Braunschweig plant den Abstieg: „Wir sind vorbereitet“
Braunschweig (dpa) - Abseits des Rasens wird nüchtern kalkuliert. Wie viel Geld könnte im Fall der Fälle noch in die Mannschaft investiert werden? Welche Spieler würden den Verein wohl verlassen? Solche Fragen treiben den Geschäftsführer von Eintracht Braunschweig derzeit um.
„Wir sind gut eingestellt und darauf vorbereitet“, erklärt Sören Oliver Voigt sachlich. Er ist vorbereitet auf den drohenden Abstieg in die 2. Liga, der bereits am Samstag perfekt sein könnte. Damit verkörpert Voigt eine Rationalität, die so gar nicht zum Auftreten von Mannschaft und Trainerteam des Traditionsclubs passt.
„Wir resignieren nicht. Ich habe nach wie vor den Glauben an den Klassenerhalt“, sagt Trainer Torsten Lieberknecht. Dabei spricht fast alles gegen die Eintracht. Seit Monaten steht der Aufsteiger auf dem letzten Platz der Fußball-Bundesliga. Zuletzt verloren die Niedersachsen drei Spiele in Serie und blieben ohne eigenes Tor. Nur weil die Konkurrenz aus Nürnberg und Hamburg ebenso patzte, lebt die Hoffnung auf den Klassenverbleib weiter. „Ans Aufgeben werden wir niemals denken“, betont Mittelfeldspieler Mirko Boland.
Zwei Punkte trennen die Braunschweiger vom Relegationsplatz. Sechs Punkte könnten sie aus den letzten beiden Spielen gegen Augsburg und bei 1899 Hoffenheim maximal holen. Das sind Rechenspiele, an denen sich Geschäftsführer Voigt nicht beteiligt. 2008 hat er seinen Job beim damals überschuldeten Drittligisten angetreten. Gemeinsam mit Präsident Sebastian Ebel hat er den Verein dank eines rigiden Sparkurses konsolidiert.
Natürlich hofft auch er noch auf ein Wunder. Doch mit Wunschvorstellungen kann er seinen Beruf nicht ausüben. Für den 44-Jährigen zählen vor allem wirtschaftliche Kennzahlen, die sich bei einem Abstieg teilweise erheblich verändern würden.
„Gerade die TV-Einnahmen wären deutlich geringer. Aber wir gehen davon aus, auch in der zweiten Liga einen Überschuss zu erwirtschaften. Wir müssten nach wie vor keine Schulden machen“, sagt er. Kaum ein anderer Erstligist ist mit solch einer Planungssicherheit auf die Zweitklassigkeit vorbereitet wie die Eintracht. Vor allem der HSV würde wohl nicht nur einen Großteil seiner Spieler verlieren, sondern auch in ein finanzielles Chaos stürzen, sollte es zum ersten Abstieg der Vereinsgeschichte kommen.
„Bei uns werden die meisten Spieler der Bundesliga-Mannschaft auch in der zweiten Liga dabei sein“, sagt Voigt. „Darüber hinaus müssten wir auch keine Mitarbeiter der Geschäftsstelle entlassen.“ Erst vor rund zwei Monaten hatte Lieberknecht seinen Vertrag bis 2017 verlängert. Auch der von anderen Clubs umworbene Boland verlängerte bis 2017.
Neben den aktuellen Planspielen beschäftigt sich Voigt auch mit der langfristigen Aufstellung des Clubs. 2012 eröffnete der Verein ein Nachwuchsleistungszentrum, in das auch in den kommenden Jahren unabhängig von der Ligazugehörigkeit investiert werden soll. „Bis zu 15 Millionen Euro. Im Vergleich zu anderen Bundesligisten müssen wir im Nachwuchsbereich einiges nachholen“, sagt Voigt.
Bis 2017 soll das Zentrum endgültig fertig sein. Spätestens dann, so ist sich der Wirtschaftsexperte sicher, wird die Eintracht fester Bestandteil der ersten Liga sein. Und gibt sich für einen kurzen Moment kämpferisch: „Auch falls wir absteigen, sind wir schnell wieder zurück.“