BVB schiebt Frust nach verpatzter Generalprobe

Dortmund (dpa) - Frohnatur Jürgen Klopp war das Lachen vergangen. Ungewohnt missmutig und einsilbig kommentierte der Dortmunder Trainer das enttäuschende 0:0 gegen den VfB Stuttgart.

Die verpatzte Generalprobe für das Gipfeltreffen in der Champions League am Dienstag bei Real Madrid legte seine Stirn in tiefe Falten. Zwar bescheinigte der Fußball-Lehrer seiner Mannschaft großen Einsatz, verzichtete aber auf Schönfärberei: „Wir müssen bei Heimspielen damit leben, dass sich Unentschieden wie Niederlagen anfühlen.“

Anders als in der Königsklasse läuft es für den Double-Sieger in der Bundesliga nur bedingt nach Plan. Statt den Abstand auf den Tabellenführer aus München zu wahren, wuchs dieser auf elf Punkte an. Zudem verpasste die Borussia die Chance, deutlich näher zum FC Schalke und zu Eintracht Frankfurt aufzuschließen. Den neuerlichen Rückschlag wertete Regisseur Ilkay Gündogan jedoch nicht als schlechtes Omen für die schwere Aufgabe in der spanischen Hauptstadt: „Im vorigen Heimspiel haben wir gegen Schalke verloren - und danach Real geschlagen.“

Statt eines Torfestivals wie beim spektakulären 4:4 in der Vorsaison gab es diesmal im Duell mit dem VfB eine Nullnummer. Dennoch kamen die 80 645 Zuschauer auf ihre Kosten. Verbissene Zweikämpfe, zahlreiche Chancen hüben wie drüben und zwei Lattentreffer für Dortmund durch Mats Hummels (29.) und Robert Lewandowski (88.) sorgten für hohen Unterhaltungswert. Das konnte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke aber nicht trösten: „Unsere 16 Punkte sind zwar kein Desaster, aber auch kein Traum. Wir müssen nicht nur nach oben, sondern auch nach hinten schauen.“

Besonders groß war die Aufregung nach einem Ellbogencheck von Raphael Holzhauser in der 20. Minute gegen BVB-Kapitän Sebastian Kehl. Sichtlich erbost lieferte sich Klopp an der Seitenlinie ein heftiges Wortgefecht mit VfB-Sportdirektor Fredi Bobic und forderte Rot für den nur mit einer Gelben Karte bestraften Stuttgarter. Der frühere FIFA-Schiedsrichter Markus Merk gab dem BVB-Coach beim TV-Sender Sky recht: „Hier hätte Rot kommen müssen.“ Das sah Holzhauser jedoch anders: „Es war eine unglückliche Situation und natürlich keine Absicht.“

Klopp hat allen Grund, auf solche Szenen besonders sensibel zu reagieren. Nach Sven Bender und Neven Subotic in der vorigen Saison zog sich erneut einer seiner Spieler eine Gesichtsverletzung zu. Das angebrochene Nasenbein von Kehl gefährdet seinen Einsatz in Madrid. Noch am Abend wurde ein Gesichtsabdruck genommen. Das soll garantieren, dass die Spezialmaske möglichst schnell fertig wird und der Mittelfeldspieler am Dienstag bei Real auflaufen kann. „Das ist suboptimal, mit so einem Drecksding spielen zu müssen. Aber wenn es nicht anders geht, dann muss halt auch das sein“, sagte Klopp.

Anders als die Dortmunder feierten die Stuttgarter das 0:0 als einen Erfolg. Zum bereits fünften Mal in Serie blieben sie in der Bundesliga ohne Niederlage. Damit dürfte die Diskussion um Trainer Labbadia fürs erste verstummt sein. Der Versprecher des starken Torhüters Sven Ulreich, der nach dem 0:0 in erster Euphorie sogar von einem Sieg sprach, gab die Gefühlslage beim VfB treffend wieder. Breit grinsend korrigierte der Torhüter seine Freud'sche Fehlleistung: „Wenn man vor dieser Kulisse punktet, kann man zufrieden nach Hause fahren.“