„Charakterspieler“ Mandzukic stellt Gomez ins Abseits

München (dpa) - Eigentlich müsste sich Mario Mandzukic in der Fußball-Bundesliga gerade ein packendes Wettschießen mit Robert Lewandowski und Stefan Kießling um die Torjägerkanone liefern.

Aber im Dreikampf mit dem führenden Torjäger von Borussia Dortmund (22 Treffer) und dem ersten Verfolger von Bayer Leverkusen (19) ist der bislang 15 Mal erfolgreiche Topschütze des FC Bayern in den letzten Wochen wohl schon entscheidend zurückgefallen.

Das hat einen einfachen Grund: Das Arbeitstier Mandzukic musste tatenlos zuschauen. Der kroatische Nationalspieler ist für den neuen deutschen Meister im Laufe der Saison so wertvoll geworden, dass Trainer Jupp Heynckes den 26-Jährigen in den letzten Liga-Partien gegen Hamburg (9:2), Frankfurt (1:0) und Nürnberg (4:0) jeweils schonte; erst für die großen K.o.-Spiele in der Champions League gegen Juventus Turin und aktuell für das DFB-Pokal-Halbfinale gegen den VfL Wolfsburg, den Ex-Club des Angreifers.

Zwar betont Heynckes immer wieder, dass es bei ihm kein Ranking unter den drei Angreifern Mandzukic, Mario Gomez und Claudio Pizarro gebe: „Alle drei sind Numero eins!“ Aber diese Schutzbehauptung - gerade für den Promi-Bankdrücker Gomez - entspricht nicht der Realität. Das bewies schon das Wehklagen über die Gelb-Sperre von Mandzukic im Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Barcelona. „Der Ausfall schmerzt“, bekannte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge unmittelbar nach der Auslosung.

Selbst Heynckes räumt ein Handicap mit Blick auf Barça ein: „Klar, so wie Mandschu in den letzten Wochen und Monaten gespielt hat, ist das ein Verlust für uns.“ Der Kroate hat in München eine erstaunliche Entwicklung genommen. Inzwischen verkörpert er den Idealtyp im modernen Bayern-Spiel 2013. Sinnbildlich steht Mandzukic vor allem für die neue Berufsmoral der Offensivspieler bei der Fronarbeit gegen den Ball. „Mario ist ein Charakterspieler, der alles für die Mannschaft gibt“, benannte Heynckes die Vorzüge des Angreifers: „Er ist physisch stark, torgefährlich, mannschaftsdienlich.“

Mandzukic reibt sich für sein Team in vorderster Linie auf. Dabei stehen seine Tore, wie das wichtige 1:0 im Königsklassen-Spiel bei Juventus Turin, gar nicht mal im Vordergrund. Der 1,87 Meter große und 84 Kilogramm schwere Stürmer setzt seinen Körper kompromisslos ein und zieht in keinem Zweikampf zurück: „Ich habe wieder viele Schläge bekommen. Aber das ist normal, ich kann das alles aushalten, für die Mannschaft mache ich das gerne“, sagte er nach dem Spiel in Turin.

Mit so einer Sicht- und Spielweise macht sich ein Angreifer beliebt bei den Kollegen - und beim Trainer. „Wenn eine Mannschaft in die Erfolgsspur kommt und der Spieler sich mit seiner Leistung hervortut, ist es doch ganz klar, dass ein Trainer einem solchen Spieler immer wieder die Möglichkeit gibt zu spielen“, begründete Heynckes die Bevorzugung von Mandzukic gegenüber Gomez und Pizarro: „Mandschu hat seine Chance beim Schopfe gepackt.“

Mandzukic hat auch davon profitiert, dass die Konkurrenten in wichtigen Phasen von Verletzungen zurückgeworfen wurden. Der Kroate konnte so vor allem Gomez ins Abseits stellen, der in den vergangenen zwei Spielzeiten zweimal mit zwölf Toren in der Champions League der zweitbeste Schütze hinter Weltstar Lionel Messi vom FC Barcelona war. Der Berater von Gomez wies bereits öffentlich darauf hin, dass die Reservistenrolle des Torjägers „kein Dauerzustand“ sein könne.

Gegen Barcelona könnte Gomez nun in der nächsten Woche zurückkehren ins europaweite Rampenlicht, sofern Heynckes ihn und nicht Pizarro beim Hinspiel als Ersatzmann für Mandzukic auswählt. „Ich habe noch gut in Erinnerung, wie Mario Gomez letzte Saison in Madrid gespielt hat, das war ein Superspiel“, erinnerte Heynckes an das dramatische Halbfinale 2012 gegen Real. Aber auch Pizarro sei „gut drauf“, bemerkte Heynckes im gleichen Atemzug: „Deswegen wird es für mich nicht einfach auszuwählen, wer letztendlich spielt.“ Beim Rückspiel in Barcelona dürfte ihm das wieder leichter fallen.