BVB mit Mchitarjan zurück im Kreis der Großinvestoren
Dortmund (dpa) - Henrich Mchitarjan, Pierre-Emerick Aubameyang, Sokratis Papastathopoulos - auf den Dortmunder Stadionsprecher kommen knifflige Zeiten zu. Wie viele BVB-Fans auf dem Trainingsgelände des Revierclubs übt auch Norbert Dickel derzeit die schwierige Aussprache der Dortmunder Neuzugänge.
Der einstige Profi ist guter Dinge, das Problem bis zum Ligastart Anfang August halbwegs in den Griff zu bekommen. „Es wird eine willkürliche Aneinanderreihung von Buchstaben“, kündigte er schmunzelnd an.
Mehr noch als über die Sprechweise der neuen BVB-Hoffnungsträger wird ligaweit jedoch über die beachtliche Summe diskutiert, mit deren Hilfe der Kader des Champions-League-Finalisten verstärkt wurde. Dank üppiger Erlöse aus der Königsklasse und dem Verkauf von Mario Götze stieg die noch 2005 von der Insolvenz bedrohte Borussia wieder in die Riege der Großinvestoren auf. Doch anders als 2001, als binnen eines halben Jahres Tomás Rosicky, Jan Koller und Marcio Amoroso verpflichtet wurden, mussten diesmal für die teuerste Einkaufstour der Clubgeschichte keine Schulden gemacht werden.
In nüchternen Worten erläuterte Trainer Jürgen Klopp die mutige, rund 46 Millionen Euro teure Personalpolitik: „Wir hatten das Gefühl, wir könnten uns auf einigen Positionen verstärken. Das haben wir mit den Transfers versucht.“
Franz Beckenbauer sieht in der Investitionsbereitschaft des BVB einen Reflex auf die Dominanz der Münchner in der vorigen Saison. „Die Dortmunder wissen, wenn sie langfristig gegen den FC Bayern bestehen wollen, brauchen sie einen größeren Kader. Daraus haben sie Lehren gezogen“, sagte der Ehrenpräsident des Triple-Siegers am Mittwoch bei Sky.
Eine Kampfansage an die Bayern kommt in Dortmund dennoch keiner Führungskraft über die Lippen. Nach Einschätzung von Klopp geht der Titelverteidiger mit einer „Bazooka“ und der BVB lediglich mit „Pfeil und Bogen“ auf die Jagd. In dieser Außenseiterrolle fühlt sich der Dortmunder Fußball-Lehrer wohl. „Dennoch soll Robin Hood sehr erfolgreich gewesen sein“, sagte er der „Welt am Sonntag“.
Rechtzeitig vor dem Aufbruch in das zweite Trainingslager am Mittwoch in Bad Ragaz (Schweiz) gelang der Borussia mit der Verpflichtung von Mchitarjan der Königstransfer - und Sportdirektor Michael Zorc ein Meisterstück. Gleich drei steinreiche Oligarchen sollen Transferrechte an dem 37-maligen armenischen Nationalspieler gehabt haben. Erst nach langen und schwierigen Verhandlungen verkündete BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke Vollzug: „Es war der schwierigste Transfer, den wir bisher hatten. Aber wir wollten Henrich unbedingt.“
Der 24 Jahre alte und bis 2017 verpflichtete Klopp-Wunschspieler wird beim BVB die Rückennummer 10 tragen - wie sein zum FC Bayern gewechselter Vorgänger Götze. Mchitarjan kostet mit rund 24 Millionen Euro ähnlich viel wie der damalige BVB-Rekordeinkauf Amoroso und ist als Kreativchef im Team vorgesehen. Zorc ist zuversichtlich, dass der Neue den hohen Ansprüchen gerecht wird: „Wir freuen uns sehr, einen Super-Neuzugang für das offensive Mittelfeld präsentieren zu können.“
Gut möglich, dass der zuletzt umtriebige Sportdirektor in den kommenden Tagen noch einen weiteren Neuen vorstellt. Dem Vernehmen nach ist auch die Suche nach einem weniger kostspieligen Perspektivspieler nahezu abgeschlossen. Der in den Medien gehandelte ehemalige Augsburger Dong-Won Ji (FC Sunderland) scheint jedoch kein Kandidat mehr zu sein.