BVB nimmt Schweinsteigers Schmähgesang betont locker

München (dpa) - Bastian Schweinsteiger entschuldigte sich für seinen musikalischen Fehltritt rasch per Video aus dem Urlaub, die verunglimpften Dortmunder nahmen die Missklänge mit Humor - und luden den WM-Star gleich mal zum Gesangsunterricht ein.

Foto: dpa

Ein im Internet veröffentlichtes Handy-Filmchen von einem Party-Auftritt des Weltmeisters hat für verärgerte Fan-Gemüter gesorgt. Bei einer Feier nach der WM im heimischen München stieg der sichtlich gut gelaunte Schweinsteiger unter Gejohle und Gejubel der Gäste auf einen Tisch oder eine Bank, dankte für den spontanen Abend und stimmte statt „großer Worte“ den gängigen Anti-BVB-Song mit den „Hurensöhnen“ an.

So ausgelassen Schweinsteiger in der Münchner Bar gegrölt hatte, so kleinlaut gab sich der 29-Jährige danach beim Ferienfilm auf seiner Fanseite. Fein rausgeputzt im hellen Hemd wandte sich der Mittelfeldstar reumütig an die schwarz-gelbe Fraktion. „Hallo, ich melde mich aus dem Urlaub, weil ich mitbekommen habe, dass ein Video von mir verbreitet wird im Internet. Ich möchte mich dafür entschuldigen bei allen Fans von Borussia Dortmund, Verantwortlichen und Spielern“, sagte der Münchner. „Mit dem Schimpfwort möchte ich keinen beleidigen, es liegt mir einfach sehr am Herzen, das hier zum Ausdruck zu bringen“, erklärte er mit Blick auf den „bekannten Fansong“.

Entschuldigung angenommen, lautete die Botschaft aus dem Dortmunder Lager. „Lieber Bastian Schweinsteiger, dass man nach einer errungenen Fußball-Weltmeisterschaft (zu der wir abermals ganz herzlich gratulieren!) mal ein Weißbier trinkt, Emotionen rauslässt und die eine oder andere unbedachte gesangliche Äußerung tätigt - geschenkt und gar kein Problem!“, bewertete es die Borussia. „Wir haben Dich immer für einen fairen Sportsmann gehalten, hätten wegen Deines Songs nie ein Fass aufgemacht und akzeptieren dennoch - selbstverständlich - Deine Video-Entschuldigung.“

Die Dortmunder wünschten dem Bayern-Profi „noch schöne Urlaubstage in Kroatien“ und boten ihm unter „P.S.“ gleich noch Gesangsnachhilfe an: „Aus schräg kann man gerade machen. Wenn Du mal Gesangsunterricht brauchst, sag' einfach Bescheid. Wir helfen wirklich immer gern.“

Auch Kevin Großkreutz, Dortmunder Fanliebling, mochte aus dem Auftritt des neu gefundenen WM-Kumpels keine große Sache machen. „Hey Schweini! Die Aktion war nicht cool, aber ich verstehe deine Erklärung zu diesem Thema und ich werde niemals vergessen was du alles für mich getan hast!“, antwortete Großkreutz im selben Netzwerk und postete ein Bild von sich und Schweinsteiger - beide mit einer Flasche Bier in der Hand. „Jeder Mensch macht Fehler und damit muss das Thema durch sein!“

Gemeinsam hatten die zwei Vollblut-Fußballer im WM-Quartier Campo Bahia die Casa Ocara 04 bewohnt. Schweinsteiger in der Master Ocean View Suite 1 im Obergeschoss, Großkreutz der Ocean View Suite 6 im Untergeschoss. Richtige Kumpels waren die zwei in den Weltmeisterschaftstagen von Brasilien geworden.

Schweinsteiger betonte auch nun noch einmal, wie gut er sich mit den Dortmundern verstehe. Mit Roman Weidenfeller etwa hatte der Bayern-Vizekapitän vor dem Brandenburger Tor bei der Fan-Party noch beim Auftritt von Helene Fischer auf der Bühne herumgescherzt. Den öffentlich viel kritisierten Großkreutz hatte Schweinsteiger nach dem WM-Titel auf dem Weg raus aus dem Maracanã-Stadion besonders gelobt - und der dankte nun auch nochmal seinem „Herbergsvater“.

„Vielleicht steht unsere WG exemplarisch dafür, dass diese Nationalmannschaft über Vereinsgrenzen und über frühere Rivalitäten hinweg perfekt funktioniert hat. Es ging nur miteinander, als ein Team“, sagte Großkreutz im „kicker“. „Besonders Bastian Schweinsteiger habe ich bei diesem Turnier viel zu verdanken.“ Dieser habe ihm vom ersten Tag an geholfen und Mut gemacht, wenn ich wieder nicht spielte. „Wir sind in dieser langen gemeinsamen Zeit tatsächlich Freunde geworden. Bastian hat mir per Video sogar Geburtstagsgrüße aus dem Urlaub geschickt.“ Das nächste Video fand Großkreutz dann bei Youtube.