Thiago setzt Duftmarken - „Entscheidung meines Lebens“
München (dpa) - Pep Guardiola musste beim FC Bayern länger als ihm lieb war auf den Einbau seines Wunschspielers Thiago warten. Ein Syndesmosebandriss bremste das Talent aus Spanien nur wenige Wochen nach der spektakulären Verpflichtung kurz vor dem Saisonbeginn erst einmal für mehrere Monate aus.
Inzwischen ist der unglückliche Start Vergangenheit, der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler hat sich rasch eingelebt in München und fühlt sich beim Champions-League-Sieger hervorragend aufgehoben. „Es war die beste Entscheidung meines Lebens“, schwärmt Thiago: „Ich freue mich riesig, hier zu sein.“
Eine Ausstiegsklausel ermöglichte es den Bayern, den begehrten U 21-Europameister im Juli für einen Gesamtpaket von 25 Millionen Euro vom FC Barcelona wegzulocken. Für die Katalanen hatte Thiago seit seiner Jugend gespielt, dort sollte er irgendwann die Nachfolge des bald 34 Jahre alten Regisseurs Xavi antreten. Doch Thiago mochte nach einer großartigen U 21-EM im Sommer nicht länger warten. Nur zu gerne folgte er dem Ruf von Guardiola, der schon als Trainer des FC Barcelona ein Faible für den nur 1,72 Meter großen Techniker hatte, der ähnliche Anlagen wie Weltmeister Xavi besitzt, der in Barcelona und im spanischen Nationalteam im Mittelfeld Regie führt.
Guardiola sei natürlich ein wichtiger Grund für den Wechsel zum FC Bayern gewesen, sagte Thiago vor dem Manchester-Spiel. „Ich kenne Pep Guardiola, seit ich 18 bin. Er ist ein sehr, sehr guter Trainer. Ich habe sehr, sehr viel bei ihm gelernt.“ Und Guardiola wollte ihn unbedingt. Die Forderung „Thiago oder nix“ im Sommer-Trainingslager am Gardasee war überdeutlich gewesen. In den letzten Spielen konnte der hochgelobte Mittelfeldspieler nun auch mehr als nur andeuten, warum Guardiola das ohnehin schon hochkarätig besetzte Mittelfeld der Münchner mit dem feinen Kicker Thiago veredeln wollte.
Thiago personifiziert quasi die Symbiose aus Bayern und Barça, die Guardiola entwickelt. Beim 7:0 in Bremen dirigierte der Jungstar zuletzt von der Sechser-Position aus das Münchner Spiel. Der Hochtalentierte, der alle zentralen Positionen im Mittelfeld ausfüllen kann, bestach durch Ballsicherheit, Passgenauigkeit und Umsicht. Er kann ein Spiel lenken und beschleunigen. Gerne streut Thiago dabei lässig aussehende Pässe mit dem Außenrist ein. Allein seine Torgefahr blitzte im Bayern-Trikot noch nicht besonders auf.
Auf eine Lieblingsposition im Mittelfeld möchte sich Thiago nicht festlegen lassen. „Ich bevorzuge es, zur ersten Elf zu gehören“, sagte er: „Die Position ist mir egal, auch wenn ich Torwart spielen müsste.“ So weit wird es nicht kommen. Guardiola ist zufrieden mit der Entwicklung von Thiago in den letzten Wochen, „denn es ist nicht einfach, wenn du solange verletzt warst“. Bis zur Partie gegen Manchester war Thiago in acht der 25 Münchner Pflichtspiele dabei. Umso glücklicher ist er, dass er zum Ende des Jahres richtig in Fahrt kommt. „Ich fühle mich jetzt nahe hundert Prozent.“
Entgegen kam dem Millionenmann, dass Guardiola ihn wegen der vielen verletzten Mittelfeldakteure im Zentrum dringend benötigte. Ein behutsamer Aufbau war gar nicht möglich. „Thiago hat großes Selbstbewusstsein. Wenn du das hast, kannst du spielen“, erläuterte der Trainer. Im Wintercamp in Katar (6. bis 14. Januar) soll Thiago ebenso wie sein lange verletzter Landsmann Javi Martínez für das WM-Jahr topfit gemacht werden. „Nur zu spielen ist nicht genug, um sich Kondition zu holen. Sie brauchen mehr Training“, bemerkte Guardiola, der Thiago auch in Zukunft fördern und fordern wird: „Er ist ein sehr junger Spieler, er kann noch sehr viel lernen.“