Comeback mit Liebeserklärung - Sahin: „Ich bin gereift“
Dortmund (dpa) - Der verlorene Sohn kehrte lächelnd heim. Das von einem Blitzlichtgewitter begleitete Comeback bei Borussia Dortmund bereitete Nuri Sahin sichtliches Vergnügen. Nach eineinhalb unglücklichen Jahren als Reservist in Madrid und Liverpool genoss er das Rampenlicht in vollen Zügen.
„Ich kann nicht sagen, wie glücklich ich bin“, bekannte der Mittelfeldspieler sichtlich bewegt. Der Blick in vertraute Gesichter stimmte ihn euphorisch: „Ich habe heute nur drei, vier Stunden geschlafen und wollte unbedingt so schnell wie möglich nach Hause. Das ist mein Verein, meine Heimat.“
Die Liebeserklärung des Türken an die Borussia werteten Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc als Bestätigung für ihren viel beachteten Deal. Demnach bleibt der 24 Jahre alte und 2011 für zehn Millionen Euro an Real Madrid transferierte Sahin als Leihspieler bis mindestens 2014 beim BVB und kann danach per Vertragsoption zurückgekauft werden. „Er hat signifikant auf Geld verzichtet, um zu seiner Borussia zurückzukehren. Das ist außergewöhnlich im modernen Fußball“, kommentierte Watzke.
Für Sahin geht ein Abenteuer zu Ende, das von Anfang an unter keinem guten Stern stand. Eine langwierige Verletzung zu Beginn seiner Zeit bei Real warf ihn im Kampf um einen Stammplatz zurück. Und auch beim Leihclub FC Liverpool war ihm der Trainer wenig wohlgesonnen. Der Blick zurück stimmt Sahin sentimental: „Als ich dort war, habe ich früh gemerkt, dass ich nur bei Borussia Dortmund sein will. Nur hier funktioniere ich sowohl als Fußballer als auch als Mensch zu 100 Prozent.“
Alle Bedenken, er könne als Reservist in Madrid und Liverpool an Klasse eingebüßt haben, versucht der noch 2011 von den Profis zum besten Bundesliga-Spieler gewählte Sahin zu zerstreuen: „Es mag zwar komisch klingen: Aber ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass ich in dieser Zeit ein besserer Fußballer geworden bin. Ich bin gereift.“ Auch Jürgen Klopp hegt keine Zweifel: „Er ist ein absoluter Qualitätsspieler. Nuri erweitert unsere Optionen im Mittelfeld. Gerade dort hatten wir in letzter Zeit Verletzungssorgen“, sagte der Coach der „Bild“.
Weniger begeistert als Clubführung und Trainer dürften Profis wie Ilkay Gündogan, Sebastian Kehl, Sven Bender und Moritz Leitner auf den bisher größten Transfercoup des Jahres reagiert haben. Schließlich bekommen sie im Kampf um einen Stammplatz einen Konkurrenten mehr. Dennoch äußerte sich Kapitän Kehl positiv: „Das ist ein toller Transfer für den BVB. Bei den hohen Zielen, die wir haben, brauchen wir Qualität.“ Sahin gab sich diplomatisch: „Die Jungs haben sich in den vergangenen eineinhalb Jahren gut entwickelt. Aber ich bin nicht hier, um irgend jemandem den Platz wegzunehmen. Im Vordergrund steht der Erfolg von Borussia Dortmund.“
Weniger souverän als Sahin traten Watzke und Zorc auf. Beide hatten im Trainingslager an der Costa Cálida tagelang bestritten, in Verhandlungen mit dem Regisseur zu stehen. Ihre Beteuerungen, dass der Transfer erst in den vergangenen 48 Stunden über die Bühne gegangen sei, führte der Profi ad absurdum: „Die Gespräche liefen seit ungefähr einer Woche.“