Der Bart bleibt dran: Volland lässt Hoffenheim jubeln
Sinsheim (dpa) - Bei der Frage, ob 1899 Hoffenheim eine Spitzenmannschaft in der Fußball-Bundesliga sei, grätschte Trainer Markus Gisdol verbal dazwischen. „Herr Breitenreiter will nicht antworten“, erklärte der 45-Jährige grinsend.
Sein Kollege André Breitenreiter hatte mit Aufsteiger SC Paderborn mit 0:1 (0:0) bei einer Mannschaft verloren, die nach dessen Ansicht eine „brutal hohe“ Qualität hat. „Wenn die Konstanz reinkommt, dann glaube ich, dass sie noch eine ganze Weile oben bleiben“, sagte er über den nach neun Spieltagen immer noch ungeschlagenen Hoffenheimer und ergänzte nach kurzem Nachdenken: „Die Konstanz haben sie ja eigentlich schon.“
Die Schießbude aus dem Kraichgau, wie es Hoffenheim in der vergangenen Saison noch war, ist derzeit jedenfalls geschlossen. Mit 13:7 Toren und 17 Punkten steht die TSG vor dem Pokalspiel gegen den FSV Frankfurt und der Partie bei Borussia Mönchengladbach klasse da.
Und von einem Angriffsduo wie Kevin Volland und Roberto Firmino kann die halbe Liga nur träumen. Firmino wurde vergangene Woche von Brasiliens Nationaltrainer Carlos Dunga erstmals ins Aufgebot der Seleção berufen. Matchwinner Volland war zwar kurz vor der WM aus Joachim Löws WM-Kader gestrichen worden, zeigt aber nach Rückenproblemen zu Saisonbeginn immer stärkere Form und freute sich am Samstag über sein erstes Saisontor.
„Solche Spiele sind extrem wichtig, die musst du gewinnen, wenn du oben bleiben willst“, meinte Volland später in der Katakomben der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena. Lächelnd strich sich der Kapitän der deutschen U21-Auswahl danach über das mittlerweile sehr haarige Kinn: „Der Bart bleibt so lange dran, bis wir verlieren.“ Die Sieger feierten den Erfolg mit dem üblichen, etwas altertümlichen Ritual. Mäzen und Milliardär Dietmar Hopp stimmte in der Kabine ein „Zicke, zacke, hoi hoi hoi!“ an.
Hoffenheim hat einen Höhenflug, obwohl die Angreifer Firmino und Volland jeweils erst einmal getroffen haben. Dass die beiden bisher „noch nicht so in ihrer Produktionsphase waren“, so Manager Alexander Rosen, habe ihm überhaupt keine Sorgen gemacht. Er weiß, was er an den beiden - noch - hat. Beide haben Verträge bis jeweils 2017 unterschrieben, der Marktwert dre Asse ist aber längst ins Zweistellige gewachsen. Bei der Frage nach der Zukunft Firminos verdrehte Rosen die Augen: „Wir sind auch nicht bescheuert und wissen, dass Spieler von solch einer Qualität irgendwann auch mal über uns hinauswachsen.“
Firmino war in einem Abnutzungskampf gegen den starken Aufsteiger einer der Besten auf dem Platz, Volland der Mann des Tages mit seinem Tor in der 74. Minute. Gisdol zollte seinem Team „ein totales Extralob“ für seine Beharrlichkeit: „Das war ein hartes Stück Arbeit. Wir sind heute sehr glücklich, dass wir dieses Spiel gewinnen konnten.“ Zumal Nationalspieler Sebastian Rudy vor 25 712 Zuschauern in der 5. Minute einen Foulelfmeter an den Pfosten gesetzt hatte.
Die Paderborner bekamen viel Lob für ihre technische und taktische Klasse, mussten sich aber erstmal selbst trösten. „Ich glaube nicht, dass sich die Mannschaft von ihrem Weg abbringen lässt, sie hat einfach eine Stabilität“, sagte Manager Michael Born. Breitenreiter meinte: „Wir haben gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind.“ Moritz Stoppelkamp lag am Ende enttäuscht und erschöpft auf dem Rasen. „Ich denke, wir waren heute absolut auf Augenhöhe mit einer Topmannschaft“, meinte der Angreifer. „Wir hätten einen Punkt verdient gehabt.“