BVB besiegt Titel-Zweifel - Magath gegen Daum 1:1
Düsseldorf (dpa) - Dortmund besiegt die Titel-Zweifel, Bayer steuert auf die fünfte Vizemeisterschaft zu und der auf Platz drei „gerobbte“ FC Bayern einem Happy-End entgegen.
Nach dem irrwitzigen Trainer-Wechselspiel der vergangenen Wochen wurde der 28. Spieltag der Fußball-Bundesliga vom Spielabbruch auf St. Pauli und dem unflätigen Wüten der Bayern-Fans gegen ihren Clubchef überschattet und beschädigt. Den Hamburgern droht nun sogar ein „Geisterspiel“.
Im Freudenhaus der Liga sorgte der Bierbecher-Wurf auf Schiedsrichter-Assistent Thorsten Schiffner für Entsetzen und den Abbruch des Spiels gegen den FC Schalke 04. Der DFB hat nach dem Skandal die Ermittlungen aufgenommen. Dem Kiez-Club droht nun eine hohe Geldstrafe oder sogar eine Partie ohne Zuschauer.
Das Trainer-Duell des Tages zwischen Wolfsburgs Felix Magath und Frankfurts Christoph Daum endete ohne Sieger. Die Hessen mussten nach der 1:0-Führung durch Alexander Meier (59.) in der Schlussphase noch den Ausgleich durch Mario Mandzukic (85.) hinnehmen. Damit verbesserten sich beide Teams um einen Tabellenplatz, allerdings stehen die seit vier Spielen sieglosen Wolfsburger noch auf Rang 16. Zuvor sicherte sich der 1. FC Köln den siebten Heimsieg in Serie. Ein Treffer von Milivoje Novakovic in der Nachspielzeit bescherte den Rheinländern den 1:0-Erfolg und den Sprung auf Rang 10.
Allen Grund zur Freude hatte der nach zwei Spielen ohne Sieg unter Druck stehende Spitzenreiter Borussia Dortmund. Er fand aber erst nach dem 0:1 und fast einer Stunde zu meisterlicher Form. „Jetzt haben wir es verdient, die Schale nach Hause zu holen“, jubelte BVB-Profi Kevin Großkreutz nach dem 4:1 gegen Hannover 96. Borussia-Trainer Jürgen Klopp reagierte auf die Gratulation seines Kollegen Mirko Slomka zur Meisterschaft hingegen unwirsch: „Diese Glückwünsche kommen hundertprozentig zu früh.“ Hannover 96 rutschte durch die Niederlage von Rang drei auf Platz vier ab.
Der Sieben-Punkte-Vorsprung vor Leverkusen ist ein Faustpfand, aber die Werkself hält weiter tapfer mit. Das 1:0 beim 1. FC Kaiserslautern war für die Bayer-Profis nach dem verkündeten Wechsel ihres Trainers Jupp Heynckes auch ein Charaktertest. „Wir werden bis zum Ende wie immer harmonieren und alles daran setzen, die Saison erfolgreich abzuschließen“, betonte der Bayer-Coach. Einen Bruch hatte Sportdirektor Rudi Völler ohnehin nicht befürchtet: „Keiner hat geglaubt, dass es Probleme geben könnte.“
Bayer 04 hat nun weiter sieben Zähler Vorsprung auf Verfolger Bayern und kann in zwei Wochen entspannt an die Isar reisen. Großen Anteil daran hat ausgerechnet der Ex-Lauterer Sidney Sam, der gegen seinen alten Club das Tor des Tages schoss. Rumpelig statt ruhmreich gelang auch den Münchnern gegen Fast-Absteiger Borussia Mönchengladbach ein 1:0-Erfolg und der Sprung auf Platz drei.
„Wenn wir Dritter werden, habe wir unser Mindestziel geholt - und Jupp Heynckes kann es nächste Saison fertig machen“, sagte Bayern-Coach Louis van Gaal. Dass der Rekordmeister Bayer 04 noch von Rang zwei in den verbleibenden sechs Partien verdrängen könnte, glaubt Sportdirektor Christian Nerlinger nicht wirklich: „Da muss schon viel passieren.“ Zumal die Bayern nur mit Hängen und Würgen - und dank Arjen Robbens Tor (77.) die drei Punkte einfahren konnten. Nach der 33. Niederlage in München können die Gladbacher den dritten Bundesliga-Abstieg nach 1999 und 2007 wohl kaum noch verhindern.
Für Ärger sorgten die Attacken der Bayern-Fans („Hoeneß, der Lügner“) gegen Präsident Uli Hoeneß wegen der geplanten Finanzhilfe für den Lokalrivalen TSV 1860. Für Nerlinger ist dieses Verhalten eine „Schande für den FC Bayern“.
Eine Strafe für die Besucher war das Gebotene in Mainz und Sinsheim. Der FSV Mainz 05 kam nicht über ein 1:1 gegen den SC Freiburg hinaus und ist seit 126 Tagen in der eigenen Arena ohne Sieg. „Wir können es besser, viel besser“, meinte 05-Trainer Thomas Tuchel, dessen Team die Europa-League-Qualifikation im Endspurt noch verspielen könnte. Zum torlosen Fehlpass-Festival geriet die Partie zwischen 1899 Hoffenheim und dem Hamburger SV.
Mit einem blauen Auge kam im Duell der unerwarteten Abstiegskandidaten der VfB Stuttgart bei Werder Bremen (1:1) davon. Held des Tages war VfB-Keeper Sven Ulreich, der als Ersatzmann abgestempelt schien und mit Glanzparaden den Punkt rettete.