BVB hat die Hand an der Schale
Nach der 4:1-Gala gegen Hannover will Dortmunds Trainer Jürgen Klopp keine voreiligen Glückwünsche.
Dortmund. Vorgezogene Glückwünsche zur Meisterschaft mag Jürgen Klopp gar nicht. „Wir wissen, dass wir uns in einer entscheidenden Phase befinden, aber ich kann sechs ausstehende Gegner wirklich nicht unterschätzen“, sprach der Trainer von Borussia Dortmund nach dem vorentscheidenden 4:1 (0:0) gegen Hannover 96. Klopp treibt noch die Sorge um, dass der eine oder andere in seiner jungen Mannschaft den Erfolg nicht verkraftet. Als voreilige Fernsehmenschen Jung-Nationalspieler Mario Götze nach seiner beeindruckenden Vorstellung vor 80 720 Zuschauern schon mit Lionel Messi verglichen, gestattete sich der Erfolgscoach sogar einen kleinen Wutausbruch: „Solche dummen Vergleiche sollte man lassen und den Ball flach halten, man muss dem Jungen Zeit zur Entwicklung geben.“
Klopp ist aber selbst Medienmensch genug, um zu wissen, dass das in aller Regel nicht funktioniert. Wer Fußball nicht mag und nicht verstehen kann, warum sich auf grünem Rasen 22 Menschen um einen Ball streiten können, der muss das Fußball-Theater Dortmund erleben. Er wird sich der Faszination nicht verschließen können.
0:1 liegt der BVB gegen Hannover durch ein Tor von Mohammed Abdellaoue in der 57. Minute zurück, als sich Götze im Mittelfeld den Ball nimmt, vier Hannoveraner wie Slalomstangen stehen lässt und nur zwei Minuten nach dem Führungstreffer zum 1:1 ausgleicht. Orkanartiger Jubel, das begeisterte Publikum nimmt Tuchfühlung mit der siebten Meisterschaft der Vereinsgeschichte auf.
Nur fünf Minuten später traf Lucas Barrios per Kopf zum 2:1, das Spiel war entschieden, aber Dortmund ließ nicht locker und Hannover keine Chance mehr.
Ein Traumpass von Götze bereitete das zweite Tor von Barrios vor (73.), und nochmals zehn Minuten später traf Kevin Großkreutz, mustergültig bedient von Barrios, zum 4:1. Momente, in denen sich keiner mehr vorzustellen vermochte, dass diese Mannschaft den Titel noch verspielt. Mirko Slomka sieht das auch so. „Ich kann dir den Glückwunsch zur Meisterschaft nicht ersparen“, sagte er, seinem Kontrahenten Jürgen Klopp zugewandt. Aber der versuchte immer noch, die in Dortmund herrschende Euphorie kleinzureden. „Wir wissen, um was es geht, ich bedanke mich nicht für voreilige Glückwünsche.“
Natürlich weiß Klopp selbst, dass die Begegnung mit Hannover vorentscheidenden Charakter hatte: „Das war ganz wichtig, das spürt jeder, und die Mannschaft spürt auch, dass wir in einer wichtigen Phase sind.“ In Dortmund kann man in dieser Saison aber zumindest für Augenblicke begreifen, welche Faszination von diesem Spiel ausgeht. Eine ganze Stadt bereitet sich auf die Meisterfeier vor. Ob Jürgen Klopp es nun will oder nicht.