Bayerns frühes Meisterwerk - „Schalke 0:4“ im Fall

München (dpa) - 15 Punkte auf Platz 2! Nie zuvor lag ein Tabellenführer nach 21 Spieltagen so weit vorne. Bayern-Trainer Heynckes schwärmt von „Fußball mit Autorität“ bei der 4:0-Watschn für Schalke.

Die Königsblauen „ergeben“ sich bei der fortgesetzten Keller-Fahrt.

Die Schampus-Korken knallten noch nicht in der Bayern-Kabine. „Es hat Wasser gegeben und keinen Champagner“, berichtete Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Aber nach einem „wunderbaren Spieltag“, wie Präsident Uli Hoeneß strahlend resümierte, stellt sich nur noch die Frage, wann die Münchner in der 50. Bundesligasaison den Titelgewinn perfekt machen. „Wir dürfen die Meisterschaft jetzt nicht mehr verlieren“, erklärte Arjen Robben nach dem locker-flockigen 4:0 (2:0) gegen erschütternd wehrlose Schalker, das Züge einer Ehrenrunde hatte.

„Ich weiß nicht, wer Bayern aufhalten sollte“, stöhnte Schalke-Schlussmann Timo Hildebrand. Wesentlich schwieriger fällt die Antwort auf die Frage, wer den rasanten königsblauen Absturz aus den Champions-League-Rängen stoppen soll. Der Handlungsdruck auf die Schalke-Bosse nimmt zu, auch wenn Sportvorstand Horst Heldt sein Bekenntnis zum glücklosen Trainer Jens Keller („bleibt bis Ende der Saison“) auch nach dem Streichergebnis in München erneuerte.

Die Notelf ohne etliche Stammkräfte wie Torjäger Huntelaar ergab in der ausverkauften Münchner Arena mildernde Umstände für Keller. Das 0:4 lag noch gerade so in einem einigermaßen erträglichen Rahmen. „Die Bayern spielen in einer anderen Liga. Ich mache meine Sache gewissenhaft weiter, alles andere entscheidet der Verein“, sagte der überfordert wirkende frühere B-Jugend-Coach.

In Mainz und danach bei Galatasaray Istanbul (Champions League) muss der 42-Jährige jedoch die rasante Keller-Fahrt stoppen. „Wir können das jetzt nicht einfach so laufen lassen und die Spiele abschenken“, mahnte Routinier Christoph Metzelder. Das weiß auch Heldt: „Jetzt kommen zwei wichtige Spiele. Mainz und Istanbul sind Mannschaften, die nicht das Niveau des FC Bayern haben.“

Der Manager nimmt nach nur einem Sieg aus den letzten zehn Ligaspielen vor allem die Profis in die Pflicht: „Die Mannschaft muss sich der Situation stellen.“ In München kapitulierte sie nach dem frühen Elfmetertor von David Alaba zum 0:1. „Wir haben uns ein bisschen ergeben - das darf natürlich nicht sein“, bemerkte Kapitän Benedikt Höwedes: „Wir machen eine sehr harte Zeit durch!“

Der unterbeschäftigte Nationaltorhüter Manuel Neuer ließ sich angesichts der Harmlosigkeit seines Ex-Clubs am Ende sogar zum Aufwärmen an seinem Tor Bälle von Thomas Müller zuwerfen, die er zu seinem nicht eingesetzten Teamkollegen zurückköpfte. „Wenn die Schalker zusammenhalten, werden sie auch aus dieser Mini-Krise herauskommen“, sagte Neuer. Dafür will er „Daumen drücken“.

Für Schalker Schadensbegrenzung waren am Samstagabend eher die Bayern verantwortlich, weil sie sich am Ende mit den vier Toren des starken Alaba (19./51.) sowie von Freistoß-Kunstschütze Bastian Schweinsteiger (32.) und Torjäger Mario Gomez (63.) begnügten. „Wir haben mit Autorität Fußball gespielt“, schwärmte Trainer Jupp Heynckes, der noch „Optimierungsmöglichkeiten“ erkannte.

Die bislang frühesten Meisterschaften der Bundesliga-Geschichte gelangen den Bayern in den Spielzeiten 1972/73 und 2002/03 jeweils am 30. Spieltag. Im Jubiläumsjahr dürfte es nach dem Zwischenrekord von 15 Punkten Vorsprung auf Platz zwei nach 21 Runden vermutlich noch zeitiger der Fall sein - also Mitte April. „So, wie die Mannschaft spielt, werden wir das Ziel Meisterschaft höchstwahrscheinlich auch erreichen“, erklärte der 67-jährige Heynckes.

Der designierte älteste Meistercoach in der Bundesliga-Historie zeigte gegen Schalke ein Herz für frustrierte Reservisten. Gomez, Robben und Boateng rotierten für Mandzukic, Müller und van Buyten in die Startelf. Eine Maßnahme, die den bislang betrübten Bankhockern Respekt abnötigte. „Der Trainer hat Mut, er hat 'nen Arsch in der Hose. Ich bin ihm sehr dankbar“, erklärte Gomez: „Das hätte ja auch in die Hose gehen können.“ Allerdings nicht gegen „Schalke 0:4“.

„Wir brauchen diese Spieler alle, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen“, begründete Heynckes seine innerbetriebliche Maßnahme. Bundesliga, Champions League, DFB-Pokal - nach drei zweiten Plätzen 2012 ist Heynckes versessen auf einen triumphalen Abschied. „Zu großen Mannschaften gehört auch, dass sie Titel gewinnen“, sagte er. Der erste ist schon Anfang Februar zu 99 Prozent eingesackt.