Hertha verscheucht Babbels Schatten: „Kein Bruch“
Belek (dpa) - Neuer Chef, neues Glück - Michael Skibbe hat mit seiner klaren, direkten Art schnell den inneren Frieden zu Hertha BSC zurückgebracht.
Schon zur Halbzeit des Trainingscamps des Berliner Fußball-Erstligisten sieht Präsident Werner Gegenbauer keine weiteren Belastungen mehr aus der Schlammschlacht um den inzwischen beurlaubten Trainer Markus Babbel. Im ersten Test in Belek gewann Hertha gegen den Drittligisten 1. FC Heidenheim mit 2:0 (1:0), Adrian Ramos (25.) und Marco Djuricin (73.) schossen die Berliner Tore.
„Ich habe nicht den Eindruck, dass jetzt ein Bruch drin ist“, sagte der Berliner Unternehmer, der Hertha in der Türkei begleitet und aufmerksam beobachtet. Dabei war kurz vor Weihnachten nach einer eineinhalbjährigen Erfolgsgeschichte mit dem Hertha-Gesicht Babbel der Hauptstadtclub wie aus dem Nichts in ein Chaos gestürzt - das hatte in Berlin und außerhalb nur für Kopfschütteln gesorgt. Gegenseitige Lügen-Vorwürfe von Trainer, Präsident und Manager Michael Preetz führten schließlich zur Beurlaubung von Ex-Europameister Babbel. „Das ist jetzt auch ein Neuanfang, das andere ist abgehakt“, betonte Gegenbauer in Belek.
Für den Clubchef geht es nun vor allem darum, „dass es so kontinuierlich weitergeht“ wie die vorherigen 18 Monate unter Babbel. 20 Punkte sind für einen Aufsteiger nach der Hinrunde schließlich aller Ehren wert. Und Skibbe bringt neue Motivation. „Jeder sucht seine Chance, das sieht man ja hier“, bemerkte Gegenbauer, warnte aber zugleich: „Trotzdem müssen vor allem die Ergebnisse stimmen.“ Vier Punkte Polster auf den Relegationsplatz sind kein Ruhekissen. „Das Saisonziel bleibt“, betonte der Präsident.
Natürlich war auch im Team der plötzliche Wechsel von Babbel zu Skibbe heiß diskutiert worden. „Das ist ganz klar, auch wenn man sagt, man will sich nur auf den Sport konzentrieren. Die ganzen Eskapaden, die da vorgefallen sind. Es ist schade, wie es auseinandergegangen ist“, bemerkte Stürmer Pierre-Michel Lasogga. Und Torhüter Thomas Kraft, von den Fans zum Herthaner der ersten Halbserie gewählt worden, ergänzte: „Wenn es uns wirklich belastet hätte, wäre es in den letzten beiden Spielen zu sehen gewesen. Und das war nicht der Fall.“
Hertha sicherte mitten in den Chaostagen zum Jahresabschluss 2011 mit einem 1:1 in Hoffenheim den Mittelfeldplatz in der Liga und zog mit einem 3:1 gegen Kaiserslautern ins Pokal-Viertelfinale ein. Und der neue Chef Skibbe trägt mit seinem unaufgeregten Führungsstil und seinem freudebetonten Training dazu bei, dass Babbels Schatten verscheucht wird. Nur einmal, bei seiner Antrittsrede vor dem Team, war Skibbe noch auf die Vergangenheit eingegangen: „Markus Babbel hat hier gute Arbeit geleistet, das möchte ich fortsetzen.“
Die ersten Entscheidungen Skibbes sind auch wenig spektakulär, kommen aber im Team gut an. So bescheinigte der neue Trainer allen Kandidaten für die zentrale Abwehr trotz der Probleme in der Hinrunde Bundesligareife. „Wir werden, wenn sich keiner mehr verletzt, auch keinen Verteidiger mehr verpflichten“, verkündete er am Dienstag.
Zuvor hatte Hertha den Vertrag mit dem Freiburger Felix Bastians zur neuen Saison perfekt gemacht. Offen scheint, ob der 23-Jährige, der auch in der Innenverteidigung spielen kann und bei Hertha einen Vierjahresvertrag bekommt, nicht doch schon im Winter wechselt. Präsident Gegenbauer vermeldete schon einmal zur neuen Gesamtlage: „Im Moment, habe ich festgesellt, stimmt alles.“