Besser denn je: Robben beglückt „menschelnde“ Bayern
München (dpa) - Arjen Robben hatte „einfach Spaß“. Der Holländer war fraglos der Mann der Woche beim designierten Herbstmeister Bayern München. Tor in Dortmund, Tor in Moskau, Doppelpack beim 2:0 (2:0) gegen Eintracht Braunschweig, besser geht's kaum.
Und trotzdem sprach der oft als Egoist gescholtene Matchwinner vor allem der Mannschaft „ein Kompliment“ aus für die zurückliegende Gesamtleistung. „Es ist nicht einfach. Wir haben ein schwieriges Programm, von daher dürfen wir zufrieden sein“, resümierte Robben, der im ungleichen Ligaduell des Ersten mit dem Letzten die wenigen Glanzpunkte setzte. „Arjen hat das Match entschieden“, lobte Sportvorstand Matthias Sammer.
Zum Weltfußballer wird Robben kaum gewählt werden, aber wenige Wochen vor seinem 30. Geburtstag ist der „Vollblut-Profi“ (Sammer) dennoch besser denn je und dazu körperlich so belastbar wie nie. Auch wenn sich Robben mal wieder als einziger Akteur mit einer Strumpfhose gegen die Kälte wappnete, scheint sich der Flügelstürmer im vierten Jahr in München tatsächlich noch zu einem Allwetter-Fußballer zu wandeln. „Ich klopfe auf Holz, er war immer noch nicht verletzt“, sagte Trainer Pep Guardiola und lobte Robben: „Er ist sehr wichtig für unser Spiel. Er macht für uns viele wichtige Tore.“
Saison für Saison war der Turbo-Kicker mit dem sensiblen Körper bislang in der Hinrunde mehr oder weniger lang verletzt. Doch im Superjahr 2013, in dem er die Bayern unter anderem im Finale gegen Borussia Dortmund zum Champions-League-Triumph schoss, ist auch das Vergangenheit. In 19 von 23 Pflichtspielen der Bayern wirkte er mit und erzielte zwölf Tore. Mit seinem insgesamt neunten Doppelpack (2./30. Minute) steigerte er seine Bundesliga-Quote am Samstag auf den Top-Wert von 51 Treffern in 90 Partien.
„Ich freue mich für Arjen, weil ich gut nachvollziehen kann, welche Stahlbäder er durchstehen musste“, bemerkte Sammer. Der Sportvorstand erinnerte unter anderem an die Nachwehen des verlorenen Champions-League-Endspiels 2012 im eigenen Stadion, als Robben danach sogar Pfiffe der Münchner Anhänger ertragen musste. Gegen Braunschweig feierten ihn 71 000 Zuschauer für seine spektakulären Treffer nach wunderschönen Vorlagen von Mario Götze bzw. Toni Kroos. Robben wird wieder geliebt in München. Im WM-Jahr dürfte auch seine Zukunft auf die Agenda kommen. 2015 läuft sein Vertrag aus, und Robben gab schon mal die Richtung vor: „Ich fühle mich ganz wohl bei dem Verein.“
Gegen die lange destruktiven Braunschweiger machte er den Unterschied aus. Robben knallte in der zweiten Hälfte, als die Münchner insgesamt auf Standgas umschalteten, noch einen Freistoß an die Latte (71.). Die Nachlässigkeiten hätten die Gäste bei Chancen von Gianluca Korte (72.) und Kevin Kratz (82./Lattentreffer) fast zum Anschlusstor genützt. Aber auch so verließ Eintracht-Coach Torsten Lieberknecht die Arena stolz: „Es war ein großes Spiel für uns, ein großer Tag. Insgesamt haben wir uns ordentlich verkauft.“
Nachsicht war auch bei den Münchner Rekordjägern angesagt. „Es hat gemenschelt bei uns“, meinte Sammer zu den Konzentrationsmängeln nach der Pause. „Wir sind alle Menschen und keine Maschinen“, betonte auch Aushilfskapitän Manuel Neuer: „Wir haben Reisen in den Knochen, die Kräfte lassen nach.“ Schon am Mittwoch aber müssen die Vielspieler im DFB-Pokal-Achtelfinale beim FC Augsburg wieder ran. „Das wird eine heiße Kiste“, ahnt Thomas Müller. Auch Neuer stellt sich auf einen anstrengenden Arbeitstag ein: „Die Augsburger haben das Spiel des Jahres vor der Brust, die wollen uns ärgern.“ Eines scheint sicher: Arjen Robben wird sich wieder warm anziehen...