Asienreise des FC Bayern Bei Ancelotti werden die „Schrauben angezogen“
Shanghai (dpa) - Der Empfang in China war überwältigend. „Wow“, bemerkte Thomas Müller, als er nach der Landung des FC Bayern in Shanghai durch die vielen kreischenden und rot gekleideten Fans in der Ankunftshalle schritt: „Eine unglaubliche Begeisterung!
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Zwölf Tage touren die Fußballstars aus München durch Asien, und die kniffligste Aufgabe auf dem Fernost-Trip hat der Trainer zu lösen. Carlo Ancelotti muss auf den drei Stationen in den Millionenstädten Shanghai, Shenzen und Singapur den schwierigen Spagat schaffen, trotz der Reisestrapazen, extremer klimatischer Bedingungen und zahlreicher PR-Termine parallel die Saisonvorbereitung voranzutreiben. Und das unter erhöhtem Druck: Der 58 Jahre alte Italiener muss in seinem zweiten Bayern-Jahr mehr liefern, jedenfalls mehr als in Spielzeit eins mit dem Münchner Pflichttitel des deutschen Meisters.
Die Bayern-Bosse machen Dampf. Sie unterstützen ihren „Carlo“ nach wie vor. Aber sie werden auffälliger mit Forderungen, Vorgaben und Verweisen auf erfüllte Wunschtransfers wie den Kolumbianer James Rodríguez. Zum Auftakt der Asienreise wartete Karl-Heinz Rummenigge mit einem geschickt gewählten Vergleich auf. „Carlo macht auf mich ein bisschen den Eindruck wie Jupp Heynckes in seinem zweiten Jahr. Jupp war im ersten Jahr dreimal Zweiter, das hat ihn natürlich schon ziemlich gewurmt. Er hat dann Dinge verändert“, äußerte der Bayern-Chef auf die Frage nach einem veränderten Ancelotti.
Zur Erinnerung: Heynckes stand 2012 als totaler Verlierer da. Zweiter in der Bundesliga hinter Borussia Dortmund. Ein krachendes 2:5 im DFB-Pokalfinale gegen den BVB. Und als negativer Höhepunkt das nach Elfmeterschießen verlorene „Finale dahoam“ in der Champions League gegen den FC Chelsea. Heynckes erhielt damals eine zweite Chance - und nutzte sie: Zum ersten und einzigen Mal in mehr als 100 Jahren gewann der FC Bayern 2013 das historische Titel-Triple.
Mach's wie Heynckes? „Bei Carlo habe ich auch den Eindruck, dass da ein bisschen die Schrauben angezogen werden, einfach, um jetzt natürlich eine erfolgreiche Saison zu spielen“, meinte Rummenigge. Die Schrauben werden aber auch beim Chefcoach angezogen, der um ein paar Kilogramm schlanker aus dem Sommerurlaub in Kanada zurückkehrte - und damit fitter und noch motivierter? „Bis jetzt läuft alles nach Plan“, erklärte Ancelotti nach dem Gewinn des Telekom-Cups am Wochenende: „Jetzt haben wir wichtige Spiele in Asien vor uns.“
FC Arsenal, AC Mailand, FC Chelsea und Inter Mailand heißen die prominenten Gegner. Positive Ergebnisse sind erwünscht - und in der Saison dann Pflicht. „Wir haben eine gute Mannschaft, das wissen wir. Wir haben einen sehr guten, erfahrenen Trainer mit Carlo. Und ich hoffe, dass wir in diesem Jahr unsere Ziele auch erreichen“, sagte Rummenigge. Das höchste Ziel ist der Champions-League-Gewinn.
Ancelotti hat in James und dem französischen 41-Millionen-Euro-Mann Corentin Tolisso zwei Spieler erhalten, die er wollte. Real-Leihgabe James firmiert als besonderer Trainerwunsch, wie Präsident Uli Hoeneß hervorhob: „Wir verlassen uns da auf Carlo Ancelotti. Der kennt ihn viel besser als wir. Er war sein Wunschspieler, und den hat er jetzt gekriegt.“ Ancelotti muss James nun zu einer Erfolgsstory machen.
Der Verein will aber auch, dass gerade nach dem Karriereende von Philipp Lahm eine Identifikationsfigur wie Thomas Müller wieder eine tragende Rolle im Starensemble spielt. Zugleich wurde Ancelotti bedeutet, dass das sportliche Lahm-Erbe Joshua Kimmich antreten soll. „Kimmich wird der rechte Verteidiger sein. Das ist so festgelegt“, bemerkte der Coach zu der Personalie. Die jungen Spieler mehr zu fördern, ist ein weiterer deutlicher Auftrag an Ancelotti.
Dem Italiener wurde auch darum ein neuer Assistent an die Seite gestellt. Willy Sagnol, Ex-Spieler mit Bayern-DNA, soll zwar kein Aufpasser sein, sondern Ancelotti unterstützen und von ihm lernen. „Es ist die beste Lösung für meine Karriere, mit einem der besten Trainer der Welt zusammenarbeiten zu können“, sagte der Franzose. Nicht zu vergessen: Sagnol verfügt über Cheftrainer-Erfahrung.