BVB beendet Zoff mit Poldi: Köln in der Zwickmühle
Köln (dpa) - Der Zoff zwischen Borussia Dortmund und Lukas Podolski ist beigelegt, die Aufgeregtheit um den Torjäger des 1. FC Köln hält an.
BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat sich nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung beim Nationalstürmer für die Kritik von Trainer Jürgen Klopp an Poldi entschuldigt. Wie der BVB der Nachrichtenagentur dpa bestätigte, hat sich Watzke über Podolski-Manager Kon Schramm für die verbale Attacke entschuldigt. „Herr Watzke hat direkt bei mir angerufen, sich in aller Form im Namen des BVB entschuldigt und darum gebeten, das Poldi auch so zu sagen“, berichtete Schramm.
Nach dem Fußball-Bundesligaspiel gegen Kaiserslautern hatte Klopp ein Engagement von Podolski ausgeschlossen und mit harschen Worten begründet. Mit seinem Potenzial könne er „der beste Stürmer in der Bundesliga sein - das ist er nicht“, hatte Klopp gepoltert. „Das liegt daran, dass er seine Leistung nicht oft genug abruft. Und dann ist es uns zu teuer - für alle paar Wochen.“
Während Klopp dazu schwieg, fühlte sich nun Watzke genötigt, den Streit zu schlichten. „Ich habe ihm gesagt, dass es uns leidtut. Poldi ist ein Klassespieler“, erklärte er der „Bild“. „Das sieht übrigens auch Jürgen Klopp so. Er ist halt ein emotionaler Typ. Und er hat das im Frust über unser 1:1 und die vier Alu-Treffer gegen Lautern gesagt. Er meint das aber nicht so.“
Kölns Trainer Stale Solbakken nimmt den aktuellen Podolski-Hype mit Humor. „Ich habe heute die Zeitung noch nicht gelesen. Deshalb weiß ich nicht, ob es einen neuen Bewerber gibt“, sagte der Norweger vor dem Bundesliga-Nachholspiel am Dienstag gegen Mainz. Angeführt vom FC Schalke 04 dürfte die Liste der Interessenten stattlich sein - und von Treffer zu Treffer immer länger werden. „Ich habe nicht vor, in den nächsten Tagen zu wechseln“, meinte Podolski selbst gelassen.
Die Personalie des momentan brillierenden Podolski macht in der Karnevalsstadt aber nicht nur Spaß. Schließlich hat das Stürmer-Genie bei den Fans in Köln einen Heldenstatus. Kölns Manager Volker Finke baut aber für den Fall der Fälle schon mal vorsichtig vor. „Die Menschen müssen das Gefühl bekommen, dass die Zukunft noch vor uns liegt“, philosophierte er jüngst in einem Interview des „Express“. Man müsse auch mal Transferumsätze generieren und die besten Spieler verkaufen, wie es einst in seiner Zeit beim SC Freiburg war. „In Köln ist das schon schwieriger“, erkannte Finke, fügte aber bezogen auf Podolski an: „Es ist ein Glück, ihn in Köln zu haben.“
Für den 1. FC Köln ist Podolski eine Lebensversicherung in doppelter Hinsicht: sportlich und finanziell. Der 95-malige Nationalspieler schoss die Hälfte der bisher 26 Liga-Tore und damit den Club in sicheres Fahrwasser. Bleibt der 26-Jährige bis zum Ende seines Vertrages im Juli 2013, kann er ablösefrei gehen. Dies kann sich der mit 30 Millionen Euro in der Kreide stehende Traditionsclub eigentlich nicht leisten. Deshalb kündigte Finke an, nicht ohne eine Vertragsverlängerung mit Podolski in die neue Saison gehen zu wollen.
„Man sollte das sachlich sehen. Wir werden die Personalie so besprechen, dass beide Seiten am Ende fair miteinander umgegangen sind“, sagte Finke dem „Kicker“. „Einen Konflikt herzustellen, ist lächerlich.“ Die große Frage bleibt aber, was Podolski selber möchte. Spätestens nach seinem Scheitern im beinharten Konkurrenzkampf beim FC Bayern München (2006 bis 2009) gilt er als „Wohlfühl-Fußballer“.
„Die sportliche Qualität und die eigene Persönlichkeit müssen zusammenpassen“, meinte DFB-Sportdirektor Matthias Sammer beim TV-Sender Sky zu einem möglichen Wechsel zum FC Schalke. „Sportlich würde ich sagen Ja, persönlich weiß ich nicht, was er fühlt.“
Bundestrainer Joachim Löw empfiehlt einen Wechsel zu einem europäischen Club. Davon hält Günter Netzer nichts, für den Schalke „ein idealer Kompromiss“ sein könnte. Er könnte bei einem Spitzenverein spielen - und in seiner Heimatstadt wohnen bleiben.