„Bundeskanzler Guardiola“ - Staunen über Peps Deutsch

Berlin (dpa) - Vielleicht würden sich viele Spanier ihren Landsmann Pep Guardiola wirklich als Merkel-Ersatz in der deutschen Bundesregierung wünschen. Zumindest was sein verblüffendes rhetorisches Talent in der deutschen Sprache angeht, trauen ihm einige augenzwinkernd eine politische Karriere zu.

„Bundeskanzler Guardiola“, schrieb die spanische Sportzeitung „Marca“. In München „herrsche“ der spanische Coach bereits mit seinen guten Sprachkenntnissen. Der britische „Independent“ erklärte Guardiola schon mal reflexartig zum „Kaiser Pep“. Der Ex-Bayern-Trainer Louis van Gaal prophezeite: „Die Sprache wird für Guardiola ein entscheidender Faktor“.

In Europa hat der 42-Jährige mit seiner außergewöhnlichen Kenntnis der für Ausländer oft schwierig klingenden deutschen Sprache jedenfalls für große Bewunderung gesorgt. „El Mundo Deportivo“ aus Spanien rief Guardiola gar zum „Meister der deutschen Sprache“ aus. „Pep im Turm von Babel“, titelte die spanische Zeitung „El Mundo“.

Zumindest klang der Spanier bei seiner Premiere flüssiger als sein Kollege Giovanni Trapattoni damals bei den Bayern oder Nevio Scala als BVB-Coach. Van Gaal verglich das Engagement von Guardiola bei den Münchnern im niederländischen „Algemeen Dagblad“ mit seiner eigenen Zeit beim spanischen FC Barcelona. „Ich habe den Spielern zum Start sofort gesagt: verbessert mich, wenn ich Fehler mache“, sagte van Gaal. Das habe ihm geholfen, schnell ein gutes Verhältnis zu seinen Profis zu bekommen.

Ein echter Bundesliga-Liebling wurde van Gaal nie. Guardiola dagegen hat aus Sicht der Zeitung „Österreich“ das Zeug dazu: „Er kam, sah und gewann - die Herzen der Bayern-Fans. Kein Vergleich zum arroganten Auftritt von Louis van Gaal im Jahr 2009.“

Auch in Deutschland glauben einige, Guardiola könnte dem FC Bayern helfen, sein Image aufzupolieren. „Jetzt wird Bayern auch noch sympathisch. Sie liefen ja unter Heynckes schon Gefahr, gemocht zu werden“, zitierte die „Bild“ den Mainzer Trainer Thomas Tuchel. Selbst direkte Bayern-Rivalen rangen sich Lob ab: „Er ist ein guter Typ und kommt gut rüber“, sagte BVB-Präsident Hans-Joachim Watzke dem Blatt. Und Nürnbergs Trainer Michael Wiesinger schwärmte: „Er ist auf jeden Fall ein sympathischer Mann, der viel Ahnung vom Fußball hat (...) Wenn einer noch mehr rausholen kann, dann er.“

An diesem Mittwoch und Donnerstag wird der Katalane zunächst mal seine Arbeit aufnehmen - vor insgesamt 50 000 Zuschauern beim öffentlichen Training in der Allianz-Arena. Die Bayern-Fans werden froh sein, dass er auf dem Rasen die Münchner Kicker dirigiert und nicht als Bundeskanzler auf Euro-Rettungsmission unterwegs ist. Der Erwartungsdruck dürfte allerdings kaum geringer sein.