsclubs Tottenham Hotspur einzustellen, der in der Saison 1960/61 als bisher einziger Verein aus einer europäischen Topliga elf Siege zum Auftakt geschafft hatte, kümmerte bei den Bayern nur wenige. Nachdenklicher stimmte sie, was auf sie in der Liga künftig zukommen mag, wenn Mannschaften wie die Eintracht nur noch mit zehn Mann verteidigen - und das von der ersten Minute an.

„Der Gegner kann spielen, wie er will. Wir müssen in der Lage sein, gut anzugreifen“, sagte Bayern-Coach Pep Guardiola zwar. „Fußball ist nicht immer das, was man sich wünscht.“ Aber auch der spanische Trainer wirkte nach dem 95-minütigen vergeblichen Anrennen gegen das Frankfurter Bollwerk ein wenig irritiert.

Erstmals war es seiner exquisit besetzten Mannschaft nicht gelungen, eine Lücke im engmaschigen Defensivverbund des Gegners zu finden. Nur drei Tage nach der Pokal-Gala beim Vizemeister VfL Wolfsburg fehlte es dem Spiel des Tabellenführers an Tempo, Esprit und Ideen.

„Wir sind natürlich traurig über das Unentschieden“, sagte Arturo Vidal, der der Spielweise der Hessen nur wenig abgewinnen konnte. „Frankfurt hat mit elf Spielern am Strafraum verteidigt. Da ist es für jede Mannschaft fast unmöglich, ein Tor zu erzielen.“

Schon am Mittwoch wartet gegen den FC Arsenal in der Champions League die nächste Aufgabe auf die Münchner, dann soll es Revanche für die Niederlage im Hinspiel geben. „Wir müssen uns jetzt regenerieren und es gegen Arsenal dann besser machen“, sagte Nationalspieler Jérôme Boateng. Selbst die Engländer spielten vor zehn Tagen sehr defensiv. Es ist die Last der eigenen Überlegenheit, die den Bayern jetzt erstmals in dieser Spielzeit etwas zu schaffen macht.

Die Frankfurter feierten den völlig unerwarteten Punktgewinn dagegen so, als hätten sie gerade die erste Deutsche Meisterschaft seit 1959 eingefahren. Als Schiedsrichter Daniel Siebert die Partie abpfiff, brandete in der mit 51 500 Zuschauern ausverkauften Commerzbank-Arena ein Jubel-Orkan auf.

„Meine Jungs haben mit viel Elan und Leidenschaft dagegengehalten“, lobte Eintracht-Coach Armin Veh den Auftritt seines Teams. Drei Tage nach dem blamablen Pokal-Aus beim Drittligisten Erzgebirge Aue versöhnten sich die Frankfurter so wieder mit ihren Anhängern. „Es ist zwar nur ein Punkt, aber der fühlt sich verdammt gut an“, sagte Frankfurts Torwart Lukas Hradecky. „Ich hätte nie erwartet, dass ich heute zu Null spiele.“

Friede, Freude, Eierkuchen herrschte aber auch bei der Eintracht nicht. Die Kritik der vergangenen Tage hatte Veh offensichtlich so zugesetzt, dass er nach der Pressekonferenz den obligatorischen Austausch mit den Journalisten verweigerte. Veh rauschte einfach davon, obwohl sein Team seit langer Zeit mal wieder für positive Schlagzeilen gesorgt hatte. So seltsam kann das Bundesliga-Geschäft manchmal sein.