Bundesliga-Greenhorns lassen Freiburg jubeln
Freiburg (dpa) - Zwei Bundesliga-Greenhorns haben dem SC Freiburg im Abstiegskampf wieder Hoffnung auf ein Happy End verschafft. Der A-Jugendliche Matthias Ginter erzielte bei seinem Erstliga-Debüt 18 Minuten nach seiner Einwechslung den Treffer zum 1:0 (0:0) im Kellerduell gegen den FC Augsburg.
Der ehemalige A-Jugendtrainer Christian Streich trieb bei seiner Premiere als Profi-Chefcoach seine Schützlinge in diesem Schlüsselspiel immer wieder engagiert nach vorne und heizte so den Siegeswillen zusätzlich an.
Matchwinner Ginter ließ sich nach seinem Kopfball-Kracher in der 88. Minute von seinen Mannschaftskollegen und den Fans feiern. Zwei Tage nach seinem 18. Geburtstag machte der Jungspund sich und ganz Fußball-Freiburg das größte Geschenk. Nach dem Duschen schlich der Gymnasiast kommentarlos von dannen. Die Verantwortlichen hatten es ihm kurzerhand verboten, sich den Medien zu stellen.
„Matthias hat in drei Monaten Abitur“, hob Streich hervor, dass die Schule für Ginter momentan mindestens genauso wichtig wie der Fußball sei. „Wir schauen, dass es keinen Hype gibt und die Leute ihn in Ruhe lassen, damit er ein gutes Abitur machen kann.“ Oliver Baumann zeigte Verständnis für den „Maulkorb-Erlass“ für den U 18-Nationalspieler: „So kann er es in Ruhe genießen. Er kann es sacken lassen und genau so weitermachen.“ Der SC-Schlussmann beschrieb Ginter als „eher ruhigen, angenehmen Typ“.
Ginters Einwechslung angesichts eines drohenden 0:0, das den Sportclub im Kampf um den Klassenerhalt faktisch zurückgeworfen hätte, war keinesfalls eine Verzweiflungstat. Streich kennt den Nachwuchsmann bestens. Schließlich debütierte dieser im August 2010 unter ihm schon bei Freiburgs Bundesliga-Junioren. Bei Testspielen im Trainingslager in Andalusien hatte Ginter ebenfalls als Torschütze überzeugt. „Ich habe ihn eingewechselt und er hat ein Tor gemacht“, kommentierte der Coach lapidar den kaltschnäuzigen Auftritt seines Fußballschülers, der sofort couragiert und zielstrebig attackierte.
Mit dem „verdienten Sieg“, wie auch FCA-Trainer Jos Luhukay einräumte, schlug der Sportclub gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Das zuletzt stark angeknackste Selbstvertrauen ist wieder intakt, der immer mehr geschwundene Glaube an die eigenen Fähigkeiten wieder gewachsen. Die Aussortierung von fünf Spielern und die Trennung von Trainer Marcus Sorg nach der Hinrunde waren kein Thema mehr. Und auch der Millionentransfer von Tor-Garant Papiss Demba Cissé war spätestens nach Ginters Treffer vom Tisch.
Mit dem Vorrücken auf Rang 17 bei noch einem Punkt Rückstand auf den Relegationsplatz sieht die immer noch angespannte Lage zumindest nicht mehr ganz so hoffnungslos wie vor der Winterpause aus. „Ein Sieg gegen den Tabellennachbarn hilft enorm“, sagte Streich, der nun etwas entspannter die nächsten Aufgaben angehen kann. „Man sieht, welche Last von uns abgefallen ist“, betonte Baumann. Der Torhüter hatte mit seinen Teamkollegen nach dem Schlusspfiff minutenlang auf dem Platz mit den jubelnden Fans gefeiert.
Bei Augsburg herrschte dagegen Katzenjammer. „Die Enttäuschung ist bei allen groß“, lamentierte Luhukay. „Wir müssen das in den nächsten Spielen besser machen.“ Sportdirektor Andreas Rettig sprach von einem „hochverdienten Sieg“ seines Ex-Clubs. „Wir haben alles vermissen lassen, was uns am Ende der Hinrunde ausgezeichnet hat, Leidenschaft und Engagement.“