Debatte um Nachwuchs-Transfer: Platini dagegen
Zuzenhausen (dpa) - Grundsätzliche Kritik von UEFA-Präsident Michel Platini, Beistand von Werder-Chef Klaus Allofs und Dortmunds Meistercoach Jürgen Klopp: Die Verpflichtung eines erst 13 Jahre alten Berliner Talents durch 1899 Hoffenheim entzweit weiter die Fußball-Gemüter.
Sogar der Chef der Europäischen Fußball-Union (UEFA) kommentierte den Fall. „Ich bin grundsätzlich gegen den Transfer von Minderjährigen“, sagte Platini der Nachrichtenagentur dpa mit Blick auf die Hoffenheimer Verpflichtung von Nico Franke von Tennis Borussia Berlin.
Dortmunds Trainer Klopp hielt dagegen: „Es mag früh sein: Aber der Junge ist in Hoffenheim in einem Topverein aufgehoben, in dem alles gemacht wird, in dem er perfekte Trainingsbedingungen vorfindet.“ Klopps Fazit: „Ein komplettes Wechselverbot für solch junge Spieler halte ich für Blödsinn.“ Auch Bremens Clubchef Allofs nahm den Bundesliga-Konkurrenten gegen zu harte Kritik in Schutz. „Man muss aggressiv sein, sonst bekommt man keine Spieler“, betonte Allofs.
Topclubs wie der FC Barcelona, Real Madrid oder der FC Chelsea haben immer wieder mit der Verpflichtung von Talenten im Kindesalter für Aufsehen gesorgt. So war auch Superstar Lionel Messi im Alter von 13 Jahren aus seiner Heimat Argentinien nach Barcelona gewechselt. Erst im November hatte Manchester United die Jagd nach Talenten auf die Spitze getrieben und einen Fünfjährigen geholt.
UEFA-Chef Platini hatte wiederholt ein gesetzliches Transferverbot für Minderjährige gefordert. „In jedem Land gibt es dazu Regeln und diese sind zu respektieren. Wenn die Regeln eingehalten worden sind, kann man nichts dagegen machen“, betonte Platini am Rande von Messis Auszeichnung zum Weltfußballer des Jahres in Zürich jedoch.
„Viel Neid im Spiel“ sieht 1899-Manager Ernst Tanner. „Wir stehen im Wettbewerb und machen das Gleiche wie unsere Mitbewerber. In der ganzen Republik ist das gang und gäbe.“ Dem hielt Uwe Harttgen, Leiter des Bremer Nachwuchszentrums, aber entgegen: „Wir halten grundsätzlich 13 Jahre für zu früh, um einen Spieler in unser Internat zu holen“, sagte er der „Kreiszeitung Syke“ (Dienstag). „Wir wollen so etwas nicht machen“, betonte auch Allofs.
„Man kann sich in seinem familiären Umfeld sehr gut als Fußballer entwickeln“, sagte Hertha-Coach Michael Skibbe zum Wechsel des 13-Jährigen. Mit 16, 17 könne man sicher darüber nachdenken, welches Leistungszentrum besser sei. „Aber normalerweise halte ich es für nicht notwendig. Wenn man beheimatet ist, sollte man auch da bleiben“, sagte Skibbe.
Hertha hatte Ärger mit Hoffenheim, als 1899 die deutschen U-15-Nationalspieler Rhami-Jasi Ghandour und Erdal Öztürk abwarb. Hertha-Manager Michael Preetz schrieb daraufhin einen Beschwerdebrief an die Deutsche Fußball Liga (DFL) und erteilte dem damaligen Hoffenheimer Chefscout Wolfgang Geiger Hausverbot.
Nico Franke soll in Hoffenheim bei einer Gastfamilie wohnen. Der Club übernimmt nach eigenen Angaben die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Zugfahrten nach Hause.