Paris oder Mailand? BVB-Torjäger Aubameyang liebäugelt mit Wechsel
Berlin (dpa) - Ganz allein und weinend stand Pierre-Emerick Aubameyang vor der bebenden Südtribüne des Dortmunder Stadions. Der Applaus der Fans für den Gewinn der Bundesliga-Torjägerkanone ging dem Angreifer am vergangenen Samstag sichtlich nahe.
Seither wird in der Revierstadt darüber gerätselt, ob er beim 4:3-Spektakel gegen Bremen Freuden- oder Abschiedstränen vergoss. „Es waren Freudentränen“, versicherte Aubameyang wenige Minuten nach seinem bewegenden Auftritt. Trotz dieser Deutungshilfe blieb er das Bekenntnis für seinen Arbeitgeber aber schuldig: „Ich werde mit dem Club sprechen und nach dem Pokalfinale eine Entscheidung treffen.“
Auf die liebgewonnenen Torsalti von Aubameyang, seine viel diskutierten Comic-Maskeraden, sein schrilles Outfit und seine schlagzeilenträchtigen Partyausflüge in ausländische Metropolen werden die BVB-Fans möglicherweise demnächst verzichten müssen. Das Pokal-Endspiel am Samstag (20.00 Uhr) gegen Eintracht Frankfurt könnte sein letztes Hurra im schwarz-gelben Trikot sein. Nicht nur deshalb scheint er bis in die Haarspitzen motiviert. „Es ist mein viertes Finale, diesmal müssen wir es endlich schaffen“, sagte Aubameyang, der die vergangenen drei Pokal-Endspiele mit dem BVB allesamt verlor.
Die Spekulationen über den Abgang des eigentlich unverzichtbaren Leistungsträgers kommen für den BVB zur Unzeit. Schließlich muss der Club in der Vorbereitung auf den Showdown im Berliner Olympiastadion schon den Medienhype um die unsichere Zukunft von Fußball-Lehrer Thomas Tuchel bewältigen. „Jetzt möchte ich dem Trainer den Pokal schenken“, kommentierte Aubameyang in der „Sportbild“ in Anspielung auf die kniffligen Begleitumstände.
Der mit 31 Toren beste Bundesliga-Schütze ist nach seinem vierten Jahr in Dortmund begehrter denn je. Die lukrativste Offerte kam dem Vernehmen nach vom chinesischen Erstligisten Tianjin Quanjian, der angeblich mit einem fürstlichen Netto-Jahresgehalt von 25 Millionen Euro lockt.
Insider gehen jedoch davon aus, dass sich der 27-Jährige mehr für die Angebote von Paris Saint-Germain oder seines einstigen Clubs AC Mailand interessiert. Der Zweite der Ligue 1 scheint in seiner Gunst leicht vorn zu liegen. Und zwar nicht, weil Aubameyangs Lieblingsfriseur in der französischen Hauptstadt einen Salon betreibt, sondern weil dort üppige 14 Millionen Euro im Jahr und damit wohl etwas mehr als in seiner Lieblings-Partymetropole Mailand zu verdienen wären.
Doch der BVB befindet sich in einer guten Verhandlungsposition. Schließlich läuft der Vertrag des im Sommer 2013 für 14 Millionen Euro vom AS St. Etienne verpflichteten Torjägers noch bis 2020. Die Schmerzgrenze des BVB soll bei rund 70 Millionen Euro liegen. Nicht auszuschließen, dass der bisherige Liga-Bestwert des einstigen Wolfsburgers Kevin De Bruyne zu Manchester City (74 Millionen Euro) getoppt wird.
Für den Fall, dass sich Aubameyang in dem für die kommende Woche anberaumten Gespräch mit Sportdirektor Michael Zorc für einen anderen Club entscheidet, sichtet der BVB bereits den Transfermarkt. Die Unsicherheit, wer das Team im kommenden Jahr coacht, dürfte die Suche jedoch erschweren. Noch besteht beim BVB Hoffnung, dass Aubameyang bleibt und nur mehr Gehalt herausschlagen will. Was dafür spricht: Kürzlich kaufte er sich in Dortmund ein Haus - ganz in der Nähe seines Kumpels Marco Reus.
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