Das Gedränge im Mittelfeld
Guardiolas Wunschspieler Alcntara könnte andere auf die Bank verdrängen. Gomez muss nicht der einzige „Flüchtling“ bleiben.
München. Pep Guardiola bekommt seinen Wunschspieler — und das wird beim FC Bayern Konsequenzen haben. Der Star-trainer muss nach dem Millionen-Transfer von Barcelona-Talent Thiago Alcántara jetzt erst recht Erfolge beim Triple-Champion liefern. Und im neuen Spielsystem (4-1-4-1) wird insbesondere im luxuriös besetzten Mittelfeld mit den Neuzugängen Thiago Alcántara und Mario Götze ein Kampf um die Plätze entbrennen, wie ihn die Bundesliga in 50 Jahren noch nicht erlebt hat.
„Der Konkurrenzkampf wird noch höher sein als letztes Jahr. Da musste schon Qualität draußen sitzen“, bemerkte Nationalspieler Toni Kroos letzte Woche im Trainingslager am Gardasee — und zu dem Zeitpunkt hatte Guardiolas Königstransfer noch keiner auf dem Radar. „Wenn alle Spieler gesund sind, haben wir ein paar schwierige Entscheidungen zu treffen“, ahnt Sportvorstand Matthias Sammer. Trotz Schweinsteiger, Ribéry, Robben, Müller, Kroos, Shaqiri, Martínez, Gustavo und den für 37 Millionen Euro aus Dortmund geholten Götze bestand Guardiola als Sahnehäubchen auf Alcántara.
Und weil der Jungstar so vielseitig verwendbar ist, „auf der Acht, der Zehn, der Sieben, der Sechs und der Elf“, so Guardiola, ist er für jeden ein Konkurrent, von Franck Ribéry über Kroos bis zu Arjen Robben. Die Bayern-Bosse erfüllten dennoch den „großen Wunsch unseres neuen Trainers“, wie es Karl-Heinz Rummenigge formulierte. Die 25 Millionen Euro sieht der Bundesliga-Krösus hervorragend angelegt. „Thiago ist gerade erst zum besten Spieler der U 21-Europameisterschaft gewählt worden. Er ist ein fantastischer Spieler mit großer Perspektive“, erklärte Vorstandschef Rummenigge.
„Wir brauchen die Fähigkeiten dieses Spielers im Mittelfeld“, erläuterte Guardiola. Der Mini-Xavi ist stark im eins gegen eins, am Ball brillant und torgefährlich. Ein „super, super Spieler“, so Guardiola. Der 42-Jährige kann den FC Bayern nun so zusammenbauen, dass er nicht mehr nach Jupp Heynckes aussieht, sondern nach Pep Guardiola. „Der Trainer hat eine neue Philosophie, die will er so durchziehen“, hat der Xherdan Shaqiri rasch begriffen.
Kroos weiß, worauf es für den Einzelnen nun ankommt. „Es ist die Aufgabe, sich bestmöglich anzubieten und zu hoffen, dass der Trainer den Spielstil von einem mag“, sagte der 23-Jährige. Es geht in eine WM-Saison, da können es sich Profis wie Kroos, Shaqiri oder Luiz Gustavo kaum erlauben, im Verein auf der Bank zu sitzen. Thiago Alcántara dürfte bei Guardiola gute Karten besitzen — wer nicht, könnte sich schon bis zum Ende der Transferperiode Ende August erweisen. „Nur wenn Spieler riechen, dass sie nicht so viel spielen, verlassen sie einen großen Verein“, hatte Guardiola gesagt, als er die Wechselabsichten von Thiago Alcántara begründete. Der vielsagende Satz lässt sich auch auf den FC Bayern übertragen.