BVB reloaded: Tuchel feiert Rekordstart

Ingolstadt (dpa) - Der Blick auf die Tabelle zauberte Thomas Tuchel ein Lächeln ins hagere Gesicht. „Ein sehr schönes Bild, das kann gerne so bleiben“, sagte der ehrgeizige Trainer, der schon nach dem zweiten Punktspiel mit Borussia Dortmund in der Fußball-Bundesliga ganz oben thront.

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Dortmund vor Bayern und Leverkusen, nach einem finalen Jahr der Leiden unter dem zweimaligen Meistercoach Jürgen Klopp hat die neue schwarz-gelbe Zeitrechnung super begonnen.

4:0 gegen Champions-League-Starter Borussia Mönchengladbach, 4:0 beim Bundesliga-Heimdebüt des FC Ingolstadt - der BVB trumpft unter Tuchel auf wie zu besten Klopp-Zeiten. Mit zwei Siegen und 8:0 Toren legte der 41 Jahre alte Tuchel den besten Start eines BVB-Trainers zu Bundesligazeiten hin. Sechs Pflichtspielsiege zum Auftakt glückten ebenfalls keinem Borussen-Coach vor ihm. Alle Achtung!

Verziert wird der Topstart damit, dass der BVB erstmals seit dem 7. Spieltag der Bundesliga-Saison 2013/14 wieder auf Platz eins steht. Abwehrspieler Marcel Schmelzer nannte das „einen schönen Nebeneffekt“. Die bisherigen Gegner waren wie Ingolstadt am Sonntag noch keine Schwergewichte, die großen Prüfungen kommen erst. „Wir müssen über Wochen und Monate dranbleiben“, mahnte Schmelzer.

Der Trend stimmt aber. Und die Ergebnisse erleichtern Tuchel das Wirken, die Mannschaft ist bereits überzeugt vom neuen Weg. „Seit wir begonnen haben, mit dem Team zu arbeiten, agiert es bemerkenswert“, bedankte sich Tuchel im Ingolstädter Sportpark bei seinen Profis. Die sehen, dass es sich lohnt. „Wichtig ist, dass die Arbeit, die wir ins Training stecken, es wert ist, wenn wir sie durchziehen“, sagte Schmelzer, der sich persönlich mit bemerkenswerten Leistungen in der EM-Saison auch wieder in Joachim Löws Blickfeld spielen könnte.

Augenfällig in Ingolstadt wurde ein schwarz-gelber Stilwandel. Der Tuchel-BVB spielt Fußball mit Herz UND Hirn, „sehr fleißig, sehr aufmerksam, sehr dominant“, wie der Trainer erfreut hervorhob. Trotz des verschwenderischen Umgangs mit den Torchancen in der ersten Spielhälfte hielt das Team am Matchplan fest, blieb geduldig, verfiel nicht in wilden, aktionistischen Fußball mit langen hohen Bällen. „Die Mannschaft hat das durchgezogen“, lobte Tuchel. Sie habe sich „freigemacht“ vom Gedanken, oje, wenn sich das mal nicht rächt.

„Das zeichnet eine Spitzenmannschaft aus. Die Dortmunder sind unheimlich stabil im Moment“, sagte Ingolstadts Coach Hasenhüttl anerkennend. Die vier Treffer von Matthias Ginter, Marco Reus (Foulelfmeter), Shinji Kagawa und Pierre-Emerick Aubameyang brachten die Überlegenheit des BVB auch zahlenmäßig noch einigermaßen zum Ausdruck. Ein Sonderlob erntete Weltmeister Ginter, der als rechter Außenverteidiger überzeugen konnte. „Er hat den Knoten zum Platzen gebracht“, pries Tuchel den 1:0-Schützen. Und er eröffnete dem zehn Millionen Euro teuren Edelreservisten die Chance, Lukasz Piszczek (Hüftverletzung) rechts länger vertreten zu dürfen. „Auf dieser Position ist er absolut konkurrenzfähig“, sagte Tuchel über Ginter.

Im Heimspiel gegen Hertha BSC hat der BVB am kommenden Sonntag beste Chancen, auch als Primus in die Länderspielpause zu gehen. Davor gibt es aber noch das Rückspiel gegen Odds BK im Europa-League-Playoff. Nach dem 4:3-Sieg in Norwegen sollte da nichts mehr anbrennen. „Am Donnerstag heißt das Ziel Europa-League-Gruppenphase“, sagte Tuchel und ergänzte: „Die Zeit im Moment ist sehr intensiv.“ Und angenehm.