Hoffnungslosigkeit beim FCK - Kuntz: „Plan B im Blick“
Kaiserslautern (dpa) - Nach dem wohl entscheidenden Tiefschlag war sogar Kaiserslauterns Vereinsboss Stefan Kuntz die Hoffnungslosigkeit anzumerken. Abgeschlagen mit nur 20 Punkten aus 28 Spielen taumeln die Pfälzer der 2. Liga entgegen.
Das deprimierende 0:1 (0:1) gegen den keinesfalls überzeugenden Hamburger SV war für das Schlusslicht bereits das 18. Spiel in Serie ohne Dreier. Nur fünf Vereine in der 49-jährigen Historie der Fußball-Bundesliga waren noch länger sieglos - alle stiegen am Ende der Saison ab.
„Uns fehlen die Argumente. Die Punkte sind nicht da, wir schießen keine Tore. Insgesamt sind wir zu schwach im Moment“, analysierte Kuntz ernüchtert und ergänzte desillusioniert: „Wir haben Plan B im Blick. Wir werden natürlich nach dem letzten Strohhalm greifen, aber Wunder sind selten.“ Zehn Punkte fehlen bereits auf den ersten Nicht-Abstiegsplatz bei nur noch sechs ausstehenden Partien.
Die erhoffte Aufbruchstimmung nach dem Trainerwechsel von Marco Kurz auf Krassimir Balakow ist ausgeblieben. Die Lauterer Profis sind völlig verunsichert. Trotzdem wollte Balakow (noch) keine Kapitulationserklärung abgeben. „So lange wir eine theoretische Chance haben, werden wir daran glauben. Die Jungs sind willig, mehr kann man nicht machen. Ich bin kein Typ, der nach so einem Spiel sagt: Das war's. Ganz im Gegenteil: Jetzt geht es erst richtig los“, sagte der 46-Jährige. Seine Worte klangen wie leere Durchhalteparolen.
Mit aller Akribie will er sein Personal auf das nächste Heimspiel am kommenden Samstag gegen 1899 Hoffenheim vorbereiten. „Das ist unser Finale. Wenn uns da ein Sieg gelingt, dann haben wir noch Chancen. Wir geben nicht auf“, erklärte Balakow. Dann müssten aber Tore fallen und in dieser Disziplin sind die Pfälzer kaum besser als Tasmania Berlin, das in der Spielzeit 1965/66 nur 15 Treffer zustande gebracht hatte. Dem FCK gelangen bisher bei drei Saisonsiegen mickrige 17 Törchen.
Paradebeispiel für alle Versagensängste vor dem gegnerischen Tor ist Wintereinkauf Sandro Wagner. Die immer kritischer werdenden Anhänger der „Roten Teufel“ pfeifen bei praktisch jeder Ballannahme des 24-Jährigen und rauben ihm so das letzte Selbstvertrauen. Kein Wunder, dass der Leihspieler von Werder Bremen auch gegen den HSV blass blieb.
Nach dem langen Negativlauf kann Florian Dick die Fans verstehen. „Was wir in der Rückrunde teilweise zu bieten haben ist zu wenig, um die Liga zu halten“, meinte der Außenverteidiger resigniert. Auch Kapitän Christian Tiffert scheint nicht mehr so richtig an die Wende zu glauben: „Bei unserer Abschlussschwäche gibt es nicht viel Positives mehr. Man muss im Sport auch solche Phasen durchhalten.“ Es passt ins Bild, dass sich die Lauterer nicht einmal ernsthaft über einen nicht gegebenen Strafstoß in der 88. Minute aufregten.
„Viele Schmerzen - das tut weh, das tut den Fans weh, das tut der Mannschaft weh, das tut jedem weh, der dem 1. FC Kaiserslautern emotional verbunden ist“, sagte Kuntz. Die Pläne für die 2. Liga liegen nach dem wahrscheinlichen dritten Abstieg nach 1996 und 2006 griffbereit im Schrank. Es wird langsam dunkel auf dem Betzenberg. Schonungslos will Kuntz analysieren. „Wir müssen sehen, wo wir Fehler gemacht haben, um sie abstellen zu können. Ich werde mich der Kritik stellen, solange sie sachlich bleibt“, erklärte der frühere Nationalspieler.
Die HSV-Verantwortlichen konnten nach dem wenig schmeichelhaften Sieg unterdessen zumindest ein bisschen aufatmen. Durch den Treffer von Marcell Jansen (29. Minute) beendeten die Hanseaten die eigene Negativserie von sechs Spielen in Folge ohne Sieg und verbesserten sich auf Platz 15. Von Befreiung im Abstiegskampf wollte beim Bundesliga-Dino aber niemand sprechen. „Wir haben noch sechs Endspiele. Die Gefahr bleibt bestehen“, sagte Sportchef Frank Arnesen. Trainer Thorsten Fink meinte gewohnt selbstsicher: „Wir können Abstiegskampf.“ Man habe die Tugenden ausgepackt, die ein bedrohtes Team zeigen müsse. „Wir haben gefightet, standen gut in der Box und waren zum richtigen Zeitpunkt erfolgreich“, resümierte Fink.