Nichts Neues bezüglich Stevens VfB-Zukunft
Stuttgart (dpa) - Darf Huub Stevens im Fall des Klassenverbleibs beim VfB Stuttgart bleiben oder muss der Retter dann trotzdem einem jungen Konzepttrainer Platz machen?
Diese Frage beschäftigt im Umfeld des schwäbischen Fußball-Bundesligisten fast alle genauso stark wie der nervenaufreibende Abstiegskampf. Aber die Betroffenen geben weiterhin keinerlei Hinweise, wie es weitergehen soll.
„Es gibt nur die Absprache, dass wir uns nach der Saison zusammensetzen“, wiederholte der Niederländer zum x-ten Mal. Sportvorstand Fredi Bobic, der bei der Pressekonferenz vor der vorentscheidenden Partie gegen den VfL Wolfsburg fehlte, betonte ebenfalls ständig , dass diese Personalie erst nach der Runde geklärt werde.
Stevens strich heraus, dass es momentan nur um den Verein und dessen Klassenverbleib gehe. Persönliche Interessen spielten keine Rolle. „Ich finde das nicht so wichtig. Wichtig ist jetzt, dass wir uns hundertprozentig auf das neunte Endspiel konzentrieren“, sagte er.
Immerhin deutete der 60-Jährige an, dass auch schon vor dem Saisonfinale gegen Bayern München Bewegung in die Sache kommen könnte. „Wir sind noch nicht so weit“, sagte er. Aber wenn der Klassenverbleib schon früher geschafft werde, könnte auch die Trainerfrage „vielleicht etwas früher“ gelöst werden.
Im Klartext: Ist der VfB nach der Partie am Samstag gegen den Champions-League-Kandidaten Wolfsburg gerettet, könnten die Gespräche über eine Verlängerung der Zusammenarbeit beginnen. Die Chancen stehen gut: Schließlich liegen die Stuttgarter vor dem vorletzten Spieltag als Tabellen-15. fünf Zähler vor dem Hamburger SV und weisen das deutlich bessere Torverhältnis auf. Ein Punkt gegen den VfL sollte reichen, zumal die Hanseaten unbedingt gegen Bayern München gewinnen müssen, um ihre geringe Möglichkeit auf Rang 15 zu wahren.
Stevens versicherte indes, er habe „keine Forderungen gestellt“ und es gehe auch nicht darum, „ob ich Lust habe“. Dass es ihm in Stuttgart gefalle, hatte er schon mehrfach erklärt. Seine Frau sei „einge Male hier gewesen und findet Stuttgart schön“. Auch wenn der gewiefte Coach mauert, lässt er doch durchklingen, dass ihn die Aufgabe reizen würde. „Die Spieler ziehen mit, die Unterstützung durch die Fans ist gut“, sagte er und sprach von „schönen Momenten“ trotz des harten Abstiegskampf und einer „guten Zeit“ bisher.
Das generelle Problem ist aber, dass der „Jahrhunderttrainer“ des FC Schalke im Grunde nicht das ist, was der VfB will. Eigentlich hätten die Stuttgarter gerne einen jüngeren, moderneren Coach mit schwäbischer Vergangenheit, der für schnellen und im besten Fall rauschhaften Offensivfußball steht. So jemanden wie den Mainzer Thomas Tuchel zum Beispiel, der schon Jugendtrainer am Neckar war und von Bobic überaus geschätzt wird. Der VfB wäre im Vergleich zum Europa-League-Aspiranten für Tuchel vielleicht eine Herzensangelegenheit, aber vorerst keine Verbesserung.
Seine nächste Aufgabe müsse ihn genauso reizen wie in Mainz, sagte der 40-Jährige vor kurzem. Auch die Entwicklung eines neuen Projekts sei denkbar. „Ich habe keinen Karriereplan“, meinte Tuchel, der bei den Rheinhessen noch bis zum 30. Juni 2015 vertraglich gebunden ist. Gerade aus Mangel an weiteren zukunftsträchtigen und insbesondere für den strauchelnden VfB verfügbaren Trainerkandidaten könnte die Stuttgarter Führung zu dem Schluss kommen, dass Stevens für eine Übergangssaison der richtige Mann wäre.
„Die Philosophie bleibt bestehen, aber jetzt gilt eine andere Priorität“, hatte Präsident Bernd Wahler bei der Verpflichtung des als knurrig verschrienen Routiniers im März erklärt. Stevens hat dem VfB aber nicht nur Ordnung und taktische Disziplin eingeimpft, sondern auch Punkte geholt und den ersehnten Jugendkurs fortgesetzt. Antonio Rüdiger hat sich in den vergangenen Wochen erheblich stabilisiert, Daniel Didavi ist nach seiner langen Verletzungspause als Impulsgeber im Mittelfeld eine Bereicherung, und Carlos Gruezo fand erst unter Stevens in die Stammelf.