Bayern-Jubel: Haben es wieder in der Hand

Nürnberg (dpa) - Keine Kampfansagen, keine Sticheleien. Eher still freuten sich die Bayern-Bosse über die sprunghaft gestiegene Titel-Chance - und auch die Attacke der Münchner Stars gegen Borussia Dortmund blieb aus.

„Es bringt nichts, wenn man jetzt irgendwas Richtung Dortmund sagt“, betonte Bastian Schweinsteiger nach dem 1:0 beim 1. FC Nürnberg und der endgültigen Rückkehr in den Meisterkampf. Nur noch drei Punkte sind es auf den Spitzenreiter, dazu hat der deutsche Fußball-Rekordmeister das bessere Torverhältnis. Alles ist angerichtet für das große Endspiel in anderthalb Wochen. Gewinnen die Münchner alle restlichen Begegnungen und halten dabei auch den Vorsprung in der Tordifferenz, dürfen sie am 5. Mai die 23. Meisterschaft feiern.

„Die Rechnung ist einfach, die Umsetzung ist nicht ganz so einfach. Wir haben es in der eigenen Hand, aber Dortmund ist immer noch drei Punkte vorne. Das darf man nicht vergessen“, warnte WM-Torschützenkönig Thomas Müller. Acht Punkte waren die Westfalen schon enteilt, nach dem verrückten 4:4 gegen den VfB Stuttgart ist der Vorsprung weiter geschmolzen. Der Trend spricht für den FC Bayern, „aber vom Trend wird man kein Meister“, mahnte Müller. „Wir lassen die großen Reden jetzt sein und schauen, dass wir große Leistungen bringen.“ Der nächste Sieg soll am Dienstag in Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Marseille her.

Groß war die Leistung in Nürnberg nicht, aber in den kräftezehrenden Vielspielwochen müssen die Münchner gerade solche Partien gewinnen. „Meisterschaftsspiele sind das“, befand Arjen Robben. Mit seinem elften Saisontor sorgte er in der 69. Minute für die Erlösung, „Leidenschaft“ und „großen Willen“ machte der Niederländer im Team aus. „So müssen wir weitermachen“, sagte der Turbo-Mann und bremste zugleich. „Die Bayern-Fans dürfen von drei Titeln träumen, aber wir müssen realistisch sein. Es kommt immer ein nächstes Spiel und es geht, weiter, weiter, weiter.“

Wie wichtig Treffer und Erfolg waren, war bis unter das Tribünendach im mit 48 548 Zuschauern ausverkauften Stadion am Bayern-Jubel zu spüren. Manuel Neuer, in der Schlussphase bei einem Distanzschuss im Glück, tanzte vor Freude mit den Reservisten, Robben ließ sich ausgiebig in der Fan-Kurve feiern und auf der Bank klatschten sich Jupp Heynckes & Co. immerzu ab. „Wir haben es in allen drei Wettbewerben in eigener Hand. Das ist natürlich eine wunderbare Ausgangssituation für uns“, frohlockte Sportdirektor Christian Nerlinger.

Eine „kleine Stimulation“ sei das denkwürdige Dortmunder Unentschieden gewesen, räumte Robben ein. Im Teamhotel hatten die Münchner Marathonmänner am Vorabend gebannt den Auftritt der Elf von Jürgen Klopp verfolgt und Müller zu später Stunde „'ne Runde geworfen“. „Ich hab' bei der Rezeption angerufen und hab' nach drei Wasser still, drei Wasser medium und zwei Bananen gefragt. Auf meine Kosten“, scherzte der nun 100-malige Bundesliga-Spieler.

Vor dem Liga-Restprogramm mit Augsburg, Dortmund, Mainz, Bremen, Stuttgart und Köln als Gegnern variieren die titelkampferprobten Münchner nach den Attacken der Vorwoche nun ihre Verbaltaktik im Meisterkampf. Irgendwann beim Restprogramm der Borussia mit Wolfsburg, München, Schalke, Mönchengladbach, Kaiserslautern und Freiburg werden Uli Hoeneß und die Seinen aber bestimmt wieder ein paar Gänge hochschalten.

Einen „kleinen Vorteil“ machte „Club“-Trainer Dieter Hecking noch aufseiten der Dortmunder aus, weil diese nicht die Mehrfachbelastung der noch in der Königsklasse geforderten Münchner haben. Sein eigenes Team sieht er im engen Abstiegskampf gerüstet, ebenso wie Hanno Balitsch. „Wir haben die ganze Zeit gewusst, dass wir mittendrin sind“, sagte der Winterzugang. Nach trügerischer Ruhe in den vergangenen Wochen ist es für den FCN wieder verdammt eng im Keller.