Kongress Rummenigge: „Repariere nicht, was nicht kaputt ist“
Düsseldorf · Der Vorstandschef des FC Bayern spricht beim Spobis in Düsseldorf über den europäischen Klubfußball.
Dass Christian Lindner dann am Mittwochmittag doch nicht mit Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge auf dem Spobis-Kongress in Düsseldorf über „Führung und Macht“ diskutieren wollte, begründete der FDP-Chef via Twitter mit einer Gedenkstunde im Bundestag zur Befreiung von Auschwitz - und der überraschenden Teilnahme des israelischen Staatschefs. Rummenigge reagierte flexibel und sprach dann mit Moderator Marco Klevenhagen ganz allein, aber wohl nicht weniger munter, über den europäischen Klubfußball. Mit einigen deutlichen Aussagen, die den Kurs des FC Bayern für die kommenden Jahre bestimmen werden.
Eine Änderung der Champions League, angedacht sind künftig vier Gruppen mit jeweils acht Teilnehmern, will Rummenigge mit aller Macht verhindern. „Repariere nicht, was nicht kaputt ist“, sagte der Vorstandschef des FC Bayern. „Ich kenne überhaupt niemanden, der mit dem Modell der Champions League nicht zufrieden wäre.“ Der Rahmenkalender lasse das nicht zu, die Spieler hätten keine Luft mehr zum Atmen. Rummenigge, der als Vorstand des FC Bayern dafür Sorge tragen müsse, dass „mein Verein Gelder generiert, um mithalten zu können“, kritisierte in Düsseldorf das Gebaren des Fußballs für sich selbst durchaus nicht im Widerspruch wortreich. „Mir wird der Fußball zu politisch und zu finanziell. Wir sind an einem Punkt, an dem auch Vereine, Trainer und Spieler mal aufbegehren müssen und sagen müssen: Bis hierher und nicht weiter.“ Einzig die Reform der Klub-Weltmeisterschaft trage der ehemalige Fußball-Nationalspieler mit: Die soll künftig über zwei Wochen mit 24 Teams ausgespielt werden, acht davon sollen aus Europa kommen. „Das heutige Format ist schlecht“, sagte Rummenigge.
„Verantwortung für Fußball ist wichtiger als der Börsenkurs“
Im Wettbewerb mit der Premier League und ihren horrenden TV-Geldern will Rummenigge auf die eigene Philosophie des FC Bayern setzen. Innerhalb derer man sich auch im Verein selbst immer wieder frage, was man mitgehe – und was nicht. Klar stellt er: „Wir haben niemals in Erwägung gezogen, in einer sogenannten Superleague mitzumachen.“ Die Liga sei das „Brot und Butter“-Geschäft, die Champions League die Sahne obendrauf. Mehr, so die Botschaft, muss nicht her. Ganz sicher auch keine „Champions League on tour“, die diskutiert wird, und in der 16 Mannschaften zwei bis drei Wochen vor den nationalen Ligen einen Sieger ausspielen würden. „Das kommt nicht infrage. Wir haben daran überhaupt kein Interesse. Ich habe an der entsprechenden Sitzung gar nicht erst teilgenommen“, sagte Rummenigge. Einig sei man sich in all diesen Fragen mit Borussia Dortmund. „Die Verantwortung für den Fußball ist wichtiger als der Börsenkurs“, so Rummenigge den Ruhrgebietsclub vereinnahmend. Die Verteilung der Fernsehgelder innerhalb der Fußball-Bundesliga hält er für gerecht. Der Letzte bekomme mindestens 50 Prozent dessen, was dem Tabellenersten zufalle. „Kein Verein in der Bundesliga schreibt überhaupt noch Verluste. Wir leben in guten Zeiten mit dem solidarischsten Schlüssel in Europa“, schlussfolgerte Rummenigge und verteidigte die Spitzenclubs in der Solidardebatte: „Jede Liga braucht eine Spitze. Die bestimmt nämlich die Einnahmeströme für alle.“
Financial Fairplay? Da
müsse ein Strafenkatalog her
Im internationalen Vergleich wünschte sich der Bayern-Vorstand eine härtere Durchsetzung des sogenannten „Financial Fairplay“. Man habe einst regeln wollen, dass die Vereine nicht mehr ausgeben können als sie einnehmen. „Das ist eine gute Idee, es fehlt aber ein klarer und durchsichtiger Strafenkatalog, den wir mit größerer Transparenz einführen müssten.“ Auch der Überbietungswettbewerb von Fifa und Uefa mit kruden Ideen müsse endlich aufhören. „Zum Wohle des Fußballs“, sagte der Mann, der einst ein erfolgreicher Stürmer beim FC Bayern und Inter Mailand war. Die Champions League sähe Rummenigge selbst wie viele Fans lieber mit einem Anteil im frei empfangbaren TV. Auch die Sponsoren der Königsklasse seien nicht erfreut darüber, dass der gesamte Wettbewerb im Bezahl-TV verschwunden sei. Aber: „Wenn wir ehrlich sind, waren wir in dieser Angelegenheit die letzte Bastion in Europa.“