BVB lässt Bayerns Warnschüsse abprallen

Augsburg (dpa) - Der Vorsprung ist geschrumpft, die Siegesserie gerissen - na und? Für Selbstzweifel der Dortmunder Spitzenreiter an ihrer Meisterreife reichte die Nullnummer beim Abstiegskandidaten FC Augsburg nicht aus.

Und auch die sieben Warnschüsse aus München konnten im Borussen-Clan keine Panik vor dem Titelendspurt auslösen. „Der Bayern-Sieg tangiert uns überhaupt nicht. Wir werden nicht an uns zweifeln“, versicherte Kapitän Sebastian Kehl selbstbewusst nach dem 0:0. Den Heimsieg der Bayern hatten die Borussen ohnehin einkalkuliert, selbst das hohe 7:1 des einzigen verbliebenen BVB-Jägers entlockte Fußball-Nationalspieler Mats Hummels noch einen lockeren Spruch: „Ich glaube, wir hatten hier in Augsburg die schwierigere Aufgabe, als daheim Hoffenheim zu vermöbeln.“

Einen möglichen Wendepunkt im Titelkampf mochten sich die Borussen partout nicht einreden lassen nach einem Fußball-Abend, an dem sie nach zuvor acht Siegen in Serie erstmals in der Rückrunde so etwas wie Verwundbarkeit offenbart hatten und ihr Vorsprung auf die Bayern auf fünf Zähler zusammenschmolz. „Wir haben draufgepackt. Wir kamen mit 55 Punkten - und fahren mit 56. Es gibt schlimmere Tage im Fußball“, bemerkte Trainer Jürgen Klopp trotzig. „Wir haben auch diesen Test bestanden“, soufflierte Torwart Roman Weidenfeller.

Immerhin blieb die Borussia zum 19. Mal nacheinander ungeschlagen und stellte damit den eigenen, 20 Jahre alten Vereinsrekord in der Bundesliga ein. „Wir sind nicht so arrogant und vermessen zu glauben, dass wir jedes Spiel bis Saisonende gewinnen“, äußerte Kehl.

Tatsächlich ist nicht viel passiert. Und das Restprogramm spricht auch für den Titelverteidiger, der noch fünf Heimspiele - darunter gegen die Bayern - bestreiten kann, aber nur noch viermal auswärts antreten muss. Mehr zu knabbern als am geschrumpften Punktepolster hatten Klopp & Co. an ihrer nicht meisterlichen Vorstellung bei einem leidenschaftlich kämpfenden und spielenden Bundesliga-Neuling. „Das 0:0 ist in Ordnung. Wir hatten nicht mehr verdient“, gestand Klopp: „Plan A war, hier zu gewinnen, Plan B war, einen Punkt mitzunehmen. Das haben wir erreicht. Augsburg hat richtig gut gespielt.“

Zwei Großchancen von Robert Lewandowski (40. Minute) und Kevin Großkreutz (60.) waren eine magere Ausbeute für die schwarz-gelben Powerfußballer. Torwart Roman Weidenfeller musste bei einem Schuss von Axel Bellinghausen sogar einen Rückstand vereiteln (47.). Der tiefe Rasen in der SGL-Arena, den Klopp als „Hammer“ monierte und den Weidenfeller sogar als „gesundheitsgefährdend“ geißelte, erschwerte ein filigranes Kombinationsspiel. „Wir haben keine entscheidende Lösung gefunden“, gestand Routinier Kehl aber auch selbstkritisch.

Das lag vor allem am Gegner. FCA-Trainer Jos Luhukay hatte mit einer offensiven Verteidigung und der „altmodischen Manndeckung“ von Hajime Hosogai im Japaner-Duell mit BVB-Regisseur Shinji Kagawa wirksame Gegenmaßnahmen entwickelt, mit denen das kraftstrotzende BVB-Spiel größtenteils kontrolliert werden konnte. „Das war eine taktische und kämpferische Meisterleistung. Das macht den Fußball aus, dass auch der Kleine dem Großen vors Schienbein treten kann“, schwärmte Augsburgs Manager Andreas Rettig nach dem Kampfspiel.

Als Dank für die bayerische Schützenhilfe erwartet Rettig, dass „jetzt ein LKW aus München vorfährt“, vollgepackt mit Würstchen aus der Fabrik von Bayern-Präsident Uli Hoeneß. Die 30 660 Zuschauer in der ausverkauften SGL-Arena feierten den Punktgewinn gegen den Meister wie den verhinderten Abstieg. Taktikfuchs Luhukay sagte einen dramatischen Vierkampf zwischen seinem FCA (23 Punkte) Hertha (23), Freiburg (22) und Kaiserslautern (20) um den Klassenverbleib voraus: „Platz 15 wäre wunderbar. Wenn wir aber als 16. noch zwei Spiele extra gehen müssen, dann nehmen wir auch das gerne an.“