Hamburg feiert Coup von Dortmund

Dortmund (dpa) - Die HSV-Torschützen feierten den Coup von Dortmund mit kindlicher Freude. Auf dem Rücken des Letten Artjoms Rudnevs verließ der Südkoreaner Heung-Min Son den Rasens des größten Bundesliga-Stadions.

„Es ist ein Traum, hier 4:1 zu gewinnen“, kommentierte Son den bärenstarken Auftritt beim deutschen Meister. Nur wenige Meter entfernt ließen die HSV-Fans auf der Nordtribüne das restliche Team hochleben. „Unglaublich. Wir haben das gefeiert wie die Meisterschaft“, schwärmte Mittelfeldspieler Rafael van der Vaart.

In der Geburtsstadt von Trainer Thorsten Fink kletterten die Hanseaten erstmals in dieser Saison auf einen Europapokal-Platz. Die überragenden Rudnevs (18./62. Minute) und Son (26./89.) veredelten die beste Saisonleistung. Das Sturmduo (Rudnevs/10, Son/9) hat jetzt zusammen 19 der 26 HSV-Tore erzielt. Es erfüllte Fink mit großem Stolz, dass seine Mannschaft die erste seit der Saison 2009/2010 ist, die Dortmund zweimal in einer Spielzeit bezwang. „Damit konnte keiner rechnen.“

Wie schon beim 3:2 im Hinspiel, mit dem die ebenso lange wie stolze Erfolgsserie des BVB von zuvor 31 Spielen ohne Niederlage zu Ende ging, erwiesen sich die Hamburger auch diesmal als Borussen-Schreck. Statt sich ängstlich zu verstecken, suchten sie beim Favoriten den offenen Schlagabtausch. „So stelle ich mir Fußball vor. Freude am Spiel zu haben und mutig nach vorn zu spielen“, lobte Fink sein Team, das sich in einer Saison mit Aufs und Abs eine Woche nach der 0:2-Heimpleite gegen Aufsteiger Frankfurt von seiner Schokoladenseite präsentierte.

Die Freude über den dritten Auswärtssieg drängte die Aufregung um den Platzverweis von Dortmunds Torjäger Robert Lewandowski in den Hintergrund. Nach dessen Foul an Per Ciljan Skjelbred in der 24. Minute legte sich van der Vaart sichtlich aufgebracht mit dem Polen an. Der Niederländer gab zu, den Tumult mit provoziert zu haben: „Der Schiedsrichter wollte keine Rote geben. Da habe ich ein wenig Theater gemacht“, sagte er der „Bild am Sonntag“.

Dass er wenige Minuten später vor der mit BVB-Fans besetzten Südtribüne von einem Gegenstand am Kopf getroffen wurde, wollte van der Vaart nach dem Schlusspfiff nicht an die große Glocke hängen. Sportchef Frank Arnesen reagierte ähnlich gelassen: „Natürlich hat uns der Platzverweis in die Karten gespielt. Wir haben es dann aber super ausgespielt.“

Selbst der frühe Rückstand durch Lewandowski (17.) und der Platzverweis für Jeffrey Bruma (60.) brachte den HSV nicht aus dem Tritt. Nur selten wurde die Dortmunder Abwehr in den vergangenen Jahren so ausgespielt wie am Samstag. „Wir haben gezeigt, dass wir als Mannschaft funktionieren“, schwärmte Marcell Jansen. Und Skjelbred resümierte: „Wenn man 4:1 gegen Dortmund gewinnt, dann hat man vieles richtig gemacht.“