Das Glück ist zurück in Westfalen
Wolfsburg ist lange Zeit das bessere Team. Dann steigert sich der BVB und siegt am Ende mit 2:1.
Dortmund. Wohltuend war sein Auftritt. So angenehm anders in der Welt des immer aufgeheizteren Profifußballs, wo Menschen regelmäßig ausflippen, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen. Auch Dieter Hecking war in der 77. Minute einen Moment lang irritiert gewesen. Hatte mit den Armen gerudert, Unbehagen gezeigt, irgendetwas in Richtung des vierten Offiziellen gerufen. Spätestens aber, als der Trainer des VfL Wolfsburg nach der unglücklichen 1:2 (1:0)-Niederlage bei Borussia Dortmund mit Fernsehaufnahmen konfrontiert wurde, bewies er sich als fairer Verlierer.
„Ein korrektes Tor“, sagte der Fußball-Lehrer mit fester Stimme. „Das habe ich im Spiel anders wahrgenommen.“ Und bezog sich auf den Treffer von Marco Reus, der ein sehr umkämpftes Match entschieden hatte. Torhüter Max Grün und Robin Knoche waren im Luftkampf zusammengerasselt — der Nationalspieler brauchte den heruntergefallenen Ball nur noch ins leere Tor zu schieben. Dass Wolfsburgs Schlussmann auch im Anschluss noch bei seiner Version („Ein klares Foul“) blieb, registrierte Hecking allenfalls mit einer hochgezogenen Augenbraue: „Ich wundere mich nicht über Aussagen von Torhütern.“
Klar ist: Die Fans dürfen sich bereits jetzt auf das Wiedersehen der beiden Mannschaften am Dienstag nächster Woche im DFB-Pokal-Halbfinale an gleicher Stelle freuen. Klar ist ebenfalls: Dann begegnen sich zwei Teams auf Augenhöhe. Unklar ist allerdings, ob Dortmund dann ein zweites Mal so viel Dusel hat. Denn zur Pause mussten die Gäste führen. Deutlich sogar. Sie waren fußballerisch besser und hatten enorm viele Chancen.
Dass Ivica Olic nur eine nutzte (34.), war auch Wolfsburger Sicht die Krux. Der Sturmführer hätte in einer Slapstick-Situation sechs Minuten später den zweiten Treffer erzielen müssen. Doch: Er traf innerhalb einer Sekunde nur zweimal die Latte. „Dieses Glück haben wir gerne in Anspruch genommen“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp. Seine Elf hatte sich in der Pause neu sortiert, zwei sinnvolle Auswechslungen vorgenommen und sich auch taktisch neu aufgestellt (4-1-4-1).
Das fruchtete in Verbindung mit einer ganz anderen Präsenz. Plötzlich wurde gekämpft, gegrätscht und auch Fußball gespielt. Der überragende Robert Lewandowski sorgte schon fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff für den Ausgleich. Dass er das Tor mit dem Rücken markiert hatte, war ihm völlig egal: „Hauptsache, das Ding war drin.“ So wurde eine unter dem Strich ausgeglichene Begegnung durch Reus´ Treffer entschieden.
Zehn Punkte Vorsprung auf den vierten Tabellenplatz und eine enorme Leistungssteigerung lassen Schwarz-Gelb beruhigter in brisante Tage gehen: Am Dienstag kommt Real Madrid in der Champions League, am Samstag geht es in der Meisterschaft zu Bayern München, und am Dienstag nächster Woche sind eben die Wölfe im DFB-Pokal zu Gast. Tage der Wahrheit für den BVB. Dortmund freut sich drauf. Weil das Fußballglück nach Westfalen zurückgekehrt ist.