Boateng arbeitet „jede Minute für Comeback“
München (dpa) - So ganz erfüllt sich Pep Guardiolas großer Wunsch auch in diesem Jahr nicht. „Alle Spieler“ wird der Katalane, wie er es immer wieder erträumt und formuliert hatte, in der heißen Saisonphase wieder nicht zur Verfügung haben.
Aber abgesehen vom dauerverletzten Pechvogel Holger Badstuber sieht es beim FC Bayern München viel besser aus als noch vor einem Jahr. Das Comeback von Abwehrchef Jérôme Boateng steht kurz bevor - und auch auf eine baldige Rückkehr von Arjen Robben hofft der deutsche Fußball-Meister.
Seit dieser Woche trainiert Boateng wieder mit dem Team. Der 27-Jährige fehlte bei einem Sponsorentermin dieser Tage, weil „er jede Minute das Tages für sein Comeback nutzen will“. Möglicherweise könnte er beim Spiel am Samstag in seiner Geburtsstadt Berlin gegen Hertha BSC erstmals nach seiner schweren Muskelverletzung vor drei Monaten wieder im Kader stehen. „Sicher wird er noch die eine oder andere Trainingseinheit brauchen diese Woche“, erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, „aber es ist gut und wichtig, dass er jetzt in dieser entscheidenden Phase der Saison zurück ist.“
Vor einem Jahr fehlten beim K.o. gegen den FC Barcelona im Champions-League-Halbfinale die verletzten Leistungsträger Franck Ribéry, Robben und David Alaba; Robert Lewandowski konnte nach Gesichtsverletzungen nur mit einer Gesichtsmaske mitspielen. Robben muss nach seinen Adduktorenproblemen zwar noch zuschauen, aber zumindest Ribéry ist vor den Duellen mit Atlético Madrid längst in der Star-Offensive zurück.
„Ich freue mich, dass ich wieder jedes Spiel über 90 Minuten spielen kann. Mir macht es viel Spaß und ich fühle mich gut“, erklärte der Franzose. Rummenigge setzt auf eine zeitnahe Robben-Rückkehr. „Ich hoffe es. Wir brauchen alle jetzt, es geht in die schweren Spiele zum Ende der Saison“, sagte der Vorstandschef. „Arjen hat in solchen wichtigen Spielen oft unter Beweis gestellt, welche Qualität er hat. Er kann jeden Gegner in Schwierigkeiten bringen.“
In der Defensive findet der in der Rückrunde ebenfalls länger verletzte Javi Martínez mehr und mehr den Rhythmus wieder - und nun kommt auch Innenverteidigerkollege Boateng zurück. Dessen bevorstehende Rückkehr wird aber zu einem Balanceakt. Eine Hintermannschaft mit dem Weltmeister wäre gegen Atlético ein Erfolgsfaktor, eine Abwehrreihe Lahm-Boateng-Martínez-Alaba eine Ansage an die spanische Offensivreihe um Fernando Torres. Aber Boateng fehlen nach drei Monaten Verletzungspause Spielpraxis und Kondition, das Spiel in Madrid am Mittwoch könnte zu früh kommen. „Ich weiß nicht, was der Trainer vorhat mit Jérôme“, sagte auch Rummenigge gespannt.
„Wir dürfen nicht so ein großes Risiko eingehen, wir müssen ihn langsam heranführen an die Mannschaft“, meinte Nationaltorhüter Manuel Neuer und bremste die Erwartungen an den Weltmeisterkollegen. „Wir wollen, dass er uns über die nächsten Spiele hinaus erhalten bleibt, und es steht ja auch noch eine Europameisterschaft im Sommer an und da sollte sich Jérôme auf keinen Fall verletzen.“
Darauf setzt auch Joachim Löw. Der Bundestrainer hofft, dass sein Leistungsträger auf dem Weg zur EM keinen Rückschlag erleidet. Denn auch in Frankreich hat Löw „eine wichtige Rolle“ für den Innenverteidiger vorgesehen.
„Jérôme ist ein klasse Spieler, aber wir müssen den Spielern auch Zeit geben. Sie sollen ja auch langfristig fit bleiben“, mahnte auch Thomas Müller an. Boateng selbst hatte zuletzt sein Comeback noch für April anvisiert - zum Reinschnuppern wäre da eine Reise nach Berlin sicher nicht schlecht.