Dardai warnt - Ibisevic: Weiter über Grenzen gehen

Berlin (dpa) - Im Fernseh-Studio plauderte Pal Dardai locker mit seinem Papa über die bisherige Sensationssaison seines Herzensclubs. „Es ist ein schöner Moment“, sagte der Berliner Trainer mit einem Gläschen Rotwein in der Hand über seine Gefühle.

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„Aber wir sind bei Hertha BSC eine große Familie. Ich kann als Trainer die Spieler in die richtige Richtung lenken. Jetzt haben wir den Lohn“, erklärte Dardai im „Sportplatz“ des rbb-Fersehens. „Ich habe gleich gespürt, er ist der richtige Mann an der richtigen Stelle“, sagte Pal Dardai senior, einst selbst Trainer, über seinen 39-jährigen Sohn.

Dardai junior bescheinigte seinen Profis eine „Hammerleistung“ in der Hinrunde, doch ganz loslassen kann er auch bei der Familienrunde unter dem Tannenbaum nicht. „Wenn wir anfangen, zufrieden zu sein, haben wir ein Problem“, warnte Dardai. Seine Spieler sollten jetzt in der kurzen Pause versuchen, durchzuatmen und wieder mentale Frische aufzubauen, betonte der Shootingstar der deutschen Trainerbranche. Im neuen Jahr muss jeder die Fortschritte bestätigen. „Wir sind über Grenzen gegangen“, meinte Torjäger Vedad Ibisevic: „Wir müssen auch weiter über Grenzen gehen.“

Mit 32 Punkten und Rang drei hat Hertha die zweitbeste Hinrunden-Bilanz vorzuweisen, seit es in der Fußball-Bundesliga die Drei-Punkte-Regel gibt. Besser waren die Berliner nur 2008/09 (33). „Das bedeutet, dass wir die meisten Meter auf dem Weg zu unserem Saisonziel gemacht haben. Mit 32 Punkten stehen wir außergewöhnlich gut da“, erklärte Manager Michael Preetz nach dem souveränen 2:0 des Hauptstadtclubs gegen den 1. FSV Mainz 05. Vladimir Darida (34. Minute) und Salomon Kalou (54.) hatten mit ihren Toren für den bereits zehnten Saisonsieg gesorgt.

„Erstens brauchen wir acht Punkte in der Rückrunde, um 40 Punkte zu haben. Dann können wir uns über das zweite Ziel unterhalten“, erklärte der tschechische Nationalspieler Darida, einer der Schlüsselspieler. „Wenn wir diese Leistung weiter bringen können, ist der Klassenerhalt sicherlich nicht das Ziel“, ergänzte Abwehrchef Sebastian Langkamp.

Hertha schloss jeden Aktionismus aus, um die Ausgangsposition zur Rückkehr auf die europäische Bühne zu nutzen. Letztmals waren die Berliner in der Abstiegssaison 2009/10 in der Europa League dabei. „Wir hoffen, dass wir vier Spieler zurückkriegen. Vier Stammspieler, Jungs, die auch Ansprüche haben und in der Vergangenheit gespielt haben“, sagte Preetz. Nach langen Verletzungspausen sollen mit Beginn der Rückrunden-Vorbereitung am 3. Januar Stürmer Julian Schieber, Torwart Thomas Kraft, Verteidiger Peter Pekarik und Defensiv-Talent Niklas Stark wieder ins Teamtraining einsteigen.

„Deswegen glauben wir nicht, dass wir eine Notwendigkeit sehen, uns in dieser Winterpause zu verstärken“, betonte Preetz. Bei Sami Allagui, der noch in der Aufbauphase steckt, ist Geduld gefragt. Der Manager sieht zunächst allen Grund, die sensationelle Hinrunde erst einmal zu genießen: „Was nicht möglich ist, wenn du alle zwei, drei Tage spielst, dass du dich mal bisschen zurücklehnen kannst, dass du dich mal darüber freuen kannst. Diese Zeit steht jetzt an.“

Auch dass nur 39 835 Fans Herthas Ausschwung beim Mainz-Spiel mit ihrem Besuch belohnten, konnte die gute Stimmung nicht trüben. „Ich bin nicht enttäuscht“, sagte Dardai: „Ich weiß, was alles kostet in Berlin, Weihnachtsmarkt und Frisör.“ Und bei vielen würden auch schon Tickets für kommende Hertha-Spiele als Geschenk unter dem Baum liegen. „Alle reden über Hertha“, betonte der Trainer.