BVB sucht Lewandowski-Nachfolger
Dortmund (dpa) - Wer ersetzt den Unersetzlichen? Bei Borussia Dortmund läuft die Suche nach einem Nachfolger für den am Saisonende ablösefrei scheidenden Robert Lewandowski auf Hochtouren.
Bei der wohl wichtigsten Personalentscheidung der vergangenen Jahre ist Erfindungsreichtum gefragt. Hans-Joachim Watzke deutete an, dass der BVB mehrgleisig plant. „Wir werden andere Mittel und Wege finden müssen, weil Robert nicht 1:1 zu ersetzen ist.“ Lächelnd fügte der Geschäftsführer hinzu: „Uns wird etwas einfallen - vor allem dem Trainer.“
Wann immer das Gespräch auf den nahen Abschied von Lewandowski kommt, legt sich die Stirn von Jürgen Klopp in Falten. Schließlich hat der Dortmunder Fußball-Lehrer den vor vier Jahren für 4,5 Millionen Euro von Lech Posen verpflichteten Nobody zu einem der weltbesten Angreifer geformt. Zum Leidwesen des Trainers wird der polnische Nationalspieler nur noch wenige Spiele für den BVB bestreiten und dann zum FC Bayern wechseln. „Wir geben ihn kurz vor dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft ab“, klagte Klopp.
Der Wechsel des Berliners Adrian Ramos zum Revierclub gilt als ausgemachte Sache. Für den kolumbianischen Nationalspieler, der in der Bundesliga-Torjägerliste mit 16 Treffern knapp hinter Lewandowski liegt, ist eine Ablöse von rund acht Millionen Euro im Gespräch. Watzke weiß, wie schwer es ein neuer Angreifer im langen Schatten von Lewandowski haben wird: „Robert hatte bei uns Zeit, sich zu entwickeln. Doch bei unserem heutigen Niveau muss es sofort funktionieren.“
Um das Risiko zu minimieren, hält die Vereinsspitze nach einem weiteren Top-Stürmer Ausschau. Gerüchteweise werden Profis wie Ciro Immobile (24, FC Turin) oder Alvaro Morata (21, Real Madrid) gehandelt. Finanzielle Drahtseilakte will Watzke bei der Besetzung der Planstelle für einen Profi mit Torgarantie jedoch vermeiden: „Wir kommen über das Kollektiv und brauchen deshalb eine gewisse Gehaltshygiene. Eine Spreizung von zehn Millionen Euro, die zwischen dem Verteidiger XY und dem Stürmer Soundso liegt, können wir nicht vertragen.“
Dass der noch vor wenigen Jahren von der Insolvenz bedrohte BVB wieder über finanzielle Reserven verfügt, ist ein Verdienst des Geschäftsführers. Watzke will für die kommende Saison rund 30 Millionen Euro in den Kader investieren. Bei den ambitionierten Plänen der Borussia dürfte er damit jedoch kaum auskommen. Denn neben der Ablöse für Ramos werden sieben Millionen Euro für den Rückkauf des bisher von Real Madrid nur ausgeliehenen Nuri Sahin fällig. Zudem steht ein Defensiv-Allrounder wie der Freiburger Matthias Ginter auf der Wunschliste weit oben.
Sein Machtwort, Lewandowski im vorigen Sommer die Freigabe für einen vorzeitigen Wechsel nach München zu verweigern, hat Watzke nicht bereut. Wie vom Clubchef prophezeit, spielte der vertraglich bis 2014 gebundene Torjäger den dadurch verloren gegangenen Transfererlös mit wichtigen Toren in der Champions League und Bundesliga wieder ein.
Liebend gern würde Lewandowski einen weiteren Beitrag leisten. Schon am nächsten Dienstag bietet sich im Pokal-Halbfinale gegen den VfL Wolfsburg die Gelegenheit. Es passt ins Bild von einem Musterprofi, dass er sich für seinen Bald-Ex-Arbeitgeber noch einmal mächtig ins Zeug legen will. Schließlich könnte es im Falle eines Sieges zu einem für ihn brisanten Endspiel gegen seinen künftigen Club aus München kommen, der im zweiten Halbfinale auf Zweitligist Kaiserslautern trifft: „Ich will mit der Borussia noch einen Titel gewinnen“, betont Lewandowski.