Bayern wanken - Heynckes mahnt zur Ruhe
München (dpa) - Das Imperium wankt. Nach dem Stolperstart in die Rückrunde wächst bei den Bayern die Nervosität, auch wenn Trainer Jupp Heynckes nach außen zu „Ruhe und Gelassenheit“ mahnt. Schon steht ein erstes kleines Endspiel an, das erheblichen Einfluss auf die Saisonbilanz haben könnte.
„Im Pokal ist es nur ein Spiel. Wenn man das verliert, hat man schon einen Titel verloren“, sagte Arjen Robben vor dem Viertelfinale am Mittwoch beim VfB Stuttgart. „Es wird ein hartes Spiel für uns“, erklärte auch Kapitän Philipp Lahm. Ausscheiden ist verboten.
Die Kurz-und-knapp-Ansage aus der Vereinsführung war nach dem 1:1 beim Hamburger SV deutlich. „Wir sind jetzt unter Druck“, verkündete Sportdirektor Christian Nerlinger, „dementsprechend müssen wir in den nächsten Tagen und Wochen agieren.“ Gas geben und Spiele gewinnen, lautet der Auftrag an Mannschaft und Trainer. Intern redet auch Heynckes Klartext. „Als Trainer kann man nicht immer moderat sein“, verriet er am Montag: „Was wir geleistet haben mit vier Punkten aus drei Spielen, entspricht nicht dem Anspruchsniveau des FC Bayern.“
Franz Beckenbauer reagierte auf den Führungswechsel in der Liga, indem er Titelverteidiger Dortmund als ersten Titelanwärter ausrief. Der Ehrenpräsident des FC Bayern forderte BVB-Trainer Jürgen Klopp zudem am Montag auf, mit „dem Tiefstapeln“ und dem „Versteckspiel“ aufzuhören und die Favoritenrolle anzunehmen. „Kloppo, ihr seid der deutsche Meister, ihr seid nun auch Tabellenführer - und damit seid ihr der Titelfavorit“, schrieb Beckenbauer in seiner „Bild“-Kolumne.
„Uns ist das nicht sympathisch, aber Dortmund ist besser aus den Startlöchern gekommen“, gab Heynckes zu: „Wir müssen uns sputen, um wieder gleich- oder vorbeizuziehen.“ Beckenbauer vermisst bei seinen Bayern „die Leichtigkeit der Hinrunde“. Die Zeit drängt. „Wir müssen jetzt immer gewinnen, sonst fährt der Zug in Richtung Meisterschaft ohne uns ab“, mahnte Nationalspieler Thomas Müller.
Hinten ist die Stabilität verschwunden, es fehlen im vermeintlichen Luxuskader zudem die personellen Alternativen. Immerhin steht Rafinha in Stuttgart wieder als rechter Verteidiger zur Verfügung. Überraschend knirscht es auch im Angriff gewaltig. Lahm bemängelt das „Durchsetzungsvermögen im letzten Drittel“ des Spielfeldes, Müller beklagt „zu viel Klein-Klein vor dem Tor“.
Muss Heynckes umbauen? Mit Toni Kroos als Zehner lief es in der Hinrunde blendend, aber dann müsste sich der Trainer in der offensiven Dreierreihe zwischen Müller und Robben für den rechten Flügel entscheiden. Heynckes zögert: „Ich habe vollstes Vertrauen zu meiner Mannschaft, zu meinen Spielern.“ Das gilt insbesondere auch für die Torproduzenten: „Wir haben sehr gute Offensivspieler. Es ist eine Frage der Zeit, wann sie explodieren.“
Am besten schon in Stuttgart. „Ich finde es gut, dass wir schon Mittwoch wieder spielen“, sagte Heynckes. So müssen sie die quälenden Selbstzweifel nicht eine ganze Woche lang mit sich herumschleppen. „Wir brauchen vielleicht nur ein Spiel, dass alles läuft“, bemerkte Robben, der persönlich mit einem Glücksgefühl in die Woche startete; seine Frau Bernadien brachte Sohn Kai auf die Welt. Lahm klammert sich an einen anderen Strohhalm: „Es wird uns helfen, dass jetzt die Englischen Wochen kommen. Dann kommen wir auch wieder in Fahrt.“