Borussia Dortmund Roman Bürki: „Ich bin kein Playboy“

Münster. Der große FC Bayern hatte ihn auf dem Zettel. Als Nummer zwei hinter Manuel Neuer. Keine wirkliche Option für einen Roman Bürki. Der Schweizer Nationaltorhüter wollte mehr.

Roman Bürki im BVB-Tor.

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Und bekam mehr. Er heuerte im Sommer bei Borussia Dortmund an - und hat verdammt noch mal alles, aber auch alles richtig gemacht. Für den 25-Jährigen rückte sogar die Galions-Figur Roman Weidenfeller ins zweite Glied, wenn auch unfreiwillig. Längst ist die Probezeit um, Bürki im Pott angekommen. Redaktionsmitglied André Fischer hatte Gelegenheit, den Schlussmann des achtfachen Deutschen Meisters zu treffen.

Herr Bürki, sagt Ihnen der Name Marius Müller-Westernhagen was?

Bürki: Wenn ich jetzt nein sage, dann lachen Sie wahrscheinlich. Helfen Sie mir, bitte.

Eine bekannte deutsche Rockröhre. Großer BVB-Fan. Aber wenn Sie Ihn nicht kennen, dann wissen Sie wohl nicht, was Sie gemeinsam haben?

Bürki: Vielleicht unsere Leidenschaft für Borussia Dortmund?

Das auch. Ein Tipp: Müller-Westernhaben hatte einen Verkaufsschlager, er hieß „Sexy“.

Bürki (lacht): Das war mein Spitzname, den ich in Zürich hatte. Ein Missverständnis, obwohl es der Name leider bis auf die Autogrammkarte geschafft hat. Aber näher gehe ich da jetzt nicht drauf ein.

Ein Internet-Portal hat sie während Ihrer Zeit beim SC Freiburg gar als „Playboy aus dem Breisgau“ betitelt. Es gibt Schlimmeres.

Bürki: Ja, auf der einen Seite schmeichelt einem das natürlich. Aber auf der anderen Seite wird es mir nicht gerecht. Ich bin eher ruhig, ein Familienmensch. Ich verbringe gerne Zeit mit meiner Familie und meiner Freundin. Natürlich schaue ich gern, wie jeder Mann, schöne Frauen an, aber ich bin keiner, der mehrere Frauen auf einmal am Start hat. Also bin ich kein Playboy.

Sie gelten schon als extrovertiert, legen viel Wert auf Ihr Äußeres. Zupfen sich mal die Augenbrauen.

Bürki: Ich halte mich ehrlich gesagt überhaupt nicht für extrovertiert und glaube auch nicht, dass mein Umfeld das so sieht. Wir Fußballer stehen in der Öffentlichkeit. Von uns werden Fotos gemacht. Da ist es doch normal, dass jeder schaut, dass er dementsprechend aussieht und sich modisch kleidet. Andere fahren lieber schöne Autos und spielen Golf, ich schau halt in den Spiegel, bevor ich rausgehe. Es ist heute nicht mehr ungewöhnlich, wenn sich ein Mann die Augenbrauen zupft. Ihren Körper zieren Tätowierungen. Mit 18 haben Sie sich ein Kreuz zwischen den Schultern stechen lassen.

Welche Bedeutung spielt Religion in Ihrem Leben?

Bürki: Für mich ist wichtig, dass ich etwas habe, an dem ich festhalten kann. Das brauche ich. Vor allem, wenn es mal nicht so läuft. Ich weiß, wenn ich Gutes tue, wird auch mir Gutes widerfahren.

Bekreuzen Sie sich, wenn Sie das Feld betreten?

Bürki: Ich mache das nicht in der Öffentlichkeit. In der Kabine schon. Wenn ich das Amulett, das ich von meinem verstorbenen Großvater bekommen habe, ablege, mache ich ein Kreuzzeichen.

Als Sie noch in Zürich unter Vertrag standen, haben Sie mal gesagt, Sie möchten in einer der Top-Ligen in Europa spielen. Angekommen?

Bürki: Definitiv. In der Liga bin ich schon vor einem Jahr angekommen, als Freiburg mir die Chance gegeben hat. Und nun spiele ich bei einem Top-Club, der international sehr gut vertreten ist, das ist wirklich ein Traum.

Sie sind Schweizer wie Ihre Torwartkollegen Diego Benaglio, Yann Sommer und Marwin Hitz. Echte Exportschlager neben. Wie erklären Sie sich das?

Bürki: Das ist schwer zu sagen. Wer in der Bundesliga spielen darf, hat hart dafür gearbeitet. Das gilt für uns alle. Keinem wird etwas geschenkt. Die hervorragende Ausbildung in der Schweiz schlägt sich auch bei den Torhütern nieder.

Roman Weidenfeller rutschte in die Rolle des Bankdrückers. Wie ist Ihr Verhältnis?

Bürki: Professionell kollegial würde ich sagen, und äußerst harmonisch. Roman ist ein super Typ. Er hat nie etwas Negatives über mich gesagt. Im Gegenteil: er unterstützt mich. Wenn ich Fragen habe, kann ich zu ihm gehen.

Wurmt es Sie, dass Weidenfeller in der Europa League spielen darf?

Bürki: Ich als Sportler möchte natürlich in jedem Wettbewerb spielen, ist doch klar. Es geht nur nicht darum, was ich will. Der Trainer hat bislang so entschieden. Das akzeptiere ich. Und Roman helfe ich, wo ich nur kann.

Der St. Jakob-Park in Basel ist das größte Stadion in der Schweiz. 38 500 Zuschauer gehen rein. Mal zwei das Ganze und sie haben noch immer keine Dortmunder Verhältnisse. Haben Sie sich an die Atmosphäre gewöhnen können?

Bürki: Daran gewöhnen kann man sich nie. Es ist jedes Mal ein unglaubliches Gefühl, wenn man den Platz betritt und die Fans unsere Hymne singen. Überragend. Es pusht mich ungemein.

In der Bundesliga noch Bayern-Jäger, im DFB-Pokal im Viertelfinale, in der Europa League in der Zwischenrunde. Es könnte schlechter laufen.

Bürki: Das ist ein tolles Gefühl. In der Bundesliga haben wir ein bisschen aufschließen können, obwohl wir nicht groß auf die Tabelle schauen. In der Europa League möchten wir trotz der extrem starken Mannschaften, die nun aus der Champions League dazu stoßen, das maximal Mögliche erreichen, dieser Titel fehlt dem BVB ja als einziger noch. Und der DFB-Pokal ist der vermeintlich einfachste Weg, einen Titel zu gewinnen.

Wovon träumt ein Roman Bürki noch?

Bürki: So ein Champions-League-Finale, das hätte Charme.