Bayers Dauer-Kapitän Rolfes - Hyypiä: „Wichtiger Teil“
San Sebastian (dpa) - Die Trainer kamen und gingen, doch Simon Rolfes blieb der Kapitän bei Bayer Leverkusen. 2005 ernannte ihn der damalige Chefcoach Michael Skibbe zum Mannschaftsführer und auch Bruno Labbadia und Jupp Heynckes schätzten seine Rolle als Bindeglied wie Aushängeschild des Teams.
„Simon ist ein wichtiger Teil der Mannschaft und ein Vorbild im Training“, lobte auch der aktuelle Bayer-Trainer Sami Hyypiä den seit Wochen in Topform spielenden Mittelfeldakteur. „Er zeigt, was andere machen sollen.“ Bei aller Wertschätzung genießt der Primus inter pares aber beim Finnen - mit ihm spielte er zwei Jahre im Werksteam zusammen - keine Sonder- oder gar Vorrechte. Am Beginn der Saison ließ er den inzwischen 31 Jahre alten Rolfes oft auf der Bank schmoren und nur zu Kurzauftritte antreten. „Am Anfang war Simon nicht zufrieden, doch er hat seine Chance genutzt, spielt gut und hat seinen Platz in der Mannschaft verdient“, sagte Hyypiä.
Wie einst Hyypiä, der zehn Jahre für den FC Liverpool spielte und erst mit 38 Jahren seine Laufbahn beendete, könnte Rolfes ein Dauerbrenner werden. „Er ist ein guter Profi, hält sich fit. Das ist eine gute Basis für eine lange Karriere“, meinte Hyypiä. Im März verlängerte Bayers „Sechser“ seinen Vertrag bis Juli 2015 - dann wird er 33 Jahre alt sein.
„Mein Ziel ist, auf einem Top-Niveau aufzuhören“, sagte Rolfes in einem Interview des Sportmagazins „Kicker“. „Ich muss nicht noch mal am Ende in Katar spielen“. Auch die in die Regionalliga abgerutschte Alemannia aus Aachen, wo er seine Profikarriere begann, stehe nicht so da, „dass ich sagen würde: Da hänge ich noch ein Jahr dran“. Deshalb dürfte Bayer die letzte Station sein: „Davon gehe ich aus.“
Bayer-Sportchef Rudi Völler ist aber erstmal froh, Rolfes' Dienste für zwei weitere Jahre gesichert zu haben. „Er hat besondere strategische Fähigkeiten und in den vergangenen Jahren entscheidend zum guten Abschneiden unserer Mannschaft beigetragen“, sagte er unlängst über seinen Führungsspieler, der bei aller Konzilianz und Besonnenheit keineswegs Ja und Amen zu allem sagt.
Als Völler nach dem 0:5-Debakel in der Champions League gegen Manchester United wetterte, dass im Bayer-Team Typen fehlten, „die sich wehren“, konterte der Kapitän des Bundesligazweiten: „Das glaube ich nicht. Wenn man unsere Spielweise in den letzten 18 Monaten sieht, da haben wir häufig enge Spiele für uns entschieden.“
Während der dienstälteste Bayer-Profi in neun Jahren mit 246 Erstligaeinsätzen, 27 Pokal- und über 60 Europacup-Spielen zu einem Eckpfeiler in Leverkusen geworden ist, scheint er in der Nationalmannschaft keine Chance mehr zu haben. 26 Mal lief er im DFB-Dress auf und wurde 2008 Vizeeuropameister. Nach drei Knieoperationen in der Saison 2009/10 und fast einem Jahr Spielpause bestritt Rolfes nur noch ein Länderspiel am 15. November 2011 gegen die Niederlande.
„Manchmal kommt es anders, als man es erwartet“, meinte Rolfes zu seinen geringen Aussichten, vielleicht noch in den Kader für die WM 2014 in Brasilien zu kommen und versicherte: „Meine Fitnesswerte sind jedenfalls besser als vor drei Jahren.“ Sein Trainer will sich zu der Frage, ob Rolfes ein Comeback im Nationalteam verdient hätte, nicht einmischen. „Die Frage ist an den falschen Menschen gestellt“, sagte Hyypiä. „Für mich reicht es, wenn er konstant für uns spielt.“