Bruchhagen und Strutz warnen vor Fehlentwicklungen
Frankfurt/Main (dpa) - Auf diesem Level sind sich der FSV Mainz 05 und Eintracht Frankfurt noch nie begegnet. Vor dem Rhein-Main-Derby dürfen beide Vereine auf die Teilnahme an der Europa League und die Hessen sogar auf den Einzug in die europäische Königsklasse hoffen.
Doch rosa-rote Zukunftsträume gibt es bei den Vereinsbossen der beiden Underdogs nicht. Vielmehr befürchten FSV-Präsident Harald Strutz und Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen, dass die Schere in der Bundesliga künftig noch weiter auseinandergehen wird - zuungunsten ihrer Vereine.
„Wir erleben es doch, dass die horrenden Summen in der Champions League den nationalen Wettbewerb in den Ligen angreifen. Das erkennt doch der Blindeste“, sagte Bruchhagen in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. Und Strutz attestierte: „Die Summen führen dazu, dass man im nationalen Wettbewerb überhaupt keine Chancen mehr hat. Es wird nicht mehr möglich sein, dass wir bei Bayern München ein Fußballspiel gewinnen können.“
Die Dominanz des Rekordmeisters, der sich im Rekordtempo seine 23. Meisterschaft gesichert und mit dem Transfer von BVB-Star Mario Götze die Weichen für eine anhaltende Vormachtstellung gestellt hat, empfindet Strutz als Gefahr für die Bundesliga. „Das größte Pfund, was die Auslandsvermarktung angeht, ist der interessante Wettbewerb. Den haben andere Ligen nicht. Aber geht es uns nicht manchmal so, dass wir sagen: Jetzt sehen wir schon wieder ein Bayern-Spiel und schalten dann um, selbst wenn du am Fußball interessiert bist? Wenn es so weitergeht, kann der Fußball darunter leiden“, warnte er.
Angesichts der Kaufwut der wirtschaftlich potenten Vereine wie Bayern oder auch Wolfsburg befürchtet Strutz, der wie Bruchhagen im Vorstand des Ligaverbandes sitzt, eine Chancenungleichheit. „Ein Mann wie Jan Kirchhoff geht jetzt zu den Bayern. Irgendwann spielt der vielleicht auch mal. Bei den großen Vereinen sitzt so viel Potenzial auf der Bank. Sollen sie andere doch auch mal wachsen lassen, damit der Wettbewerb fairer wird. Wolfsburg wird auch wieder alles aufkaufen. Geld regiert die Welt, das ist das Thema“, sagte Strutz.
Sein Frankfurter Kollege, der spätestens 2014 den Abgang von Mittelfeld-Juwel Sebastian Rode verkraften muss, sieht kaum Möglichkeiten, etwas am Status quo zu ändern. „Die Vereine bekommen künftig aus den TV-Geldern 620 Millionen Euro statt 420 Millionen Euro. Das führt zu einer Verstärkung der Positionen. Auch wir festigen unsere Position. Aber im Hinblick darauf, nach oben zu kommen, wird es noch schwieriger. Weil alle, die vor uns stehen, noch mehr vom Mehr bekommen“, sagte Bruchhagen.
Das ausgerechnet von Bayern-Präsident Uli Hoeneß ins Spiel gebrachte Thema der drohenden „spanischen Verhältnisse“ brenne unter den Nägeln. „Es nutzt aber nichts, dass jeder Vereinsvertreter jetzt seine Ideen rein wirft. Erst einmal muss man Veränderungen wollen“, stellte Bruchhagen fest. Wenn dies gewünscht werde, sei es an DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, „das Gedankengut zu sammeln und zu koordinieren“.
Bis dahin müssen die Rhein-Main-Rivalen kleinere Brötchen backen. Ein möglicher Einzug in die Europa League werde jedenfalls nicht dazu führen, dass die Eintracht in der kommenden Saison ihren Lizenzspieleretat von 31 Millionen Euro aufstockt. „Das können wir nicht“, betonte Bruchhagen und fügte hinzu: „Wenn wir nächste Saison in der Europa League spielen und in der Bundesliga einen Mittelfeldplatz erreichen, wäre alles wunderbar.“