Bundesliga vor goldenen Zeiten - Rauball mahnt
Frankfurt/Main (dpa) - Die Bundesliga geht rosigen Zeiten entgegen, in einen Goldrausch wie zu Kirch-Zeiten wollen die Vereine trotz des erwarteten Geldregens jedoch nicht verfallen.
Der Abschluss des Rekord-Medienvertrages über rund 2,5 Milliarden Euro für vier Jahre von der Saison 2013/14 an eröffnet nicht nur Top-Clubs wie Bayern München oder Borussia Dortmund neue Möglichkeiten bei der Verpflichtung hochkarätiger Stars und der breiten Masse die Chance zur finanziellen Konsolidierung.
„Es liegt auf der Hand, dass sich die wirtschaftliche Beweglichkeit der Clubs deutlich erhöht hat. Mit dem Geld muss aber auch verantwortungsvoll umgegangen werden“, mahnte Liga-Präsident Reinhard Rauball und kündigte an: „Man muss darauf achten, dass es jetzt nicht inflationistisch bei den Spielergehältern und Ablösesummen in die Höhe geht. Wir werden die Clubs mit negativem Eigenkapital noch stärker an die Kandare nehmen.“
Immerhin beträgt der Schuldenstand der 18 Bundesligisten aktuell knapp 600 Millionen Euro. In der 2. Liga summieren sich die Verluste auf rund 163,5 Millionen Euro. „Wir werden intensiv beobachten, dass dies nicht weiter ausufert, sondern zurückgefahren wird“, erklärte Rauball.
Die Voraussetzungen, dass die Bundesliga vom Sommer 2013 an noch stärker boomt, sind so gut wie nie zuvor. Eintracht Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen erneuerte daher seine 2005 abgeschmetterte Forderung nach einer Aufstockung auf 20 Vereine. „Wir haben in Deutschland eine moderne Stadion-Infrastruktur. Dem sollten wir Rechnung tragen“, sagte Bruchhagen. Die Top-Clubs wehren sich gegen dieses Ansinnen, weil sie eine noch größere Belastung ihrer Spieler befürchten.
Zudem würden die Mehreinnahmen aus dem Rekordvertrag bei einer Aufstockung nicht so üppig wie erwartet ausfallen. Zwar muss der neue Verteilerschlüssel unter den 36 Profivereinen noch ausgehandelt werden. Fest steht aber schon jetzt, dass für alle Beteiligten ein größeres Stuck vom Kuchen übrig bleibt. Zumal zu den durchschnittlich 628 Millionen Euro pro Saison - das sind 216 Millionen mehr als bisher - noch einmal 73 Millionen Euro aus der Auslandsvermarktung hinzukommen.
Bei den Gesamteinnahmen im In- und Ausland liegt die Bundesliga mit dann 700 Millionen Euro je Saison noch klar hinter der englischen Premier League (1,3 Milliarden), aber ungefähr gleichauf mit der spanischen Primera División. „Die Clubs verfügen nun über mehr wirtschaftlichen Spielraum als je zuvor“, stellte der für den Milliarden-Deal von allen Seiten mit Lob überhäufte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert zufrieden fest.
Die Spitzenvereine wie Bayern, Dortmund oder auch Schalke 04 könnten ihre Einnahmen aus der Medienverwertung künftig pro Saison um zweistellige Millionenbeträge auf über 40 Millionen Euro steigern. Weltstars wie Franck Ribéry, Arjen Robben oder Raúl könnten damit bald Gesellschaft in Deutschland bekommen.
Für Rauball ist der Vergleich zu den anderen Spitzenligen in Europa jedoch zweitrangig. „Maßgeblich sind die Liquidität und der wirtschaftliche Erfolg in der Bundesliga“, erklärte der Präsident von Borussia Dortmund und warnte: „Ich kann mir vorstellen, wer jetzt alles Begehrlichkeiten geltend macht. Nämlich all jene, die am Rande der Bundesliga immer mitfahren.“
Andreas Rettig, Manager des FC Augsburg, wurde noch deutlicher: „Jetzt müssen wir aufpassen, dass das Geld nicht schnurstracks in die Taschen der Spielerberater wandert.“ Er plädiert deshalb für eine Selbstbeschränkung der Vereine beim Schuldenmachen. Einen Verbündeten hat er in Helmut Hack. Der Präsident des als Aufsteiger feststehenden Zweitliga-Tabellenführers SpVgg Greuther Fürth gab das Motto für die gesamte Branche aus: „Jetzt heißt es Maßhalten.“