Beiersdorfer setzt beim HSV alles auf (s)eine Karte

Hamburg (dpa) - Dietmar Beiersdorfer setzt beim Hamburger SV alles auf die Karte „Didi“ Beiersdorfer. Einen Tag nach der Trennung von seinem einstigen Wunsch-Sportchef Peter Knäbel trat der 2014 als Heilsbringer beim kriselnden HSV empfangene Vorstandschef auch den Posten als Sportdirektor an.

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„Es geht auch um die Zukunft des HSV. Meine Aufgabe als Gesamtverantwortlicher ist es, Dinge zu hinterfragen und gegebenenfalls die Richtung zu ändern“, erklärte Beiersdorfer in der Hansestadt. Er betonte, dass er sich in dieser Doppelfunktion als „Dauerlösung“ sieht.

Unterschiedliche Sichtweisen in der Personal- und Kaderplanung nannte der Ex-Profi als ausschlaggebend dafür, den Weggefährten Knäbel ein Jahr vor Vertragsablauf vor die Tür zu setzen. „Bereiche beim HSV entwickelten sich weiter, andere stagnieren. Das habe ich mehrfach moniert“, betonte Beiersdorfer, der bereits von 2003 bis 2009 beim norddeutschen Traditionsclub die sportliche Verantwortung inne hatte. Und ergänzte mit unverhohlener Kritik an Knäbel, den er zuvor als loyalen und sehr engagierten Partner bezeichnet hatte: „Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass sich da etwas verbessert.“

In Rage geriet der sonst eher ruhige Funktionär, als er auf die Stagnation des mit 89 Millionen Euro in der Kreide stehenden Clubs angesprochen wurde. „Wir haben viele Dinge aufgestellt in den zwei Jahren“, sagte Beiersdorfer. Er nannte die „wieder bundesligawürdige“ Organisationsstruktur, eine vernünftige Finanzierungsstruktur und die Neuausrichtung beim Campus-Bau als Beispiele. „Als wir angetreten sind, hatten wir die Wettbewerbsfähigkeit verloren“, sagte Beiersdorfer lautstark. Dass Auf in einigen Bereichen „lasse ich mir nicht nehmen“.

Als erste Amtshandlung als Sportchef klärte er die Zukunft von Gojko Kacar, Ivo Ilicevic und Ersatztorwart Jaroslav Drobny. Die im Sommer auslaufenden Verträge des Trios werden nicht verlängert. Die Zukunft von Emir Spahic, dessen Vertrag ebenfalls ausläuft ist noch unklar. Klären muss Beiersdorfer auch, ob die Stammkräfte René Adler, Johan Djourou und Matthias Ostrzolek (Verträge bis 2017), für die nur in diesem Sommer noch Ablösen zu erzielen sind, gehalten werden.

„Es gibt eine Menge zu tun“, sagte Beiersdorfer. Er erklärte, dass der Noch-Schalker Horst Heldt kein Thema sei. „Ich habe mit keinem einzigen Sportdirektor gesprochen.“ HSV-Gönner Klaus-Michael Kühne, der Knäbel kritisch beurteilt hat, sei nicht in die Entscheidung eingebunden gewesen: „Ich habe ihn nicht konsultiert.“ Und auch die Rucksackaffäre, die Knäbel intern viel Renommee gekostet hat, sei für die Trennung nicht verantwortlich, betonte der Vorstandschef.

So oder so - Beiersdorfer geht beim HSV jetzt volles Risiko. Als Galionsfigur angetreten, den Nordclub wieder zu einem Verein zu machen, der Erfolge statt Skandale produziert. Doch unter dem Hoffnungsträger lief es ähnlich wie bei dessen Vorgängern. Er feuerte die Trainer Mirko Slomka und Josef Zinnbauer, holte aber auch den späteren Retter Bruno Labbadia. Als Sportchef setzte er erst Oliver Kreuzer und nun Knäbel vor die Tür. Jetzt ist es die pure Pflicht für Beiersdorfer, als Verantwortlicher im sportlichen Bereich zu liefern.

Willi Schulz sieht den HSV mit Beiersdorfer als Vorstands- und Sportchef in Personalunion besser als bisher aufgestellt. „Es ist immer von Vorteil, wenn die Entscheidungsfunktion auf eine Person zugeschnitten ist. Letztlich muss einer die Entscheidung treffen, viele Köche verderben den Brei“, sagte das 77-Jährige HSV-Idol der Deutschen Presse-Agentur.